Archiv für den Monat Januar 2014

08. März: Öffentliche Beobachtung an der Poppelsdorfer Allee

Am 15. Januar 2014 starb im hohen Alter von 98 Jahren ein ganz Großer der Hobbyastronomie: John Dobson (kleiner Nachruf, deutsche Berichte von 2006 hier, hier und hier). Eigentlich kennt heute jeder Amateurastronom seine in den 1950er Jahren gemachte Erfindung des Dobson-Teleskops (Foto rechts), doch außerdem hat er wie kein Zweiter die Astronomie in die Öffentlichkeit gebracht. Er wollte nie etwas anderes machen, als seine ganze Faszination für den Nachthimmel mit den Leuten auf der Straße teilen und heute kann man sich gar nicht vorstellen, wievielen staunenden Fußgängern er die Sterne, Mond und Planeten näher brachte. John Dobson ist Mitbegründer der Organisation mit dem deshalb so treffenden Namen „Sidewalk Astronomers“. Wie der Begriff „Sidewalk Astronomers“ schon ahnen lässt, nehmen diese Hobbyastronomen die Bezeichnung Öffentlichkeitsarbeit wortwörtlich und kommen mit ihren Teleskopen in die Stadt, um auf dem Bürgersteig den Fußgängern einen kurzen Blick auf den Mond oder die Planeten zu ermöglichen. Jedes Jahr ruft die Vereinigung außerdem zu einem globalen Bürgersteig-Astronomie-Abend (ISAN, International Sidewalk Astronomy Night) auf, der nun am 08. März bereits zum 7. Mal stattfindet.

Ich als Besitzer eines Dobson-Teleskops finde es sehr wichtig (darum auch mein Aufruf), dass wir Bonner Sternfreunde uns diesmal an der weltweiten öffentlichen Beobachtungsaktion der „Sidewalk Astronomers“ beteiligen. Wir werden unsere Teleskope am 08. März auf der Wiese der Poppelsdorfer Allee in Höhe der Alten Sternwarte (Poppelsdorfer Allee 47) aufbauen, da dort schon einige öffentliche Beobachtungen durchgeführt wurden; die Aktion soll um 19:00 Uhr beginnen. Beobachtungsziele an diesem Abend werden der Halbmond mit seinen unzähligen Kratern, Jupiter mit seinen vier hellsten Monden, der helle Orionnebel und andere Hingucker des Frühjahrshimmels sein, vielleicht ist sogar auch noch eine aktuelle Supernova beobachtbar.

Und auch wenn der Himmel bedeckt sein sollte, wird an diesem Tag die Volkssternwarte Bonn (VSB; Foto links) auf dem Gelände der Alten Sternwarte geöffnet sein. Hier können sie Hobbyastronomen buchstäblich Schwarze Löcher in den Bauch fragen und außerdem wird im Kuppelraum in Erinnerung an John Dobson eine Präsentation zu sehen sein, die sich mit seinem Leben und vor allem mit der Bedeutung für die astronomische Öffentlichkeitsarbeit befasst. Denn Dobsons Idee, seine Vision und das Engagement werden weiter leben; nach seinem Vorbild bzw. der bereits Jahrezehnte alten Tradition wird es auch in Bonn weiterhin öffentliche Beobachtungen geben. [Nico Schmidt]

Aurora, die dritte: In der Ruhe liegt die Kraft …

Kapitel 1: Das grüne Band von Sommarøy

19:39, 41 und 50 und 20:00 und 11 MEZ: 60 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Nach dem Spektakel auf schwankenden Planken im Dunkeln und der suburbanen Show nun in der dritten Nacht Polarlicht auf festem Boden und bei dunklem (und schon wieder klarem) Himmel: bei einem organisierten Ausflug, der bis auf die kleine Insel Sommarøy führte. Allerdings wollte die Aurora nicht so recht: stundenlang nur ein – wenn auch mitunter helles – grünes Band im Norden, das nur zuweilen ein paar Wellen schlug. Trotzdem ein beeindruckendes Bild, mit im Osten der fernen Lichtglocke Tromsøs.

20:29 MEZ: 40 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

In Gegenrichtung über den Köpfen der Aurora-Fotografen dagegen keinerlei Aktivität: Das Nordlicht blieb – auch auf 69°38′ Nord ein nördliches solches.

20:55 MEZ: 25 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

20:59 MEZ: 50 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400.

