Archiv für den Monat Juni 2013

Am Eröffnungstag im Bonner Universitätsmuseum

Wie vor 10 Tagen berichtet, öffnete heute zum ersten Mal das neue Universitätsmuseum Bonn seine Türen (Presseechos gibt’s hier, hier sowie hier, und wie man sieht, war das Uni-TV auch vor Ort). Und da steht es nun, das heute einzigartige Heliometer. Nachdem es vor 170 Jahren in Poppelsdorf in der Bonner Sternwarte aufgestellt wurde, ist es hier nun erstmals dauerhaft für die Öffentlichkeit ausgestellt. Wie auf Hochglanz poliert steht es fast zentral im großen Museumsraum und wirkt so tatsächlich wie ein technisches „Prunkstück“, wie es Thomas Becker, Leiter des Archivs der Uni Bonn und „spiritus rector“ (die Ansprache des Rektors) bzw. Vater des Universitätsmuseums, in einem Interview bemerkte. Seit „fast 20 Jahren“ hatte er den Traum eines Museums, das die Universität selbst zum Thema hat.

Räumlich gesehen ist es zwar nur ein „ein Raum tiefes Museum“, aber auf der Zeitachse bietet es gebündelt die fast 200-jährige Geschichte der Universität Bonn; in einem kleineren Vorraum ist derzeit die Wechselausstellung zum Hofgarten, „Bonns schönster Liegewiese“, zu sehen. Großartig fand ich vor allem, dass der warme hölzerne Look der ehemaligen Studentenbücherei beibehalten und in das moderne Design des Museums integriert wurde. An den Wänden werden die einzelnen Fakultäten und die Geschichte der 1818 gegründeten Universität vorgestellt: Von der 1827 aufgesetzten Verfassung, über einen mehr als 100 Jahre alten prachtvollen Rektor-Talar, Heinrich Heines Urkunde zur Ehrendoktorwürde bis zu Exmatrikeln und Reisepässen ausländischer Studenten. Die Wand an der Kopfseite ist der Platz von Bonns berühmtesten Studenten. Beispielsweise finden sich hier Karl Marx (eine Karzerstrafe wegen „nächtlichen ruhestörenden Lärmens und Trunkenheit“ ist auf seiner Exmatrikel vermerkt), Konrad Duden, Friedrich Nietzsche, Karlheinz Stockhausen und Norbert Blüm. Und mit den beim Sofa liegenden Tablets lassen sich einige Clips (u.a. ein kurzer Beitrag vom Sternenfest 2009 mit Ranga Yogeshwar über die Hobbyastronomie) ansehen.

In 10 großen Tischvitrinen als „Schaufenster der Wissenschaft“ werden einzelne große Forschungsarbeiten vorgestellt; auf ausziehbaren Tafeln kann man weitere Hintergründe nachlesen. Hier findet man etwa August Kekulé und die Entschlüsselung eines Moleküls bzw. wie er durch einen Traum einer sich in den Schwanz beißenden Schlange auf den Aufbau des Benzol-Rings kam, und Wolfgang Paul, einer von zwei Nobelpreisträgern (in fünf Jahren) der Universität. Zum Teilchenphysiker Wolfgang Paul und seiner Erfindung, der sog. Ionen-Falle, wird es im Deutschen Museum Bonn in der Ahrstraße vom 13. November 2013 bis zum 24. August 2014 eine Sonderausstellung geben: „Der Teilchenfänger – Die Welt der Atome erleben und verstehen“. Und dann begegnet man zwischen Lotus-Effekt und Benzol-Ring natürlich noch Professor Argelander und seine „Bonner Durchmusterung“. Es wird das schrittweise Entstehen des Sternkatalogs, der nach 11 Jahren Arbeit 1863 veröffentlicht wurde, gezeigt und im Text heißt es, dass von um 1870 erst 20 bekannten Sternentfernungen 4 mit dem Bonner Heliometer gemessen wurden. Will man also Bonner Wissenschaftsgeschichte oder einfach die 200-jährige Geschichte der Universität entdecken, dann lohnt sich das „ein Raum tiefe Museum“ auf jeden Fall. [Nico Schmidt]

