Archiv für den Monat Mai 2015
Lovejoy mit 8. Größe 1° neben Polaris – mit stehender Kamera
Zwar ist die Helligkeit des Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) inzwischen auf 8 mag. gefallen, aber andererseits hat er sich immer weiter nach Norden bewegt, so dass er mit stehender Kamera immer länger belichtet werden kann. Bereits vom Januar zum Februar mit 50° Deklination war die Verlangsamung der Winkelgeschwindigkeit spürbar – und jetzt steht er fast am Himmelspol! Wolkenlücken abwartend konnte das heute früh ausgenutzt werden, um mit der bekannten Lumix DMC-FZ48 mit maximaler Zoombrennweite (entsprechend 735 mm Kleinbild), Belichtungszeit (60 Sekunden) und ISO-Zahl (1600 oben, dahinter das Bild in größer, unten zum Vergleich mit ISO 800) auf den Polarstern zu halten – bei Blende 5.6 störten auch der helle Mond tief im SW und die leicht ‚weiße Nacht‘ kaum.
Der Vergleich mit dieser Karte von dieser nützlichen Webseite bestätigt, dass das diffuse Objekt neben dem grellen Polarstern wirklich der Komet ist (der mit mehr Technik natürlich mehr her macht)! Der Stern war übrigens im EVF nur mit einiger Mühe zu finden und einzurichten, bei einem früheren Versuch (50 Sekunden, Blende 6.3, ISO 1600) war der Komet noch arg nah am Rand gelandet:
[Daniel Fischer. NACHTRAG: ein fast zeitgleiches Bild, tiefer und mit Koordinatennetz]
Wenn der Lander-Mann kommt: Montagsvortrag der VSB vor überfülltem Haus
Für diesen Montagsvortrag war die Volkssternwarte Bonn extra aus dem Refraktorium in die benachbarte Alte Sternwarte Argelanders umgezogen, doch auch deren Hörsaal reichte mit 75 Plätzen bei weitem nicht, um des Ansturms Herr zu werden, als Stephan Ulamec vom DLR über die Landung von Philae vortrug: Ein großer Artikel im Vorfeld hatte enorme Wirkung entfaltet, und rund 30 Interessanten mussten am Ende draußen bleiben! Schade, denn sie verpassten eine außergewöhnlich mitreißende Präsentation des Philae-Projektleiters, die keine Sekunde lang Zweifel aufkommen ließ, dass Weltraumforschung ein Riesenspaß ist. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: was Ulamec zum Status von Philae zu berichten wusste plus der Bericht des Veranstalters des Vortrags]
Ein „Düsterer Tag“ in Belgien – zur Nachahmung empfohlen!
Die belgische Riesen-Volkssternwarte Urania in Hove bei Antwerpen – die z.B. über einen beachtlichen Astro-Shop verfügt – war heute zum wiederholten Mal Gastgeber von „De Duistere Dag“ (Der Finstere Tag): eines ganztägigen Treffens zum Thema Sonnenfinsternisse, das seit über 20 Jahren in unregelmäßigen Abständen nach wichtigen SoFis veranstaltet wird.
Zum nunmehr zehnten Düsteren Tag waren neben zwei deutschen Gästen rund 20 Einheimische gekommen, alle aus Flandern. Schwerpunkt war natürlich die SoFi vom März: Mit zwei dramatisch geschnittenen Videos und einem mitreißenden (und völlig bildlosen!) Vortrag wurden die nervenaufreibenden Erlebnisse der Urania-Expedition auf die Färöer – man hatte sogar einen eigenen Reisebus mitgebracht! – regelrecht körperlich spürbar. Man war zunächst völlig clouded out – bis sich kurz vor Totalitätsende die Korona in einem winzigen Wolkenloch zeigte. Und just zu diesem Zeitpunkt war der Reiseleiter live im belgischen Radio zu hören: Was er da auf Flämisch konkret brüllte, brauchte man gar nicht zu verstehen. Zwei weitere 2015-Vorträge handelten von Beobachtungen der SoFi aus der Luft, aus der Stratosphäre und von einem der deutschen Flüge von Eclipse-Reisen.
Letzteres war dann bereits der dritte Vortrag dieses Bloggers auf dem Meeting, der zuvor über die SoFi in Uganda und die Jagd nach Bildern des SoFi-Kometen von 1948 berichtet hatte – und Minuten zuvor in der Urania-Bibliothek eine etwas bessere Reproduktion der bisher einzigen identifizierten Aufnahme aufgetrieben hatte (in einer niederländischen Astrozeitschrift von 1983). Zum abwechslungsreichen Programm des gut sieben Stunden währenden Treffens – das Veranstalter Kris Delcourte auch den deutschen Nachbarn zur Nachahmung empfiehlt – gehörten auch u.a. auch Beiträge von E. van Loo über die érfolgreiche Extremjagd nach einem Wolkenloch bei der SoFi 1999 in Frankreich bis unmittelbar vor dem 2. Kontakt und von J. Schoppmeyer über Finsternisse im Auf- und Untergang, mit dem Nachweis von innerer Korona und Protuberanzen kurz vor der Ringphase in Australien 2013, als der Fast-Ring noch komplett hinter einer Wolkenbank verborgen war:
[Daniel Fischer. NACHTRAG: ein paar Bilder des Veranstalters]
Deutsches Museum Bonn: Kinder von Astronomie begeistert
Einen Tag, nachdem der Rat der Stadt der Stadt Bonn meinte, entgegen dem Bürgerwillen einem seiner erfolgreichsten Museen den Geldhahn zudrehen zu müssen, fand im eben diesem Deutschen Museum Bonn am 8. Mai das Familien-Special des „portablen Planetariums“ statt. Ein volles Haus mit zahlreichen begeisterten, an Astronomie interessierten Kindern, die hoch motiviert bei der Sache waren und z.T. erstaunliches Vorwissen mitbrachten. Als hätte es noch eines weiteren Beweises bedurft wie fatal es ist, auf diesen Ort für Wissenschaft und Bildung zu verzichten. Für die Kinder und ihre Eltern gab es Bilder von der Sonnenfinsternis am 20. März zu sehen, Aufnahmen aktueller Raumfahrtmissionen wie Rosetta, DAWN oder New Horizons, dazu eine „Sternschnuppe zum Anfassen“. Auch wenn die Sonnenbeobachtung vor der Veranstaltung durch Wolken eingetrübt war: Am digitalen Sternenhimmel über Bonn auf der Großleinwand des Museums konnten die Kinder auf Entdeckungsreise gehen. Vor und nachher tummelten sich große und kleine Besucher mit Vergnügen in der aktuellen Ausstellung „Effekthascherei“, in der sich an 18 Stationen physikalische, technische und mathematische Phänomene spielerisch erleben lassen. Schön, dass es so etwas in Bonn (noch) gibt. Andere Städte können davon nur träumen… PH