21:24 MEZ: 30 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

21:29 MEZ. 60 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Etwas mehr Struktur im Band, über dem Lagerfeuer der Expedition: Strandidylle bei -10°C (oder so) in tiefer Nacht.

Kapitel 2: Der norwegische Bus-Zauber … geht immer

21:53 MEZ: 3.2 Sekunden(!) bei Blende 2.8 und ISO 1600

Was schon bei der Beobachtung am Abend zuvor mit dem Tromsøer Linienbus geklappt hatte, geht auch auf Charter-Fahrt: Kaum saßen die meisten im Bus, kam es ohne Vorwarnung doch noch zu einem Substurm – das Polarlicht war anfangs so hell, dass man es wie hier locker aus der freien Hand fotografieren konnte. Man beachte, dass praktisch keine Sterne zu sehen sind: wesentlich kürzere Belichtung, Aurora trotzdem ausbelichtet!

21:56 MEZ: 10 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

21:58 MEZ: 15 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

22:00 MEZ: 20 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Spätere Phasen des schon wieder abschwellenden Substurms, bei dem die Aurora erstmals weit über das grüne Band hinaus ragte. Dann ging die Fahrt aber doch los, die Berge der Insel Kvaløya.

Kapitel 3: Das Glimmen in den Bergen

23:08 und 09 MEZ: 25 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Bei der Ankunft dort 45 Minuten später hatte sich das Bild abermalls völlig verändert: Das grüne Band war weg, dafür glimmte der halbe Himmel matt, mit zuweilen isolierten Strahlen im Norden.

23:43 MEZ: 30 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Und plötzlich war auch das grüne Band wieder da, knapp über der Bergkante zu sehen …

23:53 MEZ: 25 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

… und wurde „natürlich“ wieder deutlich heller, als die meisten erneut im Bus saßen. Da besagt der skandinavische Volksglauben, man dürfe Polarlichter nicht verspotten, sonst kämen sie einen holen – aber wir wurden regelmäßig von der Aurora gefoppt!

23:59 MEZ: 30 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Die dann aber bald wieder keine Lust mehr hatte und nur noch ein sehr diffuses Glimmen schickte. Auch wenn große Substürme wie an den zwei Abenden zuvor diesmal nicht dabei waren: Wieder hatte es mehrere „neue“ Spielarten des überaus abwechslungsreichen Phänomens Nordlicht zu sehen gegeben, in größer auch hier, hier und hier (auch hier und von anderen in derselben Fylke hier und hier und sogar viel weiter südlich bei Ålesund aufgenommen). Was will man mehr … [Daniel Fischer. NACHTRAG: weitere Parallel-Aufnahmen aus der Nähe hier und hier sowie die Allsky-Bilder von EISCAT und Magnetometer-Daten aus Tromsø]

Mit dem Linienbus zum Substurm

23:01 MEZ: 15 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Gestern wieder eine klare Nacht, Ausschläge der Magnetometer im Norden und grüne Bänder auf einer Live-Allsky-Kamera in der Nachbarschaft schon kurz nach Dämmerungsende: Das konnte nur den Aufbruch zur mutmaßlich besten Beobachtungsstelle auf der dicht besiedelten Insel Tromsøya bedeuten, zu einem bereits gegen Mittag ausgekundschafteten Abschnitt der SW-Küste bei der Telegrafbukta. Doch bis dort ein Substurm gegen 23:00 MEZ die obige Pracht an den Westhimmel malte, die es mit den besten Minuten der Beobachtung am Abend zuvor auf See aufnehmen konnte, war Geduld gefragt …

Der Schauplatz einen halben Tag vorher: Blick nach Westen am Folkeparken Tromsøs vorbei in Richtung der Insel Kvaløya. Ein Standort, der von der Innenstadt aus mit der Buslinie 34 in einer Viertelstunde zu erreichen ist. Abfahrt hier spätabends halbstündlich, letzter Bus um 23:52 MEZ.

21:33 MEZ: 10 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Der Anblick kurz nach der Ankunft, aus dem Windschatten des oben zu sehendes Häuschens: Der Blick geht entlang des Aurora-Ovals weit nach Westen. Zwar einige Aktivität, aber die Lichtverschmutzung durch Tromsø von rechts verschluckt doch manches schwache Detail. Außerdem driften zeitweise von der Stadt beleuchtete Wolken durch’s Feld.