Von Linien und Punkten, Zwergen und Riesen

Blickt man in einer klaren Nacht hoch an das Himmelszelt, so erscheinen die unzähligen Sterne nur als bloße Lichtpunkte, doch mit der Entdeckung der sog. Fraunhoferlinien – nach dem genialen Optiker Joseph Fraunhofer benannt – vor ziemlich genau 200 Jahren im bayrischen Benediktbeuern war der Schlüssel zur direkten Erforschung der Gestirne gefunden – selbst wenn die zu untersuchenden Studienobjekte Lichtjahre weit entfernt sind. Vor etwa 150 Jahren begründeten schließlich der Physiker Gustav Kirchhoff und der Chemiker Robert Bunsen in Heidelberg die Spektralanalyse und begannen den im Sternlicht versteckten „Strichcode“ zu verstehen; das vor 100 Jahren erdachte Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD), basierend auf der Entdeckung von Sternriesen und -zwergen durch Ejnar Hertzsprung und Henry Norris Russell, war ebenfalls ein wegweisender Meilenstein für die Stellarastronomie. Diese spannende Entwicklung in der Astronomie hat Michael Geffert in einem Vortrag am 31. Mai im Kontext zur Bonner Astronomiegeschichte dargestellt. Während zu Argelanders Zeiten an der alten Sternwarte in Poppelsdorf noch einige der ersten Sternentfernungen bestimmt wurden, hielt ab 1900 mit der Aufstellung des großen Doppelrefraktors in einem nebenstehenden Kuppelbau (heute Heimat der Volkssternwarte Bonn (VSB)) die Spektroskopie Einzug in die Bonner Astronomie.

Vor allem sind hier Karl Friedrich Küstner und Waltraut Seitter zu nennen. Küstners Arbeitsgebiet war die Bewegungen von Sternen und Kugelsternhaufen und so bestimmte er spektroskopisch u.a. Radialgeschwindigkeiten (Bild 3 zeigt ein Spektrum des Sterns alpha Ari), wobei dies umgekehrt sogar Rückschlüsse auf die Bewegung der Erde um die Sonne zulässt. Mit 18 Spektren des hellen Sterns Arktur (alpha Boo), aufgenommen im Juni/Juli 1904 und Dezember/Januar 1905, konnte Küstner aus den Verschiebungen von Spektrallinien auf die Erdgeschwindigkeit und damit auf den Abstand von der Erde zur Sonne – Astronomische Einheit (AE) genannt – bestimmen. Dazu gibt es auch Praktikumsaufgaben „für Schlechtwetter-Astronomie“ (ohne Lösung, mit Lösung). 60 Jahre später folgte dann der von Waltraut Seitter erstellte „Bonner Spektralatlas“, die erste Habilitationsschrift einer Astronomin in Deutschland. Und es wurde sogar versucht, ob mittels Spektroskopie Aussagen über den Aufbau unserer Umgebung in der Milchstraße (Bild 4) möglich sind.

Nach dem für mich sehr interessanten Vortrag, obwohl es eigentlich nur um die Analyse von Linien ging, wurde erneut die vor einem Jahr geschlossene Bonner Universitätssternwarte auf dem Hohen List in der Eifel thematisiert. Wie es hieß, wird es wohl sehr wahrscheinlich dazu kommen, dass die großen Teleskope deutschlandweit ausgeschrieben werden. Das 1953 aufgestellte Schmidt-Teleskop (50 Zentimeter Spiegel, 34 Zentimeter Öffnung, 1,4 Meter Brennweite), mit dem der „Bonner Spektralatlas“ entstand, ist glücklicherweise schon gerettet und soll beim Käufer als Gartensternwarte genutzt werden. Und das 170 Jahre alte Heliometer Argelanders ist endlich für die Öffentlichkeit zugänglich und kann ab sofort im neuen Universitätsmuseum besichtigt werden.

Anschließend konnte man noch einen Blick in den Raum der entstehenden „Sammlung historischer Himmelsaufnahmen“ werfen, auch wenn diese eigentlich noch rudimentär über drei Räume verteilt ist. Ein paar historische Geräte waren zu sehen und auf zwei Tischen lagen ausgebreitet alte Arbeitsmaterialien: Darunter Blätter des „Bonner Spektralatlas“ mit einem Massenspektrometer links (Bild 5), das im Sommer 1983 und Anfang 1984 bei zwei Space-Shuttle-Missionen mitflog, sowie eines von drei Objektivprismen des Schmidt-Teleskops (Bild 6), das dem Bonner Astronomen Theodor Schmidt-Kaler mal auf den Fuß fiel, wie Herr Geffert erzählte. Außerdem versuchten sich einige Besucher mit kleinen Bastel-Spektroskopen am Erkennen der Fraunhoferlinien im Sonnenlicht und tatsächlich war schwach aber immerhin der Schlüssel zur Physik der Sterne darin sichtbar.

