Archiv für den Monat Mai 2013

Kometenzeit in Bonn

Schon seit grauer Vorzeit übt der Kosmos eine erstaunliche Faszination auf den Menschen aus. Dem einen reicht es, gelegentlich einen Blick auf den die Erde umkreisenden Mond werfen zu können. Andere sind fasziniert vom Sternenhimmel und dem Ruf des Kosmos, der darin liegt.

Von Zeit zu Zeit kommt nun aus den Tiefen des Alls ein Komet der Erde so nahe, dass er mit seinem in Sonnennähe entstehenden Schweif sichtbar wird. Auf der einen Seite steht dann eindeutig der Reiz der optischen Erscheinung dieses Kometen. Auf der anderen Seite dagegen gibt es Fragen, die von der Entstehungsgeschichte solcher Himmelsphänomene bis hin zu der möglicherweise von ihnen ausgehenden Gefahr reichen.

Zum kommenden Komet ISON (C/2012 S1), der nach heutigem Kenntnisstand ein beachtliches Spektakel bieten könnte, haben das Argelander Institut für Astronomie der Universität Bonn und die Volkssternwarte Bonn e.V. gemeinsam ein umfangreiches Programm „Kometenzeit in Bonn“ für die interessierte Bonner Bevölkerung ins Leben gerufen. Die unterschiedlichsten Vorträge und Seminare werden über den Kometen unter allen nur denkbaren Blickwinkeln berichten und informieren; Aktionen für Kinder, ein Science Café für Erwachsene und Beobachtungsveranstaltungen für alle runden das Gesamtprogramm ab.

Die „Kometenzeit in Bonn“ wird im Rahmen des Tags der Offenen Tür der Volkssternwarte Bonn am 03. November 2013 gemeinsam vom Argelander Institut für Astronomie und der Volkssternwarte Bonn eröffnet und dauert bis zum 10. Januar 2014. Freuen Sie sich bereits jetzt auf viele hochinteressante und spannende Einzelveranstaltungen!

Das Planeten-Trio – knapp aber erfolgreich

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22:19 MESZ, Sonne -6.7°, 1/20 Sekunde, Blende 5.6, ISO 400

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22:21 MESZ, Sonne -6.9°, 1/15 Sekunde, Blende 5.6, ISO 800

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22:21 MESZ, Sonne -6.9°, 1/15 Sekunde, Blende 4.5, ISO 800

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22:24 MESZ, Sonne -7.2°, 1/13 Sekunde, Blende 5.2, ISO 800

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22:27 MESZ, Sonne -7.5°, 1/6 Sekunde, Blende 4.0, ISO 400

Zwei Tage nach einem Erfolg im Landkreis Neuwied (RP) kann dieser Blogger heute auch einen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis (NRW) vermelden: Das Trio von Witten-Herbede aus über Bochum – stur den Wolkenstreifen trotzend, wenn auch Venus und Merkur mit arger Extinktion. Aber es geht – und mal wieder ohne Stativ aus der freien Hand … [Daniel Fischer. NACHTRAG: das mittlere Bild größer]

Planetentrio über dem KBA-Land angekommen

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Überraschend ist es Rolf Hempel gestern in Buchholz im Westerwald gelungen, das abendliche Planeten-Trio mit bloßem Auge zu sichten und spontan abzulichten: „Ich hatte mich gar nicht darauf vorbereitet. Als ich gegen 22:00 Uhr aus dem Fenster sah, guckte mich plötzlich Jupiter an. Kurz darauf fand ich auch Venus und Merkur mit dem bloßen Auge. Erst da dämmerte es mir, daß ich ja auch ein Photo machen könnte. Leider reichte die Zeit nicht mehr, mein großes Gitzo-Stativ aus dem Keller zu holen und das Tele-Zoom zu montieren. So mußte ich es mit dem Standard-Zoomobjektiv, das gerade an der Kamera war, aus der Hand versuchen. Ich war froh, daß überhaupt etwas daraus geworden ist. Aber die Jupiter-Monde sucht man unter diesen Umständen leider vergeblich.“ Parallel Bilder aus Bremen – und Arizona. [Rolf Hempel]