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21:41 und 22:08 MEZ: 15 bzw. Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Das Polarlicht blieb zwar zunächst durchweg schwach, verändert aber fortwährend seine Gestalt, so dass keine Langeweile aufkam. Doch ob es noch einmal zu einem Substurm wie früh am Abend kommen würde, wusste noch niemand. Und alle halben Stunden lockte ein Bus zurück in’s Warme …

22:23 MEZ: 20 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Hoffnung auf mehr Action keimt auf: Das Band wird deutlich heller und kommt in schnellere Bewegung (hier natürlich verwischt), oft die Vorankündigung einer besonders aktiven Phase. Zeitweise schlängelt sich das Band auch quer über den Himmel, dann verblasst es wieder.

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22:43, 46 und 51 MEZ: 15 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 800

Im Laufe des Abends verlagerte sich die Aktität kontinuierlich weiter südwärts und die Kameras schwenkte mit: Links ist bereits der Orion zu sehen. Zwar viele Strukturen, aber an hellen fehlt es. Daher der Entschluss, zum Bus um 22:55 zu gehen – aber denkste …

22:54 MEZ: 15 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Auf halbem Weg zur Haltestelle plötzlich im Osten sehr helle Aurora-Schlaufen – hier in der Hektik viel zu lang belichtet, so dass sie sich über eine große Fläche verschmiert haben. Im Vordergrund das alte Aquarium der Universität.

22:58 MEZ: eine (!) Sekunde bei Blende 2.8 und ISO 400

An besagter Haltestelle angekommen plötzlich in allen Richtungen helles Polarlicht – unmöglich, die verschiedenen Aspekte auch nur annähernd einzufangen. Praktischerweise hatte der Bus etwas Verspätung, so dass das Einsteigen knapp verhindert werden konnte: schnell zurück vor das Aquarium …

23:00 und 02 MEZ: 15 bzw. 13 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

… und gerade zur rechten Zeit für den hellsten Substurm dieser Stunden, in atemberaubender Pracht wieder über dem Westhorizont aufgetürmt! Das Aufmacherbild liegt zeitlich zwischen diesen beiden Aufnahmen.

23:07, 08 und 09 MEZ: 15 Sekunden bei Blende 2.8 und ISO 400

Hier auch mal bei der ausgeharrt habenden Beobachter mit im Bild, während sich die Struktur des Polarlichts und seine – nur der Kamera erkennbaren – Farben schon wieder verändert haben.

23:14 MEZ: 13 Sekunden bei Blende 3.2 und ISO 800

Das Abschiedsbild – der Bus um 23:22 sollte es dann schon sein – mal zur Abwechslung nicht mit maximalem Weitwinkel sondern heran gezoomt auf 44 (statt 25) mm KB-Äquivalentbrennweite. Wie sich später herausstellte, hatten wir den aktiven Abend schnellerem Sonnenwind aus einem koronalen Loch zu verdanken: Die prächtigen Aufnahmen hier, hier und hier enstanden bei dunklerem Himmel auf Kvaløya selbst und diese eine Insel weiter nördlich – und die Allsky-Kamera zeigte während des besten Substurms dieses Bild. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: die Allsky-Bilder von EISCAT und Magnetometer-Daten aus Tromsø – und das 1. Bild landete hier auf Platz 11 …]

Polarlicht-Spektakel auf Hurtigruten-Spritztour

Über 30 Wintertage ist dieser Blogger nun schon 2011-13 auf der Hurtigruten entlang der norwegischen Küste geschippert, und bei jeder der drei Reisen gab es herausragende Aurora-Displays zu genießen – jetzt war er gerade einmal vier Stunden auf der MS Nordkapp unterwegs, zwischen Skjervøy und Tromsø (das diesmal den festen Standort der Polarlicht-Expedition bildet) nahe 70° Nord, und was gestern Abend geboten wurde, spielte in der gleichen Liga. Wie immer geben die lange belichteten Bilder das volle – und mitunter in rasanter Bewegung befindliche und den ganzen Himmel erfassende – Erscheinugsbild nur sehr andeutungsweise wieder, dafür aber bunter als was das Auge sieht …

Nach dem Verlassen von Skjervøy war lange nur ein extrem schwaches unstrukturiertes Glimmen am Nordhorizont zu erahnen gewesen, aber lang belichtete Fotos zeigten, dass es allmählich interessanter wurde. Und plötzlich dann das (21:19 MEZ: 15 Sek. ISO 1600; alle Aufnahmen mit Blende 2.8 und KB-Äquiv.-Brennweite 25 mm, teilweise beschnitten).