Übrigens wird die astronomiegeschichtliche Reihe zur „Sammlung historischer Himmelsaufnahmen“ im Spätsommer erneut mit drei Vorträgen fortgesetzt, wobei im August ein Vortrag zum Bonner Doppelrefraktor folgen wird. Und wer Näheres zur Geschichte des vor genau 100 Jahren entstandenen Hertzsprung-Russell-Diagramms erfahren möchte, dem sei noch die nächste Ausgabe der Zeitschrift „interstellarum“ empfohlen; das Heft 89 erscheint am 19. Juli. [Nico Schmidt]

‚Supermoon‘ vom 23.06.2013

'Supermoon' vom 23.06.2013

Ein paar kleine Lücken in einer ansonsten weitgehend dichten Wolkendecke erlaubten gestern überraschenderweise für wenige Minuten dennoch diesen Schnappschuss des „Supermoon“ [Peter Oden]

Mond mit Goldenem Henkel – und Spica

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1/100 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 100, KB-Äquiv.-Brennw. 735 mm

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Dreimal 1/40 Sekunde bei Blende 5.3 und ISO 200, KB-Äquiv.-Brennw. 735 mm

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1/4 Sekunde bei Blende 3.5 und ISO 400, KB-Äquiv.-Brennw. 100 mm. Alles Ausschnitte

Angeregt durch den Tweet eines Kollegen, u.a. diesen Artikel und dann auch noch Facebook-Postings entsprechender Motive in einer ‚lokalen Gruppe‘ hier ein paar Impressionen der Konjunktion des Mondes mit „Goldenem Henkel“ mit der Spica sowie ganz unten auch noch Saturn. Entstanden kurz vor Mitternacht freihändig mit einer Panasonic DMC-FZ48, nur gegen eine Wand lehnend … [Daniel Fischer]

Ein Bonner in Delft

Ich komme gerade – eingeladen von meiner Frau – von einem langen Wochenende in Delft zurück, wo wir auf den Spuren Vermeers gewandelt sind, der hier geboren wurde und gestorben ist.

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Eines seiner berühmtesten Gemälde,das ‚Mädchen mit dem Perlenohrring‘ begegnet einem auf Schritt und Tritt, auch in den unterschiedlichsten Abwandlungen.

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Aber man stößt auch auf ganz andere Spuren, nämlich die von Antoni van Leeuwenhook, der zwar das Mikroskop nicht erfunden, es aber mit selbstgeschliffenen Linsen geradezu unglaublich verbessert hat, so dass man zum ersten Mal damit rote Blutkörperchen, Protozoen und Bakterien sichtbar machen konnte.

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Er war nach heutigem Kenntnisstand mit Vermeer befreundet und stand auch Modell für dessen Bild ‚Der Astronom‘.

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Und auch noch ganze andere ‚astronomische‘ Objekte stachen ins Auge, so wie etwa das ehemalige Observatorium, das für astronomische und Zeitmessungen eingesetzt wurde. Es befindet sich auf dem Dach des Instituts für Geodäsie und wurde von der niederländischen Regierung zum Nationaldenkmal erklärt.

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Bonner Heliometer reif für neues Universitätsmuseum