Fahrplan für Komet ISON auf 50° Nord

Die Sichtbedingungen für den sehnlich erwarteten Kometen verändern sich rund um sein Perihel in einem halben Jahr immer wieder auf’s Neue – ein Blick in 11 „Kapiteln“ auf die unterschiedlichen „Fenster“ für 50° Nord (und ungefähr gültig für den gesamten deutschen Sprachraum Europas), basierend meist auf dieser Tabelle, die gleich drei aktuelle Helligkeitsmodelle auflistet, von denen hier überwiegend das „mittlere“ zugrunde gelegt wird; zahlreiche Horizontgrafiken vom Kometen mit anderen Himmelsobjekten sind hier zu finden:

  • Anfang August bis Ende Oktober taucht der Komet nach Konjunktion mit der Sonne – minimale Elongation: 4.6° am 15. Juli – wieder am Morgenhimmel auf und ist ein teleskopisches Objekt, das von 13. auf vielleicht 8. Größe steigt. Eine akzeptable Höhe vor Beginn der Morgendämmerung wird Anfang September erreicht und steigt von dann 10 auf schließlich 30 Grad bis Ende Oktober, wenn die Sonnenelongation mit bis zu 53° maximal wird.

  • In den ersten zwei November-Wochen gehen die Elongation auf 38° und die Morgenhöhe bei Dämmerungsbeginn auf 12° zurück, während ISON von 7. auf 5. Größe steigt und ein Feldstecher-Objekt geworden sein sollte. Der Mond stört die gesamte Zeit nicht: Dies ist mithin das beste „normale“ Sichtfenster vor dem Perihel, mit dem Kometen akzeptabel hoch an dunklem Himmel. (Dass er am 3. November während der totalen Sonnenfinsternis am afrikanischen Totalitätshimmel sichtbar wird, ist reichlich unwahrscheinlich.)

  • Vom 15. bis 25. November stürzt die Elongation auf 14° ab, und der Komet tritt erst während der Morgendämmerung nennenswert über den Horizont – während gleichzeitig die Helligkeit vermutlich noch kaum heller als +2 mag. liegen dürfte: ISON ist damit ein schwieriges bis unmögliches Objekt, dessen erneutes Erscheinen am Himmel ganz von der Zunahme der Helligkeit bei Erreichen des sehr sonnennahen Perihels am 28. November abhängt. Und erst recht davon, ob und wann sich bereits vor dem Perihel ein substanzieller Staubschweif ausbildet.

  • Vom 26. bis 28. November sollte ISONs Helligkeit steil ansteigen und negativ werden, was ihn bei Sonnenaufgang auf dem Horizont sitzend erscheinen lassen könnte; ein eventueller flächenheller Staubschweif ginge schon vor der Koma, deren Sonnenenlongation von 11 auf 5° schrumpft, in der stärker werdenden Morgendämmerung auf. (Zugleich erreicht der Phasenwinkel mit 110° ein lokales Maximum, aber ob dies durch Vorwärtsstreuung Koma und Schweif nennenswert aufhellen kann, ist unklar.) Je nach Helligkeitsentwicklung und Himmelstransparenz mag ein Nachweis der Koma am Taghimmel mit technischen Tricks nicht ausgeschlossen sein.

  • Am 28. November tagsüber könnte es möglich sein, dass ISON mit der richtigen Technik am Taghimmel zu finden ist, während er auf sein Perihel um 19:35 MEZ zueilt: Dann steht er 1,9 Mio. km vom Sonnenzentrum entfernt und von der Erde aus 1/2° von der Sonnenmitte bzw 1/4° vom Sonnenrand entfernt, ist aber in Deutschland schon vor mehr als 3 Stunden untergegangen. Am deutschen Nachmittag betragen der Sonnenabstand noch 5 Mio.km und der Winkelabstand etwa 2°, am Vormittag sind es 7 Mio. km und 3°: Ob – und mit welchem technischen Aufwand und v.a. Sicherheits-Vorkehrungen – ISON mit vielleicht irgendwo zwischen -5 und -10 mag. dicht neben der Sonne nachgewiesen werden kann, ist völlig unklar. Bei anderen Kometen, zuletzt McNaught 2007, gelang so etwas alle paar Jahrzehnte einmal.

