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Noch eine Woche bis zum Perihel von ISON!
Schon im Mai und im Oktober wurde hier ausführlich vorstellt, was wir vom Kometen ISON erwarten können, und im Großen und Ganzen hat er sich an die ‚Fahrpläne‘ gehalten: Seine Helligkeit beträgt heute 3.7 bis 3.9 Größenklassen, und in den letzten Wochen hat sich ein beachtlicher (Plasma-)Schweif entwickelt, wie zahlreichen hier, hier und hier (19. und 21. November) verlinkten Bildern zu entnehmen ist. Unter guten Bedingungen war ISON auch heute noch in der Morgendämmerung zu sehen, insbesondere in den Bergen oder in Namibia, doch das aktuelle Sichtfenster schließt sich unerbittlich: Bald werden nur noch die Sonnensatelliten Sicht auf den Kometen haben, der Klassiker SOHO und die zwei STEREO-Satelliten, mit denen eine Menge geplant ist. Im Gesichtsfeld der Weitwinkelkamera HI-1 auf STEREO A ist ISON gerade aufgetaucht (Mitte: ganz links), aber richtig spannend wird es, wenn er ab dem 26. November auch in die Felder der hochauflösenden Koronografen tritt: unten die Bahn durch die LASCO-Gesichtsfelder von SOHO. Aus dem Eindruck, den er dabei hinterlässt, wird sich wohl abschätzen lassen, ob – v.a. am 29. November – ein nicht ungefährlicher Beobachtungsversuch am Taghimmel lohnt. Und ob sich eine ordentliche Schweifentwicklung für die erste Dezemberwoche abzeichnet: Nur sie könnte aus ISON einen Großen Kometen wachsen lassen. [Daniel Fischer. NACHTRAG: ein detaillierter NASA-Artikel zu den Plänen]
Meine erste Sichtung von Komet ISON
Nein, das ist kein Foto aus dem Bonner-Sterne-Land, denn während ich um 6:00 MEZ für meine erste ISON-Beobachtung nur das Fenster öffnen brauchte, musste der österreichische Astrofotograf Christoph Malin erstmal dem Nebel entkommen und suchte einen Beobachtungsplatz auf 1.800 Metern in den Zillertaler Alpen auf. Das Foto zeigt den Kometen ziemlich genau an der selben Position, wo ich ihn am gestrigen Samstagmorgen kurz vor der Dämmerung auch sah. Ausgehend von Spika, Hauptstern in der Jungfrau und im nebenstehenden Bild als hellster Stern dicht über dem Gebirgskamm zu sehen, konnte ich den Kometen einfach mit dem 10×50-Fernglas ausmachen. Zuerst suchte ich rechts oberhalb etwa zwischen 1 und 2 Uhr von Spika nach einem diffusen Objekt, dann fand ich ISON auch endlich mit einem aufällig hellen und ziemlich kompakten Kometenkopf. Mitte der Woche gab es einen plötzlichen Helligkeitssprung, so dass ISONs Koma am Donnerstagmorgen erstmals mit bloßem Auge gesichtet wurde, wie beispielsweise in Aachen. Vermutlich sind zwei oder mehr Fragmente vom Kern abgebrochen, wodurch der Helligkeitsausbruch ausgelöst wurde. Die Helligkeit des kompakten Kometenkopfes schätzte ich auf gut 5,5mag, andere Beobachter gaben seine Helligkeit mit etwa 5,0mag an. Wackelte man ganz leicht mit dem Fernglas – das sog. Field Sweeping – tauchte sogar indirekt sichtbar ein geschätzt 0,5 bis 1 Grad langer Gasschweif auf, der sich schwach vom Himmelshintergrund abhob und genau in die Gegenrichtung der Sonne zeigte. So sah ISON in meinem 10×50-Fernglas tatsächlich wie eine Art Mini-Komet aus.