Universität Bonn, uni-bonn.tv

170 Jahre nachdem das Bonner Heliometer nach Poppelsdorf in die damals noch im Bau befindliche Sternwarte kam, hat das historische  Instrument einen neuen Stammplatz bekommen. Viele Jahre stand es vor dem großen Vorlesungsraum im Argelander-Insitut für Astronomie (AIfA) in Endenich, für die Öffentlichkeit war das imposante Fernrohr bisher nur bei seltenen Ausstellungen wie 1975 und 2009/2010 zu sehen, doch nun erhält es endlich einen Platz, den es auch verdient – als Mittelpunkt im neuen Universitätsmuseum (www.museum.uni-bonn.de). In 10 Tagen wird es eröffnet und steht damit ab dem 26. Juni ab 11 Uhr für Besucher offen. An vier Tagen in der Woche erhält man dann im Hauptgebäude der Universität untergebrachten Museum Einblicke in „die akademische Tradition und Geschichte der Forschungsuniversität Bonn“, die fast 200 Jahre zurückgeht. Neben der Dauerausstellung werden hier auch wechselnde Ausstellungen – aktuell zur Hofgartenwiese im Wandel der Zeit – angeboten. Das Team von uni-bonn.tv war bei den letzten Arbeiten dabei und außerdem sieht man, wie sechs Leute und ein Kran für die Aufstellung des großen Heliometer-Fernrohrs nötig waren.

Mit dem beeindruckenden wenn auch längst museumsreifen Heliometer, das über ein Jahrhundert lang im Hauptturm der von Argelander in Poppelsdorf errichteten Bonner Sternwarte stand, hat das Universitätsmuseum ein wahres Stück Astronomiegeschichte zu bieten. 1838 gelang mit einem identischen Gerät die erste Entfernungsbestimmung eines Sterns. Erst mit dieser Messung wusste man wie unvorstellbar weit die Sterne tatsächlich entfernt sind. Dieses Instrument wurde allerdings zerstört, so dass diese alte Beobachtungskunst und der damit verbundene Meilenstein heute nur noch mit Argelanders Heliometer lebendig wird. Es stammt aus der Werkstatt Fraunhofers, wurde 1842 nach Bonn verschickt und wenig später mit der Fertigstellung des Sternwartenbaus im Hauptturm aufgestellt. Unter Argelanders Leitung wurden mit diesem 6-Zoll-Fernrohr ebenfalls einige der ersten Sternentfernungen gemessen, durchgeführt von den Astronomen Winnecke und Krüger. [Nico Schmidt]

Sternschnuppen aus der Region

Aktuelle Beobachtungen am Himmel

Der Drachenfels ‘brennt’ – spektakuläres Naturschauspiel über dem Siebengebirge.
“Feuriges Himmelsschauspiel” gestern Abend
Regenbogen, Abendrot und Alpenglühen am 13.06.2013.
Noch mehr Himmels-Feuer, Abschied von Merkur – und was das alles mit ISON zu tun hat.
Saturn, M51, die ISS und vielleicht sogar Komet PANSTARRS
über Bonn Neu-Vilich.
Das Zentrum der Milchstraße.
ATV “Albert Einstein” nur 3 ½ Stunden nach dem Start.
Und weil’s so schön war, gleich nochmal …
Die Nacht der Satelliten in Bonn: 5 ISS-Überflüge, 3 Iridium-Flares.
Erste Sommergefühle – Saturn 2013, der Ringnebel und die ISS über dem Siebengebirge.
Sommerastronomie in Bonn.
Leuchtende Nachtwolken im Norden gesichtet.
(Astro)optische Effekte – aus der Luft genossen.
Planetentrio über dem KBA-Land angekommen.
Gute Nacht Füchschen! Sternfreunde beobachteten gemeinsam das Planeten-Trio.
Das Planeten-Trio – knapp aber erfolgreich.
Vom Goldenen Henkel bis zum Copernicus: Eine extreme […] Beobachtungsnacht.
Sonnenfleckengruppen 1753 und 1756.
Iridium-Flare über Bonn.
Der Schwan hat so’n Hals: Chi Cygni im Maximum.
Wettersatellit ließ es gerade über Deutschland blitzen.
Rhein in Flammen + Riesenrad = Sonnenuntergang + Sonnenfleck + Lichtsäule.
Eine wunderschöne Sonne.
Partielle Mini-Mondfinsternis auffälliger als erwartet.