  • Am 29. November geht ISON zusammen mit der Sonne auf und steht am Vormittag erneut 3° und am Nachmittag 4° neben ihr – und am Abend noch 2° hoch, wenn die Sonne untergeht: Ab jetzt gibt es im Prinzip Sichtfenster vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang, von denen das morgendliche aber noch bis in den Januar hinein das deutlich bessere bleibt. Die Komahelligkeit dürfte an diesem Tag die höchste sein, die in Europa zu erwarten ist, ein sehr spitzes Maximum, so dass der ganze Tag für – vorsichtige! – Sichtungsexperimente geeignet ist, dito die Morgen- und Abenddämmerung für eine Schweifsuche.

  • Am 30. November hat die Elongation 5° wieder überschritten, während die Komahelligkeit schon wieder gegen Null tendieren dürfte: Ab jetzt ist eher interessant, wie es nach dem Perihel um den Schweif ISONs und dessen Flächenhelligkeit und Länge bestellt ist. Bei Sonnenunter- und -aufgang steht der Komet heute jeweils 3° über dem Horizont, d.h. erneut sind beide Dämmerungen von einigem Interesse für mögliche Schweifsichtungen mit der Kometenkoma noch bzw. schon wieder unter dem Horizont, während mit einer Tagsichtbarkeit jetzt kaum noch zu rechnen ist.

  • Vom 1. bis 5. Dezember steigt die Elongation von 8 auf 18°, wärend ISON durch Skorpion und Ophiuchus zieht – nicht eben adventliche Sternbilder, aber die Sichtbedingungen v.a. morgens aber auch abends werden besser, während die Komahelligkeit von nullter auf 1. bis 2. Größe zurückgeht, der Staubschweif aber noch hell sein könnte: Dies könnte das beste Sichtfenster überhaupt werden, mit ISON als einem „zweiten West“. In den 5 Tagen steigt seine Höhe bei bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnendepression 6°) von 3 auf 11°, und am 5.12. steht ISON auch bei Beginn der nautischen (Depression 12°) schon 5° hoch. Während er an diesem Abend bei einer Sonnendepression von 6° immerhin noch 3° hoch steht. Auch der Phasenwinkel hat wieder zugenommen, auf 128 bis 123°: Vielleicht hilft auch das der Brillianz des Kometen.

  • Vom 6. bis 15. Dezember – die Elongation verbessert sich von 20 auf 43° – sollte ISON einfach zu finden aber nicht mehr spektakulär sein, da die Helligkeit der Koma auf etwa 4. Größe fällt. Dafür steht der Komet jetzt wieder vor Beginn der Morgendämmerung über dem Horizont, anfangs 2 und am Ende des Intervalls 23° hoch, und immer noch stört kein Mond. Die Morgenhöhe bei 12° Depression steigt von 7 auf 30°, und Abends steht ISON bei 6° Depression 3 bis 12° und bei 12° Depression zuletzt 5° hoch. Dunklerer Himmel v.a. vor Dämmerungsbeginn aber auch nach ihrem Ende könnte immer noch einen sehenswerten Schweif hervor bringen.

  • In der zweiten Dezemberhälfte gehen die Sichtbedingungen erheblich zurück, trotz ISONs immer besser Geometrie (Elongation 45 bis 93°, Höhe vor Dämmerungsbeginn 25 bis 56°, Höhe nach Dämmerungsende 1 bis 37°): Erst stört der Mond alle Dunkel-Fenster bis zum 20. Dezember, dann kann ihm zwar wegen der immer längeren nächtlichen Sichtbarkeit – ab etwa dem 23. Dezember wird ISON im Hercules zirkumpolar – immer aus dem Weg gegangen werden – aber die Kometenhelligkeit dürfte von 4. auf 6. Größe fallen: So wie PANSTARRS in den Monaten nach dem Perihel wird er jetzt (wieder) ein Objekt für Kometenspezialisten, die aber sicher noch viel aus ihm heraus holen können.