Nur durch Zufall entdeckt und dann systematisch aufgenommen: eine vom westlichen Ende des Aurorabogens aus senkrecht hoch in den Himmel ragende rote Säule, wegen ihrer Farbe für das Auge kaum zu erkennen, fotografisch aber um so überraschender (21:28 MEZ: 30 Sek. ISO 1600).

22:08 MEZ: 30 Sek. ISO 1600.

22:11 MEZ: 20 Sek. ISO 1600.

22:18 MEZ: 20 Sek. ISO 1600.

Die Farben Grün und Rot sind immer echt, das Blau allerdings ist Qualm des Schornsteins (22:26 MEZ: 30 Sek. ISO 800).

Während das Display über lange Strecken zwar lichtschwach blieb, kam es immer wieder zu rasantem Anstieg der Helligkeit einzelner Strukturen, die gleichzeitig auch wuchsen und in Bewegung gerieten – es war nur mit Mühe möglich, die Belichtung anzupassen (zweimal 22:34 MEZ: 8 Sek. ISO 1600).

22:42 MEZ: 15 Sek. ISO 1600.

22:43 MEZ: 15. Sek. ISO 800.

22:44 MEZ: 15 Sek. ISO 800.

23:01 MEZ: 15 Sek. ISO 1600.

23:04 MEZ: 6 Sek. ISO 800.

Zweimal 23:05 MEZ: 4 Sek. ISO 800.

23:10 MEZ: 6 Sek. ISO 1600.

Mit der Annäherung an Tromsø wurde das Display wieder diffuser (23:12 MEZ: 13 Sek. ISO 1600), und weite Teile des Himmels zeigten nun fotografisch einen Grünton. Magnetometrisch korrespondierte der ganze Ausbruch mit einer signifikanten isolierten Störung in „unserem“ Breitenbereich – aber der (globale) Kp-Wert blieb bei … eins. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: noch drei Bilder hier, hier und hier – und offenbar dasselbe Display, von Tromsø selbst aus aufgenommen (mehr und mehr) sowie auf den Inseln Kvaløya (mehr) und Andøya und in Nordschweden (mehr) – und aus der Luft ab England. Plus die Allsky-Bilder einer Kamera bei EISCAT und Magnetometer-Daten aus Tromsø]

Observatorium Hoher List lockt mit einwöchigem „Sternensommer“

Harald Simon

Im Observatorium Hoher List (OHL) brennt wieder Licht. Nachdem zum 01. Juli 2012 die Uni Bonn ihre Universitätssternwarte in der Vulkaneifel geschlossen hat, gab es schließlich vergangenen Herbst wieder positive Nachrichten, vor allem dadurch, dass die Sternwartengebäude unter Denkmalschutz gestellt wurden. Nun plant die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel (AVV), vormals Förderverein des OHL, zusammen mit der Verbandsgemeinde Daun einen siebentägigen „Sternensommer“ unter dunklem Landhimmel. Für bis zu 80 Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren soll hier vom 14. bis 20. Juli ein großes Sommerlager stattfinden. „Die Woche der Fantasie und des Miteinanders soll die Möglichkeiten im Eifel-Kosmos aufzeigen. Das wird eine spannende Woche“, verspricht die Landtagsabgeordnete und bildungspolitische Sprecherin Ruth Ratter (Bündnis 90/Die Grünen), die maßgeblichen Anteil an dem Denkmalschutz für die Bonner Eifel-Sternwarte hat. Für das Jugendcamp ist u.a. derzeit eine Musikaufführung und ein Foto-Workshop eingeplant, als Theater-Vorstellung soll außerdem „Der kleine Prinz“ in einem Zirkuszelt aufgeführt werden. Um den „Sternensommer“ auch so stattfinden zu lassen wie geplant, ist man allerdings noch auf der Suche nach Sponsoren, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Die Gesamtkosten belaufen sich 39.000 Euro, wobei die Hälfte immerhin das Land Rheinland-Pfalz übernimmt. [Nico Schmidt]