Aus der (regionalen aber nicht nur) Astronomie-Szene

Es war heute vor 30 Jahren … die erste totale SoFi dieses Bloggers.
Ein Achtzöller als Massen-Weltraumteleskop.
Arkyd-100: Das “ungewöhnlichste Teleskop der Raumfahrtgeschichte”.
Kunst trifft Astronomie
– Lambert Spix astronomische Impressionen vom Siebengebirge.
Sternfreund Piet: “Aha, Astronomen nannte man also die “Sternekieker”!
“Montags in der Sternwarte” – Leuchtende Nachtwolken.
Zum zweiten Mal: eine Live-Sendung vom ATT.
Astronomiebörse: Die Fahrt zum 29. ATT in Essen hat sich gelohnt.
Die Volkssternwarte Bonn mit eigenem Stand beim ATT 2013.
Live-Blog von der Planeten-, Kometen- und Sonnetagung in St. Andreasberg.
Wird dies ein Zentrum der Rhein-Sieg-Astronomie?
Wie Coca Cola die Sonnenfinsternis rettete
Heute vor 10 Jahren: Merkurtransit.
Gut bewertet: Sternfreunde Siebengebirge im ‘Clear Sky-Blog’.
Astronomie – Schüler der Bonner Till Eulenspiegel-Schule reisen durchs Weltall!
Die Bonner Sterne sind ein Jahr alt, und 45’000 kamen …

Ankündigungen und Vorschauen

Fahrplan für Komet ISON auf 50° Nord.
Kometenzeit in Bonn für ISON.
Sternfreunde Siebengebirge beobachten und feiern Komet ISON.
Komet ISON in den Volkssternwarten und Sternfreunde-Initiativen.
Bonner Volkssternwarte lädt ein zur “Kometenzeit in Bonn”.
„Soleil en blanc – Sonne in Weiß” am 22. Juni in Bad Honnef.
“Vom Urknall zum Weltall”: Wissenschaftsfestival gastiert in Wuppertal.
Eine explosionsfreudige Sonnenfleckengruppe
Planeten-Trio – es wird nicht leicht …

Noch mehr Himmels-Feuer, Abschied von Merkur – und was das alles mit ISON zu tun hat

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1/8 Sekunde bei Blende 4.2 und ISO 400, KB-Äquivalent-Brennweite 383 mm, leichter Ausschnitt, freihändig (an eine Wand angelehnt)

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1/6 Sek. bei Bl. 4.5 und ISO 400, Äquiv.-Brennw. 418 mm, leichter Ausschnitt, freihändig

Krepuskularstrahlen und andere Lichteffekte heute beim Sonnenuntergang von Witten-Herbede-Ruhrhöhe aus über Bochum verfolgt – und das Merkur-Venus-Paar um 22:56 und 22:57 MESZ, als ersterer 3.3° über und die Sonne 7.8° unter dem Horizont stand, also in der frühen nautischen Dämmerung. Das war ein wichtiger „Test“ für die Sichtbedingungen für Komet ISON in den ersten Dezembertagen, wenn er bei ähnlicher Dämmerung ähnlich hell ähnlich hoch am (allerdings morgendlichen) Himmel stehen wird: Der – im Gegensatz zur Kometenkoma – punktförmige +0.7 mag. helle Merkur war (anders als natürlich die 4.5 mag. hellere Venus) trotz sehr klaren Himmels mit bloßem Auge nicht zu sehen, in einem kleinen Feldstecher dagegen präsent aber nicht brilliant. Bei ISON wird also alles darauf ankommen, ob er dann wirklich einen langen & flächenhellen Schweif hat, der auch weit über den Horizont ragt, wenn die schlappe Koma auf oder gar unter dem Horizont sitzt und die die Dämmerung höchstens eine astronomische solche ist. [Daniel Fischer]

„Feuriges Himmelsschauspiel“ gestern Abend

Ich traute meinen Augen nicht, als ich gestern Abend um halb 10 vom iPad hoch sah und im Fenster einen knalligen Regenbogen von hellem Licht umgeben entdeckte. Den ganzen Nachmittag hatte es geregnet und so war die Überraschung größer, dass sich kurz vor Sonnenuntergang die Sonne noch mit einem phänomenalen Regenbogen inkl. Nebenbogen und wunderbaren Abendbrot verabschiedete. Eine halbe Stunde verfolgte ich das Himmelsschauspiel des letzten Tageslichts an verschiedenen Fenstern. Stefan Krause von der Volkssternwarte Bonn (VSB) hat diese wunderbare Abendstimmung zudem in bewegten Bildern festgehalten und schreibt sogar von Alpenglühen in der Bonner Innenstadt. [Nico Schmidt]