  • Im Januar 2014 liegt die Elongation über 100° (Maximum: 119° am 18.-21. Januar), ISON ist weiterhin zirkumpolar und – bald Abends besser als Morgens – am Ende bis zu 80° hoch an dunklem Himmel zu sehen. Nur leider mit einer Helligkeit, die den Monat hindurch auf die 8. bis 10. Größe absinken dürfte: Der Komet ist jetzt wieder ein teleskopisches Objekt – und man wird nun sicher wissen, ob 2013 wirklich das beste „Jahr der Kometen“ seit vielen Jahrzehnten geworden ist, zu dem es 2012 so mancher ausgerufen hatte, und ISON gar der „Komet des Jahrhunderts“ …

Noch bis in diesen Juni hinein kann ISON vor der Sonnenkonjunktion beobachtet werden, und die Lichtkurve seit Jahresbeginn macht zunehmend Kummer: Blind extrapoliert würde aus dem Kometen rein gar nichts mehr werden, aber eigentlich jeder rechnet damit, dass die Lichtkurve bald wieder anzieht. In einem Vierteljahr wird man vielleicht schon klarer sehen, wohin die Entwicklung der Komahelligkeit läuft, aber was der Schweif „vor hat“, wird sich wohl kaum vor November erweisen. PANSTARRS hat die moderaten Erwartungen an seine Helligkeit durchaus erfüllt, der Schweif aber blieb flächenschwach und kurz: Bei ISON werden wir zumindest mehr von der Seite auf ihn schauen, was allein bereits eine größere Show erhoffen lässt. Aber wie groß, das ist die Frage … [Daniel Fischer]

Live-Blog von der Planeten-, Kometen- und Sonnetagung in St. Andreasberg


19. Mai

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Gemeinsames Bestaunen der Venus und des Jupiter vor dem Tor der Mindener Hütte – erstere war jetzt, trotz Wolken anderswo am Himel, schon deutlich leichter als gestern zu finden; als letzten Vortrag des Tages referiert Michael Anton jetzt über … Transite derselben. [22:00 MESZ] Mit eigenen Aufnahmen zu den Klängen des Transit of Venus von Morning Star und dem „Transit of Venus March“ zum Abschluss – Blasmusik auf einer Planetentagung muss eben sein! Danach noch erste Diskussionen über deren Zukunft, die Talking Points werden geclustert … [23:10 MESZ -Ende]

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[NACHTRÄGE: die Beschlüsse der Abschluss-Diskussion am 20. Mai, die sich als ausgesprochen produktiv erwies, ein Tagungsbericht, ein ganz aktuelles 123-Seiten-Paper über die „exponentiell“ steigende Rolle von Amateuren in der Planetenforschung, oben ein (hier stark prozessiertes) Bild von Bernd Brinkmann, das gestern unterhalb der Venus auch schon den Merkur nachweist – und die SPIEGEL-Titelgeschichte von 1950 über den 2003 verstorbenen deutschen Amateur-Planeten-Pionier Ern(e)st „Ernie“ Ludwig Pfannenschmidt]

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Der Saal ist gut gefüllt am Haupt-Vortrags-Tag

Als nächstes Thomas Wolf über den Venustransit in Australien (AutoStitch-Panorama). [15:30 MESZ] Weitere Vorträge zu Sonnenfackeln (M. Delfs) – und wieder dem Venus-Transit (exzellente Bilder von Martin Fiedler) … [17:35 MESZ. NACHTRAG: ein Video vom 2. Kontakt von ihm] … nebst Astrofotografie von einem QLD-B&B mit Sternwarte aus. [17:40 MESZ] Und noch ein Venustransit, von Uwe Schmidtmann – zur Abwechslung mal aus Polen. [17:55 MESZ]

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Nach dem Abendessen wurde es erstmal historisch: Rudolf Hillebrecht über 40 Jahre Jupiter und Michael Delfs über die (Frühstgeschichte der) FG Sonne. [19:45 MESZ] Jetzt Bernd Gärken mit 2012 DA14 in Italien. [19:55 MESZ] Und wieder zum Venustransit, jetzt am Nordkap. [20:10 MESZ]