Weitere ISON-Bilder vom 16. November gibt’s übrigens hier bzw. hier (ebenfalls aus Österreich) und außerdem ist hier noch ein ISON mit detailiertem Gasschweif vom Kahlen Asten zu sehen. [Nico Schmidt]
Noch sieben Wochen bis zur großen* ISON-Show
* Alle die Zukunft betreffenden Angaben zu ISON – außer zur reinen Bahn-Geometrie des Kometen – natürlich ohne Gewähr … 😉
Heute sind es noch genau 49 Tage bis zum Beginn der einen Woche, in der der seit einem Jahr mit Spannung erwartete Komet C/2012 S1 (ISON) eine beachtliche Erscheinung am Himmel werden könnte, wenn er sich drei Tage nach dem extrem sonnennahen Perihel ab dem 1. Dezember wieder aus der Morgendämmerung schält und bevor er sich schon wieder abgekühlt hat. Derzeit hat ISON ziemlich genau 10 mag. (oben ein Bild von Michael Jäger von heute Morgen aus den Bergen) und folgt damit ziemlich gut der Ephemeride hier – und auch dem in diesem Blog vor 5 Monaten erschienenen „Fahrplan“. Von einem nahen Ende des Kometen, das ihm seit Monaten unterbelichtete Webseiten oder auch ein kurioser Astronom in Kolumbien andichten wollen, kann keine Rede sein, denn keines der drei Indizien für einen Zerfall des Kerns ist da: Weder hat sich die Lichtkurve (mittlere Grafik: nur zuverlässige Helligkeits-Meldungen) abgeflacht, noch sieht man bei hoher Vergrößerung Splitter neben dem Kern fliegen, noch weicht dessen Bahn durch nichtgravitative Kräfte von einer rein Kepler’schen ab, was bei einem Aufbrechen in Kleinteile der Fall wäre.
Die anfängliche Lichtkurve ISONs war tatsächlich erklärungsbedürfig, stieg die Helligkeit des Kometen doch in der ersten Jahreshälfte 2013 kaum an: Das hatte auch unter Kometen-Profis für Verwirrung gesorgt („Ist Komet ISON etwa nur ein eisarmer Klumpen aus Staub?“). Doch eine Erklärung für die erst steil angestiegene und dann flach gewordene Lichtkurve könnte ein viele Monate dauernder Ausbruch eines sehr flüchtigen Gases wie CO sein, der auf einer normalen Entwicklung drauf saß und nun vorbei ist: Dieses Szenario wurde bereits Anfang August auf einem ISON-Workshop präsentiert (oberste Grafik & Text darunter) und danach auch in diesem Paper. Der lange Ausbruch dauerte demnach von Ende 2011 – man fand ISON-Bilder von bis zu einem Jahr vor seiner Entdeckung – bis Juni 2013, mit einem Maximum im Januar 2013. Seither steigt die Helligkeit ISONs wieder normal weiter – wobei man sich übrigens nicht von den Datenwolken in Darstellungen wie hier oder hier irritieren lassen darf: Die vielen „zu niedrigen“ Datenpunkte stammen von CCD-Fotometrie mit kleinen Blenden oder sind erratische Abfallprodukte von Astrometrie-Software. In der Regel gibt die obere Hüllkurve den wahren Helligkeitsverlauf wieder: eine Erkenntnis schon aus Halley-Tagen …
Um zuverlässige Helligkeitswerte ISONs bemüht sich auch Kometen-Altmeister Zdenek Sekanina in einem neuen ‚lebenden‘ Paper von dieser Woche, das nun im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisiert werden soll: Er hat die Helligkeits-Meldungen seit August 2013 (also nach Ende des postulierten CO-Ausbruchs) auf Standard-Beobachter geeicht – und in der zweiten Grafik mit der Helligkeit von C/1962 C1 (Seki-Lines) gemeinsam aufgetragen. Der wurde mit vielleicht bis -2.5 mag. einer der hellsten Kometen seit 1935 und einer der hellsten von 1800 bis 2000 – und hatte mit 3.4 Sonnendurchmessern eine ISON (mit 1.3) ähnlichere Periheldistanz als jeder andere bekannte Frisch-Komet aus der Oortschen Wolke: Noch scheint ISON auf seiner Spur wandeln zu wollen, wobei der extreme Anstieg Seki-Lines‘ beim Perihel z.T. durch Vorwärtsstreuung des Sonnenlichts am Kometenstaub zustande kam. Aber die blüht ISON auch, mit sogar noch krasseren Phasenwinkeln um 125°. Und erfreulich wenig gemein hat ISON mit dem Kometen C/2002 O4 (Hönig), ebenfalls ein Neuzugang aus der Oort-Wolke, der sich im Perihel einfach auflöste und das schon in größerem Sonnenabstand.