Die größte schmalste Venussichel 2014

Alex Tudorică

Während am vergangenen Freitagabend mit einer großen Parallelveranstaltung der Abschluss der „Kometenzeit in Bonn“ sowie das Winter-Planetenseminar der Volkssternwarte Bonn (VSB) am Argelander-Institut in Bonn-Endenich stattfand, wurde zuvor tagsüber mit dem 50cm-Teleskop auf dem Institutsdach diese hauchdünne Venussichel aufgenommen. Die Venus wechselt aktuell vom Abendhimmel zum Morgenhimmel und zog dabei am Wochenende genau zwischen Erde und Sonne vorbei. Dabei ereignete sich jedoch kein Venustransit wie 2004 oder 2012, unser strahlender Nachbarplanet wanderte rund 5 Grad oberhalb der Sonne vorbei. Die Venus hatte zudem ihren geringsten Abend zur Erde, so dass letzten Freitag Alex Tudorică die größte schmalste Venussichel 2014 mit dem Institutsteleskop fotografieren konnte. Der 39,8 Millionen Kilometer ferne Nachbar erschien zu diesem Zeitpunkt am Himmel 1 Bogenminute groß. [Nico Schmidt]

Wie Gagarins Kopf nach Bonn-Bad Godesberg kam

Bastian Ahrens

Juri Gagarin war der erste Mensch im Weltraum. Im April 1961 umrundete er in seiner Raumkapsel Wostok 1 in 108 Minuten einmal den Blauen Planeten, wobei er bis zu 330 Kilometer entfernt über unsere Erde hinwegflog. „Ich sehe Wolken … es ist wunderschön, was für eine Schönheit“, funkte der Kosmonaut zur Erde. Jeder kennt Gagarins Namen, doch die wenigsten Bonner wissen, dass sich sein Kopf immer noch mehr als 10 Meter hoch über Bad Godesberg befindet. Gagarins ungefähr einen Meter großes Abbild war in der damaligen sowjetischen Botschaft im Godesberger Stadtteil Schweinheim ausgestellt und wurde schließlich vor über 20 Jahren mit einem Fiat 500 ins Villenviertel befördert, wo der Kopf des ersten Raumfahrers noch heute in der Beethovenallee von einem Hausdach lugt und sogar Startpunkt für Geocaching-Freunde ist. [Nico Schmidt]

Riesiger Meteoritenkrater – kleines Flugzeugfenster

Diese Fotos von Paul Hombach, Vereinsmitglied der Volkssternwarte Bonn (VSB), zeigen den größten als solchen sichtbaren Meteoritenkrater der Erde. Paul tritt bei seinen immer unterhaltsamen Veranstaltungen auch gerne mit Keyboard auf, wenn es um sein Thema der astronomischen Sonifikation geht. Seit Jahren macht er das so erfolgreich, so dass er zum Jahresanfang sogar von der deutschen Botschaft in Washington D.C. eingeladen wurde und dort als „Astrotainer“ auftrat. Und schon auf dem Hinflug fiel ihm über der Ostküste Kanadas ein markanter ringförmiger Struktur auf. Dieser 70 Kilometer große ringförmige Manicouagan-See, der sogar aus der Erdumlaufbahn problemlos auffällt, ist der Überrest eines 215 Millionen Jahre zurückliegenden Impaktereignisses. Hier löste der Einschlag eines 5 Kilometer großen Asteroiden eine kosmische Katastrophe in der späten Trias aus. [Nico Schmidt]