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Silvia Kowollik erklärt die Konstruktion einer richtig kleinen Reisemontierung … [21:15 MESZ] … und führt vor, wie man mit Fantamorph ruckelfreie Rotationen von Planeten aus wenigen Bildern erzeugen kann. [21:20 MESZ]

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Strahlender Sonnenschein in der „Pfingstsonntagsruhe“ verleitet natürlich zu allerlei Experimenten – wobei das Sonnenbild genau wie der Mond unten (zzgl. einer alten SoFi-Brille als Filter) entstand: Dominant sind die Gruppen 1748 (o.l.), 1745 (o.r.) und 1746 (u.r.); mittagshalber ist Norden ziemlich genau oben. [13:40 MESZ] Die heutigen Flecken im Detail; derweil haben die Vorträge wieder begonnen, zuerst Martin Hörenz über die H-Alpha-Relativzahl. [14:35 MESZ] Und die Sonnenscheibe heute mit Hausnummern aus SDO-Sicht. [14:55 MESZ]

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2:20 – 3:05 MESZ: der Himmel über St. Andreasberg

Ein Dreiviertelstündchen zwischen Monduntergang und zu heranwaberndem Nebel sowie schon deutlich beginnender astronomischer Morgendämmerung nutzten drei Unentwegte für ein bisschen Astropraxis: Der Himmel hier ist deutlich dunkler als in Violau. Aufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtung bei ISO 1600 zeigen einen ungeplanten Iridium-Flare und das Sommerdreieck sowie den 6″-Refraktor von Michael Anton im Einsatz: Der zeigte den Kometen PANSTARRS jetzt wesentlich detailreicher und größer, mit seinem extremen Schweiffächer weit in beide Richtungen aufgespannt. [3:20 MESZ. NACHTRAG: eigenlich genau so wie auf dieser Aufnahme ein paar Stunden früher]


18. Mai

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Abendstimmung mit vier Himmelskörpern: In einem kurzen Zeitfenster gegen 21:45 zeigten sich Jupiter und Venus (im 2. Bild stark heran gezoomt) über dem Horizont des Tagungsortes, während im Süden noch Nebel wallten, mit dem Mond im ersten Viertel hoch darüber. [22:00 MESZ] Das erste Bild größer. Alle Bilder – natürlich – freihändig mit Superzoom-Kamera mit 29-fachem optischem Zoom an beiden Anschlägen … [22:10 MESZ. NACHTRAG: derselbe Mond mit mehr Aufwand] Als Bonus gab’s noch einen PANSTARRS in einem 13-cm-Maksutov: eindeutig unrund, aber wegen eines nahen Sterns nicht so recht zu erkennen, in welcher Weise. [23:40 MESZ]

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Bildaufnahme und Bildverarbeitung live auf der Bühne

Die CCD-Aufnahme von Planetenbildern und ihre Verarbeitung werden in der Szene zwar schon seit einem Vierteljahrhundert betrieben, und oft werden heutzutage nur noch die fertigen Ergebnisse präsentiert. Aber hin und wieder tut es auch gut, mal wieder alle Schritte zu sehen: heute Abend live vorgeführt von Silvia Kowollik, wobei der zu verarbeitende Jupiter natürlich aus der Konserve kam. [19:40 MESZ]

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Als „Privatservice“ für dieses Blog hat Silvia hier mal die vier ‚besten‘ Teleskop-losen Trash-Saturne vom April gestackt – erstaunlich … Inzwischen gibt Bernd Gährken als Quasi-Fach-Referent eine Abendshow über Polarlicht-Beobachtungen 2012. In HD und als Extended Version. [20:35 MESZ]

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Impressionen vom Sonnenturm und der Sternwarte Hainberg – siehe hier und hier – im Besitz der Amateurastronomischen Vereinigung Göttingen: Die Tagungsteilnehmer konnten es kaum fassen, was hier einer Volkssternwarte „zugefallen“ ist, die die gewaltigen historischen Teleskope nun wieder in Betrieb nimmt. Ihrer „ursprünglichen Bestimmung wieder zuführen“, kann man bei dem Sonnenturm natürlich nicht sagen, da es sich um eine Investition des III. Reichs zur Förderung des II. Weltkriegs handelte. Sein Sonnenteleskop in einem Stück zu fotografieren, geht prinzipiell nicht: stattdessen Bilder aus mehreren „Etagen“. [17:55 MESZ. NACHTRAG: Links aktualisiert]