Weiteren Grund zu Optimismus geben neue Erkenntnisse zum Kern ISONs – sowohl beobachtender wie theoretischer Natur. So hat sich der von Hubble am 10. April beobachtete Staub-Jet Richtung Sonne während der 19 Stunden damals überhaupt nicht verändert und lässt sich auch auf Aufnahmen vom Erdboden aus bis heute nachweisen: Stets zeigt er genau auf die Sonne. Daraus lässt sich schließen, dass er an einem Pol des Kerns sitzt und dieser wiederum Richtung Sonne zeigt – und daraus folgt wieder, dass just an den Tagen um’s Perihel erstmals die andere Hemisphäre in der Sonne sein wird: mit frischem Eis, das ganz plötzlich ganz heiß wird. Was das für das Überleben des Kerns bedeuten würde, ist schwer zu sagen – aber detaillierte Computersimulationen von Kometenkernen haben gezeigt, dass ISONs für den Großteil typischer Eigenschaftswerte wie Durchmesser, Dichte und Rotationsrate (die alle noch unbekannt sind) ziemlich gute Chancen haben sollte: Zumindest die Gezeitenkräfte beim Vorbeischießen an der Sonne sollten ihm wenig abhaben können. Nach einer weiteren Studie ist allerdings anzunehmen, dass die Aktivität in Perihelnähe das Rotationsverhalten von ISONs Kern stark verändern wird, was immer das für Folgen haben mag.
All die genannten Erkenntnisse zusammen lassen hoffen, dass ISONs Kern im und unmittelbar nach dem Perihel ein Feuerwerk veranstaltet – und dabei einen ordentlichen (Staub-)Schweif produziert: Weil der Komet von der Erde aus gesehen von der 3. November- bis 1. Dezember-Woche sehr sonnennah stehen wird, wird seine Koma selbst bei Erreichen 0. Größe kaum zu sehen sein (wie etwa dieser Test am Merkur beweist). Hilft nur, schon bei tieferer Dämmerung zu beobachten, mit der Koma unter dem Horizont aber dem Schweif – hier simuliert – darüber an dunklerem Himmel … Noch neun bookmarkenswerte Webseiten: das ISON-Büchlein u.a. dieses Bloggers komplett online (mit vielen Karten & Grafiken!) / ein lebendiges britisches ISON-Blog (mit zahllosen Grafiken) / die ISON-Kampagne (zuverlässigste Infos) / drei ISON-Portale hier, hier und hier / das News-Blog dieses Autors (kometenlastig) / noch ein ISON-News-Blog v.a. mit Bildern / eine organisierte ISON-Galerie (im Aufbau). Und fünf Vorträge dieses Bloggers zu ISON gibt es am 19.10. in Osnabrück, am 23.10. in Herne, am 18.11. in Bonn, am 20.11. in Bochum und am 27.11. in Berlin. Einen Tag vor dem Perihel … [Daniel Fischer]
Kometenzeit in Bonn
Schon seit grauer Vorzeit übt der Kosmos eine erstaunliche Faszination auf den Menschen aus. Dem einen reicht es, gelegentlich einen Blick auf den die Erde umkreisenden Mond werfen zu können. Andere sind fasziniert vom Sternenhimmel und dem Ruf des Kosmos, der darin liegt.