Es war heute vor 30 Jahren … die erste totale SoFi dieses Bloggers

sofi1983Daniel Fischer, verarbeitet von Miloslav Druckmüller

Während einer rustikalen dreiwöchigen Camping-Tour kreuz und quer über die indonesische Hauptinsel Java, die die Sternwarte Neanderhöhe organsiert hatte (und auf die ich kurzfristig über die VdS-Fachgruppe SONNE und insbesondere den niederländischen Beobachter Bob van Slooten, auch hier im Interview, gestoßen war), bin ich heute vor genau 30 Jahren zum ersten Mal in den Kernschatten des Mondes gelangt: im Detail nachzulesen z.B. im SONNE-Heft 27 auf den Seiten 6-12. Der Schauplatz Tanjung Kodok in Lamongan an der Nordküste – heute touristisch stark erschlossen – war damals, bis auf zahlreiche faszinierend bunte Seidenspinnen in ihren riesigen Radnetzen, völlig einsam. Aber nicht an den Tagen rund um den 11. Juni 1983, als sich an diesem „Froschkap“ ein gigantisches Camp von mehreren Profi-Expeditionen wie auch zahllosen Amateurastronomen entwickelt hatte, an das noch heute in Artikeln über die Gegend etwa hier, hier oder hier erinnert wird. Selbst ein Fernsehteam des ZDF hatte sich hierher verirrt, dem unsere Gruppe großzügig Asyl gewährte.

Zahlreiche SoFi-Prominenz war in Tanjung Kodok dabei, etwa Jay Pasachoff, den ich dort kennen lernte, als ich mit einer Journalistengruppe kurzerhand in das scharf bewachte NSF-Camp geschlüpft war, das High Altitude Observatory oder Glenn Schneider (auch hier erwähnt) – oder auch der spätere Kometenentdecker Alan Hale. Obwohl es am Vortag ein Unwetter und sogar einen kleinen Tornado gegeben hatte und der Platz nun „aussah wie Woodstock am Morgen danach“, wie es später in einer trefflichen Reportage von D. Overbye in Discover hieß, war der Himmel während der SoFi weitgehend klar. Zumindest in der ersten Hälfte der 5-Minuten-Totalität war er sogar perfekt transparent, und erst kurz vor dem vierten Kontakt zog es sich zu. Mit zwei Kameras – mit fragwürdigen Teleobjektiven und natürlich noch mit Film gefüllt – machte ich reichlich Gebrauch davon, um nach der Rückkehr die Erkenntnis bestätigt zu finden, dass der Dynamikumfang einer Sonnenkorona unmöglich auf einer einzelnen (Dia-)Aufnahme einzufangen und erst recht nicht auf Foto- oder gar Zeitschriftenpapier zu bringen ist (die vergleichbare Aufnahmeserie hier macht das deutlich).

Energische Experimente folgten, mal wedelnd in der Dunkelkammer, mal die Dias an die Wand projizierend und nachzeichnend (u.a. im o.g. SONNE-Artikel zu sehen), mal mit rudimentärer elektronischer Bildverarbeitung, die aber damals nur neckische Isophoten zustande brachte (siehe SONNE 34 S. 72-73). Zu einem gebührenden Abschluss kam die 1983-er SoFi erst 23 Jahre später, als ich im Sommer 2006 nach der (u.a. Pluto entsorgenden) IAU-Hauptversammlung in Prag noch in Brno den SoFi-Bildverarbeitungs-Crack Miloslav Druckmüller besuchte, sämtliche Originaldias der Java-SoFi im Gepäck. Die scannte er ein – und oben sieht man das Ergebnis der Bemühungen, das sich gar nicht so sehr von der Profi-Aufnahme des HAO am selben Standort unterscheidet und wie diese so gedreht ist wie die Schwarze Sonne damals, vor genau 30 Jahren, am Himmel gestanden hatte. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die bislang 16-mal – und bis auf 2 Fälle auch immer bei gutem Wetter – erneuert wurde: 1988 auf den Philippinen, 1990 in Finnland, 1991 in Mexiko, 1994 in Chile, 1995 in Indien, 1997 in Russland, 1998 auf Curacao, 1999 in Bulgarien, 2001 in Zambia, 2002 in Südafrika, 2005 auf dem Pazifik, 2006 in Libyen, 2008 und 2009 in China, 2010 in Argentinien und 2012 in Australien. [Daniel Fischer]