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Das Staub- und Gas-Verhältnis von Komet PANSTARRS

allein aus Amateurbeobachtungen bestimmt von Uwe Pilz (auch wenn die Auswertung nir ‚cum grano salis‘ zu betrachten sei): Bei diesem Kometen war die Staubproduktion von Anfang an enorm – während sie beim periodischen Kometen Hergenrother erst nach dem Perihel anstieg. [11:10 MESZ] Jetzt einführender Vortrag von Kai Bröking zum Hainberg-Observatorium bei Göttingen, das heute Nachmittag besucht wird. [11:25 MESZ] Spektroheliografie mit extremer spektraler Enge – mal ein ganz anderer Blick auf die Sonne. [11:50 MESZ]

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Chelyabinsker Meteoriten auf der Tagung gelandet! Und das gleich zusammen einem Splitter einer Glasscheibe, die der Airburst am 15. Februar demoliert hatte: eins von zahlreichen Mitbringseln von Marc Wiekhorst bei seinem Meteoriten-Vortrag jetzt. [10:10 MESZ] Weil’s so schön war: nochmal in größer! [10:20 MESZ]

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Tagung läuft: Anspruchsvolles schon vor 9 Uhr Morgens

Erste physikalische Diskussionen kurz nach 8:30 MESZ löste ein Vortrag von Andreas Eberle über Filtertechniken in der Sonnenbeobachtung aus. Interessante Entdeckung u.a.: Ein „normaler“ UV-Filter, wie er z.B. in der Venus-Beobachtung verwendet wird, liefert zusammen mit einem Neutralfilter Bilder, die ähnlich wie durch einen Ca-Interferenzfilter aussehen. [9:15 MESZ] Im zweiten Vortrag zeigte Silva Kowollik ein bemerkenswert seeingarmes H-Alpha-Video der letztjährigen Ring-SoFi bis zum Untergang. [10:05 MESZ]


17. Mai

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Es hat begonnen! Die erste Planetentagung nicht in Violau – und ebenso erste zusammen mit der Sonnetagung – seit 1984 hat tief im Harz begonnen: Den „bunten Abend“ zur Eröffnung bestritten 2 1/2 Stunden lang dieser Blogger mit dem Venustransit auf Rhodos und in der Geschichte, Polarlichtern mit der Hurtigruten und dem Australien-SoFi-Trip, Thomas Wolf mit einem La-Palma-Video, Bernd Gährken mit der Jupiter-Bedeckung durch den Mond, und als Bonus gab’s noch, live von Vimeo gestreamt, die aktuelle Aussie-Ring-SoFi und die Polar Spirits. [22:55 MESZ von Daniel Fischer]

Wird dies ein Zentrum der Rhein-Sieg-Astronomie?

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Ausnehmend grottiges Wetter verhinderte zwar jedwede „Testbeobachtung“, aber ein Dutzend Mitglieder der Sternfreunde Siebengebirge konnte heute Abend zumindest die Jugendherberge in Selhof am Rande von Bad Honnef nebst angrenzender Wiesen inspizieren, welche sich zumindest im Prinzip für kleinere oder größere Starparties eignen könnten. Während die – leider ÖPNV-technisch eher entlegene – JH selbst für preiswertes Catering, ggf. Übernachtung und auch Seminarräume sorgt: In einen der letzteren mussten die Sternfreunde denn auch prompt fliehen, als die Jugend im Speisesaal die „GUT DRAUF“-Zertifizierung ihrer Herberge all zu wörtlich nahm … [Daniel Fischer]