Von Zeit zu Zeit kommt nun aus den Tiefen des Alls ein Komet der Erde so nahe, dass er mit seinem in Sonnennähe entstehenden Schweif sichtbar wird. Auf der einen Seite steht dann eindeutig der Reiz der optischen Erscheinung dieses Kometen. Auf der anderen Seite dagegen gibt es Fragen, die von der Entstehungsgeschichte solcher Himmelsphänomene bis hin zu der möglicherweise von ihnen ausgehenden Gefahr reichen.
Zum kommenden Komet ISON (C/2012 S1), der nach heutigem Kenntnisstand ein beachtliches Spektakel bieten könnte, haben das Argelander Institut für Astronomie der Universität Bonn und die Volkssternwarte Bonn e.V. gemeinsam ein umfangreiches Programm „Kometenzeit in Bonn“ für die interessierte Bonner Bevölkerung ins Leben gerufen. Die unterschiedlichsten Vorträge und Seminare werden über den Kometen unter allen nur denkbaren Blickwinkeln berichten und informieren; Aktionen für Kinder, ein Science Café für Erwachsene und Beobachtungsveranstaltungen für alle runden das Gesamtprogramm ab.
Die „Kometenzeit in Bonn“ wird im Rahmen des Tags der Offenen Tür der Volkssternwarte Bonn am 03. November 2013 gemeinsam vom Argelander Institut für Astronomie und der Volkssternwarte Bonn eröffnet und dauert bis zum 10. Januar 2014. Freuen Sie sich bereits jetzt auf viele hochinteressante und spannende Einzelveranstaltungen!
Fahrplan für Komet ISON auf 50° Nord
Die Sichtbedingungen für den sehnlich erwarteten Kometen verändern sich rund um sein Perihel in einem halben Jahr immer wieder auf’s Neue – ein Blick in 11 „Kapiteln“ auf die unterschiedlichen „Fenster“ für 50° Nord (und ungefähr gültig für den gesamten deutschen Sprachraum Europas), basierend meist auf dieser Tabelle, die gleich drei aktuelle Helligkeitsmodelle auflistet, von denen hier überwiegend das „mittlere“ zugrunde gelegt wird; zahlreiche Horizontgrafiken vom Kometen mit anderen Himmelsobjekten sind hier zu finden:
- Anfang August bis Ende Oktober taucht der Komet nach Konjunktion mit der Sonne – minimale Elongation: 4.6° am 15. Juli – wieder am Morgenhimmel auf und ist ein teleskopisches Objekt, das von 13. auf vielleicht 8. Größe steigt. Eine akzeptable Höhe vor Beginn der Morgendämmerung wird Anfang September erreicht und steigt von dann 10 auf schließlich 30 Grad bis Ende Oktober, wenn die Sonnenelongation mit bis zu 53° maximal wird.
- In den ersten zwei November-Wochen gehen die Elongation auf 38° und die Morgenhöhe bei Dämmerungsbeginn auf 12° zurück, während ISON von 7. auf 5. Größe steigt und ein Feldstecher-Objekt geworden sein sollte. Der Mond stört die gesamte Zeit nicht: Dies ist mithin das beste „normale“ Sichtfenster vor dem Perihel, mit dem Kometen akzeptabel hoch an dunklem Himmel. (Dass er am 3. November während der totalen Sonnenfinsternis am afrikanischen Totalitätshimmel sichtbar wird, ist reichlich unwahrscheinlich.)