Abschluss der Kometenzeit: Planetenseminar trifft Bonner Sternenhimmel

Zum Ende der erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Kometenzeit in Bonn“ gab es eine Premiere: Der Bonner Sternenhimmel, kurz nach seinem Jubiläum, ging nahtlos in das Planetenseminar der Volkssternwarte Bonn über. Zur Einstimmung bot Jörg Stegert mit der bewährten drehbaren Sternkarte einen Blick auf die aktuellen Sternbilder. Stefan Krause, Organisator der Kometenzeit, ließ das Kometenjahr 2013 Revue passieren und zeichnete die Entwicklung speziell der Kometen C/2012 S1 ISON und C/2013 R1 Lovejoy  anhand beeindruckender Bilder nach. Es schlossen sich Gruß- und Dankesworte von Peter Oden (für die Volkssternwarte Bonn, inkl. eines Rückschau-Videos auf die Kometenzeit) und Dr. Michael Geffert (für das Argelander Institut für Astronomie) an. Danach hatten die Besucher ganz entspannt die Gelegenheit, entweder mit dem Team des Bonner Sternenhimmels (Jörg Stegert, Andreas Maul) am Teleskop in der Institutskuppel einen Blick auf Jupiter und Mond zu werfen oder dem Vortragsprogramm des Planetenseminars zu lauschen. Nach einer Einführung durch den Autor mit einer Vorschau auf die Himmelshighlights 2014 (zu finden in P. Hombachs Astroalmanach) entführte Daniel Fischer vor gut besetztem Hörsaal die Zuschauer nach Uganda zur Sonnenfinsternis des 3.11.2013, die ja zur Eröffnung der Kometenzeit auch live beim Tag der offenen Tür in der VSW Bonn übertragen wurde. Seine Bilder gaben einen Eindruck von der Faszination dieser sehr kurzen totalen Finsternis ebenso wie von der reichen Tierwelt des Landes. Passend dazu gab es noch spontan zwei SoFi-Videos von Harald Kavel. Der Kalenderexperte Heiner Lichtenberg verteilte den Kalender mit den zyklischen Mondphasen 2014. Freddy Dorst hatte hervorragende Aufnahmen des dreifachen Mondschattens auf Jupiter vom 12.10.2013 dabei. Den Abschluss machte der Autor mit Impressionen aus Washington. Besonderer Dank gebührt Gastgeber Michael Geffert, der so viel zum Gelingen des Abends beigetragen hat. Das Planetenseminar, es war das 67., kehrte damit sogar zu seinen Wurzeln zurück: Erstmals 1987 hatte sich die damals gegründete Bonner AG Planeten in den Räumlichkeiten der Institute getroffen. PH

PLSEM67aJörg Stegert erklärt den aktuellen Himmelsanblick

PLSEM67bGrußworte von Peter Oden…

PLSEM67c…und Michael Geffert

PLSEM67dDaniel Fischers Bericht über die Uganda Expedition

PLSEM67eFreddy Dorst und das Thema dreifacher Mondschatten auf Jupiter

PLSEM67fBlick zu Mond mit dem Spiegelteleskop auf dem Dach des AIfA. Bilder:PH

Astrotermine für Bonn und Himmelsvorschau 2014

2014 ist zwar schon anderthalb Wochen alt, aber 50 ½ Wochen kommen ja noch und deshalb soll hier noch ein astronomischer Überblick über dieses Jahr gegeben werden. Natürlich pflege ich weiter regelmäßig meine Liste „Astrotermine für Bonn“ (2014), in der ich auf öffentliche Veranstaltungen mit astronomischem Bezug in der Umgebung hinweise: Aktuelles aus der Forschung gibt es wieder beim DLR-Astroseminar, es wird erneut vier Ausgaben der beliebten Reihe „Pauls Portables Planetarium“ geben, die eigentlich schon für 2013 angekündigte große Mars-Wanderausstellung kommt endlich in unsere Nähe und in der Volkssternwarte Bonn (VSB) werden die eingeführten montäglichen Vortragstermine weiter regelmäßig stattfinden. Die Volkssternwarte auf dem Gelände von Argelanders alter Sternwarte ist weiterhin jeden Montagabend geöffnet und bei klarem Himmel wird auch beobachtet, und zusätzlich wird es jeweils am letzten Montag im Monat einen spannenden Vortrag geben. All das findet sich bereits unter „Astrotermine für Bonn“.

Der deutschlandweite Astonomietag findet 2014 am 05. April statt. Dazu wird es nicht nur eine öffentliche Beobachtung von Bonner Sternfreunden in Sankt Augustin geben, Veranstaltungen an anderen Orten in der Umgebung werden noch geplant. Ein neuer Flyer mit weiteren Terminen (u.a. zum jährlichen Tag der offenen Tür bzw. zum Sommer-Planetenseminar der Volkssternwarte Bonn) soll noch vor dem Astronomietag veröffentlicht werden.

Auch die Himmelsvorschau 2014 bietet wieder allerhand Sehenswertes am Sternenhimmel. Wie gewohnt hat dazu VSB- und KBA-Sternfreund Paul Hombach seinen nur eine Seite umfassenden Astro-Almanach mit vielen interessanten Himmelsereignissen zusammengestellt, und Daniel Fischer informiert sehr ausführlich ebenfalls über Bedeutendes am Himmel im Jahr 2014. Eine weitere astronomische Übersicht zu Ereignissen im Sonnensystem findet sich hier. [Nico Schmidt]