„Vom Urknall zum Weltall“: Wissenschaftsfestival gastiert in Wuppertal

Bereits seit 2001 tourt das erfolgreiche Wissenschaftsfestival „Highlights der Physik“ durch die Bundesrepublik und nun kommt es nach einem Stopp 2009 in Köln wieder ganz in unsere Nähe: Als 13. Station kommt jetzt im September die Schwebebahn-Stadt Wuppertal hinzu. Das diesjährige Motto lautet „Vom Urknall zum Weltall“, wobei sich dann fünf Tage lang Jung und Alt zur Teilchenphysik und Astroteilchenphysik informieren kann. Neben dem Hauptstandort direkt vor dem Wuppertaler Rathaus (Johannes-Rau-Platz) finden weitere Veranstaltungen auf dem 200 Meter entfernten Geschwister-Scholl-Platz (inkl. im dortigen Haus der Jugend) sowie 2 Kilometer entfernt in der Immanuelskirche statt.

Und das Festivalprogramm kann sich mehr als sehen lassen: Es gibt ein Juniorlabor, ein Physik-Kindertheater und Wissenschaftsshows für die Kleinen, viele Angebote mit Live-Experimenten für Schüler (Schülerwettbewerb, Physik-Arena) und „Physik für Fußgänger“. Außerdem stehen Teilchenphysiker Rede und Antwort und am 19. September gibt es einen unterhaltsamen EinsteinSlam im Haus der Jugend. Hauptanziehungspunkt wird aber sicher das Wissenschaftszelt auf dem Rathausplatz mit über 30 Ausstellungsständen (u.a. auch mit Sonnenbeobachtung) sein. Hier kann man wunderbar in die fantastische Welt der Teilchenphysik eintauchen. Als Redner für die Abendvorträge in der Kirche wurden u.a. der bekannte TV-Astrophysiker Harald Lesch und der „Star-Trek-Wissenschaftler“ Metin Tolan eingeladen; durch eine dreistündige Bühnenshow am Eröffnungstag wird der Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator Ranga Yogeshwar führen. [Nico Schmidt]

Eine explosionsfreudige Sonnenfleckengruppe …

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… ist gestern am Rand erschienen und wird sich in dieser Woche dank der Sonnenrotation immer mehr in die Mitte der Scheibe begeben – und bisher hat sie es mächtig krachen lassen: Wie z.B. hier ausgiebig dokumentiert, hat diese Aktivitätsregion Nr. 11748 (oder einfach AR 1748) innerhalb von rund 48 Stunden bereits vier Flares der höchsten Kategorie X abgesondert. Das Bild oben von 3:47 MESZ heute zeigt den jüngsten bei 13 nm Wellenlänge, die Vorgänger hatten z.T. noch knapp hinter dem Sonnenrand stattgefunden. Mit den Flares gingen auch meist koronale Massenauswürfe (CMEs) einher, natürlich nicht in Erdrichtung – aber das wäre ganz anders, wenn sich die AR 1748 in der Scheibenmitte immer noch so benehmen sollte. Ihr Betragen wird intensiv auf dieser Webseite analysiert (der neueste Stand immer ganz unten), Details über aktuelle Sonnenflares und CMEs gibt es z.B. sehr zeitnah hier, hier oder hier auf Facebook, und wenn sich was Verdächtiges auf der Sonne tut und v.a. wenn etwas Richtung Erde unterwegs ist, ist dieses Forum mit die beste Quelle. [Daniel Fischer. NACHTRAG: unten eine Mini-Doku über die Fleckengruppe und ihre vier X-Flares]

Planeten-Trio – es wird nicht leicht …

Das Dreieck aus Venus, Jupiter und Merkur Ende des Monats wirft schon seinen Schatten voraus, sind doch solcherlei Trios eine Rarität, vor allem wenn die drei aktuell hellsten Planeten des Himmels mitspielen. Doch leicht zu sehen sein wird es leider nicht: Zwar haben die Planeten alle negative Helligkeiten (Venus -3.9 mag., Jupiter -1.9 mag., Merkur -1.0 bis -0.5 mag.), aber dafür stehen sie mit Elongationen von nur ~15° selbst am Ende der bürgerlichen Dämmerung (Sonne 6° unter dem Horizont) wegen der Neigung der Ekliptik zum Horizont nur etwa 5° hoch und sind damit auch bei klarstem Himmel schon einiger Extinktion ausgesetzt. Hier ist der Fahrplan für die interessanteste Woche, in der die drei vom 25. bis 27. Mai ein kompaktes Dreieck bilden und am 30. eine schräge Linie, bei der die Venus von Merkur und Jupiter flankiert wird – für 50° nördliche Breite jeweils mit Datum und Venus-, Jupiter- und Mars-Helligkeiten und -höhen bei 6° Sonnentiefe:

24. Mai: Venus -3.9 mag. und 4° / Jupiter -1.9 mag. und 6° / Merkur -1.0 mag. und 5°
25. Mai: Venus -3.9 mag. und 4° / Jupiter -1.9 mag. und 6° / Merkur -0.9 mag. und 6°
26. Mai: Venus -3.9 mag. und 4° / Jupiter -1.9 mag. und 5° / Merkur -0.8 mag. und 6°
27. Mai: Venus -3.9 mag. und 5° / Jupiter -1.9 mag. und 5° / Merkur -0.7 mag. und 7°
28. Mai: Venus -3.9 mag. und 5° / Jupiter -1.9 mag. und 4° / Merkur -0.6 mag. und 8°
29. Mai: Venus -3.9 mag. und 5° / Jupiter -1.9 mag. und 4° / Merkur -0.6 mag. und 8°
30. Mai: Venus -3.9 mag. und 5° / Jupiter -1.9 mag. und 3° / Merkur -0.5 mag. und 8°

Die Erfahrung mit Komet PANSTARRS in der Abenddämmerung im März hat gezeigt, dass es jeweils einen – nur wenige Minuten währenden – Zeitraum gab, in dem das Verblassen der Dämmerung und die Zunahme der Exinktion zur besten Sichtbarkeit führten, während die Bedingungen vor- und nachher für visuelle Beobachtungen wie auch Fotografie signifikant schlechter waren. Diesmal haben wir es mit Punktquellen zu tun, die auch allesamt deutlich heller sind als es PANSTARRS‘ Koma je wurde, dafür spielt sich aber alles in noch deutlich geringerer Höhe über dem Horizont und damit durch noch viel mehr Luft hindurch ab. Erste Sichtungen der Venus zu Beginn ihrer Abendsichtbarkeit hat es aber schon jetzt gegeben, die derzeit bei 6° Sonnentiefe nur 2° hoch steht. Das regt zu Beobachtungen schon jetzt an: Heute Abend z.B.steht der junge Mond zwischen Venus und Jupiter, der bereits gestern (in Kalifornien) neben der Venus gesichtet wurde – kurioserweise am lokal selben Kalendertag wie die australische SoFi, wenn auch real fast 30 Stunden nach dieser. [Daniel Fischer. NACHTRAG: In Spanien hat einer das Jupiter/Mond/Venus-Foto geschafft]

Wie Coca Cola die Sonnenfinsternis rettete …

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Wie schon vor einem Jahr verfolgte der Blogger auch die ringförmige SoFi 2013 „remotely“, mit Hilfe dreier Webcasts aus Australien – aber nur einem davon, den ein „Coca Cola Space Science Center“ organisiert hatte, gelang die Live-Übertragung der Ringphase, während ausgerechnet der Astro-Webcast-Star Slooh nur von einer Kamera weit außerhalb der Annularitätszone ein Bild bekam und alle anderen Uplinks aus Wetter- oder technischen Gründen ausfielen. Zwar hatten auch die Cola-Astronomen häufige Wolkenprobleme, konnten aber den Ring durch dünne Wolken zeigen: ein zweiter Screenshot kurz nach dem obigen und im Live-Blog von der SoFi ein dritter, wiederum etwas später. Das dramatischste Bild, das in den ersten Minuten im Web erschien, entstand allerdings ganz woanders: nahe dem Beginn des Annularitätsstreifens in West-Australien bei Sonnenaufgang – mit geschlossenem Ring! [Daniel Fischer. NACHTRAG: Das Cola-Video kam übrigens aus Coen auf der York-Halbinsel Queenslands – unten noch drei besonders gute aus West-Australien, dem Northern Territory und … aus dem Weltraum]