- Vom 15. bis 25. November stürzt die Elongation auf 14° ab, und der Komet tritt erst während der Morgendämmerung nennenswert über den Horizont – während gleichzeitig die Helligkeit vermutlich noch kaum heller als +2 mag. liegen dürfte: ISON ist damit ein schwieriges bis unmögliches Objekt, dessen erneutes Erscheinen am Himmel ganz von der Zunahme der Helligkeit bei Erreichen des sehr sonnennahen Perihels am 28. November abhängt. Und erst recht davon, ob und wann sich bereits vor dem Perihel ein substanzieller Staubschweif ausbildet.
- Vom 26. bis 28. November sollte ISONs Helligkeit steil ansteigen und negativ werden, was ihn bei Sonnenaufgang auf dem Horizont sitzend erscheinen lassen könnte; ein eventueller flächenheller Staubschweif ginge schon vor der Koma, deren Sonnenenlongation von 11 auf 5° schrumpft, in der stärker werdenden Morgendämmerung auf. (Zugleich erreicht der Phasenwinkel mit 110° ein lokales Maximum, aber ob dies durch Vorwärtsstreuung Koma und Schweif nennenswert aufhellen kann, ist unklar.) Je nach Helligkeitsentwicklung und Himmelstransparenz mag ein Nachweis der Koma am Taghimmel mit technischen Tricks nicht ausgeschlossen sein.
- Am 28. November tagsüber könnte es möglich sein, dass ISON mit der richtigen Technik am Taghimmel zu finden ist, während er auf sein Perihel um 19:35 MEZ zueilt: Dann steht er 1,9 Mio. km vom Sonnenzentrum entfernt und von der Erde aus 1/2° von der Sonnenmitte bzw 1/4° vom Sonnenrand entfernt, ist aber in Deutschland schon vor mehr als 3 Stunden untergegangen. Am deutschen Nachmittag betragen der Sonnenabstand noch 5 Mio.km und der Winkelabstand etwa 2°, am Vormittag sind es 7 Mio. km und 3°: Ob – und mit welchem technischen Aufwand und v.a. Sicherheits-Vorkehrungen – ISON mit vielleicht irgendwo zwischen -5 und -10 mag. dicht neben der Sonne nachgewiesen werden kann, ist völlig unklar. Bei anderen Kometen, zuletzt McNaught 2007, gelang so etwas alle paar Jahrzehnte einmal.
- Am 29. November geht ISON zusammen mit der Sonne auf und steht am Vormittag erneut 3° und am Nachmittag 4° neben ihr – und am Abend noch 2° hoch, wenn die Sonne untergeht: Ab jetzt gibt es im Prinzip Sichtfenster vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang, von denen das morgendliche aber noch bis in den Januar hinein das deutlich bessere bleibt. Die Komahelligkeit dürfte an diesem Tag die höchste sein, die in Europa zu erwarten ist, ein sehr spitzes Maximum, so dass der ganze Tag für – vorsichtige! – Sichtungsexperimente geeignet ist, dito die Morgen- und Abenddämmerung für eine Schweifsuche.
- Am 30. November hat die Elongation 5° wieder überschritten, während die Komahelligkeit schon wieder gegen Null tendieren dürfte: Ab jetzt ist eher interessant, wie es nach dem Perihel um den Schweif ISONs und dessen Flächenhelligkeit und Länge bestellt ist. Bei Sonnenunter- und -aufgang steht der Komet heute jeweils 3° über dem Horizont, d.h. erneut sind beide Dämmerungen von einigem Interesse für mögliche Schweifsichtungen mit der Kometenkoma noch bzw. schon wieder unter dem Horizont, während mit einer Tagsichtbarkeit jetzt kaum noch zu rechnen ist.
- Vom 1. bis 5. Dezember steigt die Elongation von 8 auf 18°, wärend ISON durch Skorpion und Ophiuchus zieht – nicht eben adventliche Sternbilder, aber die Sichtbedingungen v.a. morgens aber auch abends werden besser, während die Komahelligkeit von nullter auf 1. bis 2. Größe zurückgeht, der Staubschweif aber noch hell sein könnte: Dies könnte das beste Sichtfenster überhaupt werden, mit ISON als einem „zweiten West“. In den 5 Tagen steigt seine Höhe bei bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnendepression 6°) von 3 auf 11°, und am 5.12. steht ISON auch bei Beginn der nautischen (Depression 12°) schon 5° hoch. Während er an diesem Abend bei einer Sonnendepression von 6° immerhin noch 3° hoch steht. Auch der Phasenwinkel hat wieder zugenommen, auf 128 bis 123°: Vielleicht hilft auch das der Brillianz des Kometen.
- Vom 6. bis 15. Dezember – die Elongation verbessert sich von 20 auf 43° – sollte ISON einfach zu finden aber nicht mehr spektakulär sein, da die Helligkeit der Koma auf etwa 4. Größe fällt. Dafür steht der Komet jetzt wieder vor Beginn der Morgendämmerung über dem Horizont, anfangs 2 und am Ende des Intervalls 23° hoch, und immer noch stört kein Mond. Die Morgenhöhe bei 12° Depression steigt von 7 auf 30°, und Abends steht ISON bei 6° Depression 3 bis 12° und bei 12° Depression zuletzt 5° hoch. Dunklerer Himmel v.a. vor Dämmerungsbeginn aber auch nach ihrem Ende könnte immer noch einen sehenswerten Schweif hervor bringen.
- In der zweiten Dezemberhälfte gehen die Sichtbedingungen erheblich zurück, trotz ISONs immer besser Geometrie (Elongation 45 bis 93°, Höhe vor Dämmerungsbeginn 25 bis 56°, Höhe nach Dämmerungsende 1 bis 37°): Erst stört der Mond alle Dunkel-Fenster bis zum 20. Dezember, dann kann ihm zwar wegen der immer längeren nächtlichen Sichtbarkeit – ab etwa dem 23. Dezember wird ISON im Hercules zirkumpolar – immer aus dem Weg gegangen werden – aber die Kometenhelligkeit dürfte von 4. auf 6. Größe fallen: So wie PANSTARRS in den Monaten nach dem Perihel wird er jetzt (wieder) ein Objekt für Kometenspezialisten, die aber sicher noch viel aus ihm heraus holen können.
- Im Januar 2014 liegt die Elongation über 100° (Maximum: 119° am 18.-21. Januar), ISON ist weiterhin zirkumpolar und – bald Abends besser als Morgens – am Ende bis zu 80° hoch an dunklem Himmel zu sehen. Nur leider mit einer Helligkeit, die den Monat hindurch auf die 8. bis 10. Größe absinken dürfte: Der Komet ist jetzt wieder ein teleskopisches Objekt – und man wird nun sicher wissen, ob 2013 wirklich das beste „Jahr der Kometen“ seit vielen Jahrzehnten geworden ist, zu dem es 2012 so mancher ausgerufen hatte, und ISON gar der „Komet des Jahrhunderts“ …
Noch bis in diesen Juni hinein kann ISON vor der Sonnenkonjunktion beobachtet werden, und die Lichtkurve seit Jahresbeginn macht zunehmend Kummer: Blind extrapoliert würde aus dem Kometen rein gar nichts mehr werden, aber eigentlich jeder rechnet damit, dass die Lichtkurve bald wieder anzieht. In einem Vierteljahr wird man vielleicht schon klarer sehen, wohin die Entwicklung der Komahelligkeit läuft, aber was der Schweif „vor hat“, wird sich wohl kaum vor November erweisen. PANSTARRS hat die moderaten Erwartungen an seine Helligkeit durchaus erfüllt, der Schweif aber blieb flächenschwach und kurz: Bei ISON werden wir zumindest mehr von der Seite auf ihn schauen, was allein bereits eine größere Show erhoffen lässt. Aber wie groß, das ist die Frage … [Daniel Fischer]