Archiv für den Monat Februar 2013

Noch zwei oder drei Tage: Mars-Ausstellung im Kölner Hauptbahnhof

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Noch bis zum 28. Februar oder 1. März – da gehen die Informationen auseinander – ist in der unterirdischen Zentralpassage des Kölner Hauptbahnhofs eine Ausstellung über Marsmissionen v.a. des vergangenen Jahrzehnts zu sehen, gestaltet von der Volkssternwarte Laupheim, die hier schon öfters mit ihren informativen Wanderausstellungen zu Gast war. Der „Mars in 3D“ ist mindestens 3 Jahre alt, weshalb Curiosity noch nicht mitspielen darf, dafür aber ein großes Modell der Mars Exploration Rover (Mitte) – und ein Original-Zeilenscanner von der Kamera des Mars Express. Zu der Ausstellung, über die dieser Blogger auf dem Weg zum ersten Skeptics in the Pub der Region stolperte, gehören u.a. auch ein 3D-Modell des Olympus Mons und ein zertifizierter Marsmeteorit.

Eine astronomiegeschichtliche Entdeckung in … einer Kneipe in Königswinter?

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Seit 320 gibt es schon das Gasthaus „Im Tubak“ in der Altstadt von Königswinter, und seit 45 Jahren wohnt dieser Blogger in dieser Gemeinde, aber erst gestern führte es den letzteren – anlässlich dieses Konzertes – erstmals in das erstere. Wo ihm augenblicklich obiges Gemälde an der Wand auffiel: Da arbeitet doch einer an einer Polyeder-Sonnenuhr o.ä. und ist umgeben von (Teilen von) astronomischem Messgerät, v.a. oben links?! Die Recherchen laufen … [Daniel Fischer. NACHTRAG: Nach wenigen Minuten gab’s über Twitter bereits die Aufklärung – mit Hilfe der Reverse Image Search „TinEye“ kam heraus, dass es sich um das Porträt des Astronomen Nikolaus Kratzer von Hans Holbein dem Jüngeren von 1528 handelt (und sicher nicht das Original, denn das hängt im Louvre). Nicolaus Kratzer, 1487-1550, gilt tatsächlich als Spezialist für Sonnenuhren – und das Holbein-Gemälde wird auf zahlreichen Webseiten in Kopie angeboten. Case closed … NACHTRAG 2: … aber dann gab es noch Hinweise auf den Astronomen und das Gemälde und noch mehr Astro-Instrumente bei Holbein … NACHTRAG 3: … sowie mehr zu Kratzer in der Kunst]

Kometenwoche in Bonn

04_00 Mitte März besteht die seltene Gelegenheit, in Mitteleuropa einen recht hellen Schweifstern zu beobachten. Der bereits im Juni 2011 entdeckte Komet Panstarrs (C/2011 L4) wird jedoch horizontnah in der Dämmerung in Erscheinung treten (mehr dazu) und somit möglicherweise nicht ganz einfach zu sehen sein. Die Amateurastronomen unserer Region bieten daher mehrere öffentliche Beobachtungen sowie einen einführenden Vortrag an. Diese Aktionen werden hier unter der Bezeichnung „Kometenwoche in Bonn“ zusammen gefasst.

Montag, 11.03.2013: Vortrag „2013 – Das Jahr der Kometen“
Veranstaltungsort: Altes Refraktorium (Sitz der Volkssternwarte Bonn e.V.), Poppelsdorfer Allee 47, 53115 Bonn.
Beginn: 18:30 Uhr; Ende: 19:30 Uhr
Die Teilnahme ist kostenfrei
Auf Grund begrenzter Sitzplatzkapazität wird eine Anmeldung unter bongartz@volkssternwarte-bonn.de erbeten.
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Mittwoch, 13.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Wiese vor dem Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:00 Uhr; Ende: ca. 20:30 Uhr. Findet nur bei halbwegs klarem Himmel statt!
An diesem Abend steht die Mondsichel in der Nähe des Kometen und mit etwas Glück sogar in seinem Schweif – ein sehr seltenes Ereignis.
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Freitag, 15.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Bonner Sternenhimmel in der Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Samstag, 16.03.2013:
Anlässlich des bundesweiten „Tags der Astronomie“ (s. http://www.astronomietag.de/ werden heute drei Veranstaltungen angeboten.

1) Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 16:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Bonner Sternenhimmel in der Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

2) Sternstunden über der Heide
Veranstaltungsort: Husarenstraße (am Freibad), 53757 St. Augustin
Teilnahmegebühr: Erwachsene EUR 6,-, Kinder EUR 3,-
Anmeldung erforderlich unter umweltbuero@sankt-augustin.de
Beginn: 19:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Umweltbüro der Stadt St. Augustin in Kooperation mit dem Köln-Bonner Astrotreff (KBA)
Weitere Infos

3) Öffentliche Beobachtung in Bad Honnef
Auf Grund ungünstiger Wetterprognosen abgesagt

Sonntag, 17.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bad Honnef
Auf Grund ungünstiger Wetterprognosen abgesagt

Montag, 18.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Wiese vor dem Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:30 Uhr; Ende: ca. 21:00 Uhr. Findet nur bei halbwegs klarem Himmel statt!
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Informationen zu Komet Panstarrs finden Sie im Internet auch unter www.kometen.info/ und www.komet-panstarrs.de/.

Sonne am Bonner Himmel

Fast schon etwas ungewöhnlich war heute fast den ganzen Vormittag blauer Himmel über Bonn. Ich habe diese Chance genutzt, um die Sonne, auch wenn sie noch recht tief steht, am Himmel zu bewundern. Schön waren die aktuellen Flecken 1671, 1672, 1675 und 1678 zu sehen, die ich dann auch in folgendem Foto verewigt habe.

Aufgenommen im H-Alpha-Licht mit einem Coronado PST, 2fach-Barlow und einer DMK21-Kamera:

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[Peter Oden]

WDR zu Gast bei den „Sternfreunden Siebengebirge“

Das kleine blaue Schaf im Bad Honnefer Garten von Christian Preuß, Gründer der „Sternfreunde Siebengebirge“, wird nicht schlecht gestaunt haben, als heute Nachmittag auf wenigen Quadratmetern fünf Teleskope samt allerlei elektronischem Equipment dicht gedrängt aufgebaut wurden. An anderer Stelle stand noch ein 8-Zoll-Dobson von Skywatcher und mein kleines 80mm-Richfield-Fernohr bereit. Außer mir war von Seiten des Köln-Bonner-Astrotreffs (KBA) noch Peter Oden dabei. Zu einem Interview-Termin mit den „Sternfreunden Siebengebirge“ hatte sich nämlich der WDR, der zu dritt gegen 16:15 MEZ ankam, angekündigt. Und das Beste hierbei: der Himmel war tatsächlich klar! Mit dem Wetter hatten also Sternfreunde wie Filmteam absolut Glück.

Nachdem ich über Peters Sichtung von Jupiter am sonnigen Taghimmel staunte und ihn durch sein Teleskop sogar mit Wolkenbändern sehen konnte, versuchte ich es mit meinem Weitwinkel-Teleskop und dem 40mm-Okular. Und tatsächlich: Während Christian Preuß Fragen beantwortete und sich auch andere Sternfreunde vor der Kamera vorstellten, fand ich ein paar Grad neben dem Halbmond – die Jupiterbedeckung lag geschätzt einen halben Tag zurück – den Gasplaneten als winziges Scheibchen bei 10-facher Vergrößerung am blauen Taghimmel. Der Abstand war zwar schon wieder gewachsen, dennoch zeigte mein Übersichtsokular beide Objekte auf einen Blick. Das beeindruckte nicht nur mich, sondern auch die Familie und Freunde, die sich unter die Hobbyastronomen mischten. Im 8-Zöller ließ sich bei höherer Vergrößerung sogar Io als schwacher Lichtpunkt auf blauem Hintergrund neben dem gestreiften Jupiter entdecken – und alles am späten Nachmittagshimmel. Ein wunderbarer Anblick.

Christian, der auch mal ein Stück des Sikhote-Alin-Meteoriten in die Kamera hielt, erzählte über seine Leidenschaft für die Astronomie, eigene Beobachtungserlebnisse und seine langfristigen Pläne mit den „Sternfreunden Siebengebirge“: Teleskoptreffen auf dem Drachenfels, Planetenwanderweg im Siebengebirge und eine Sternwarte in Bad Honnef. Nun steht aber erstmal der deutschlandweite Astronomietag am 16. März an, aus dem er gleich zwei Tage macht und auch am 17. März eine öffentliche Aktion anbieten will. Sobald die Orte für die öffentlichen Beobachtungen in Bad Honnef feststehen, werde ich sie auch in meinen Astroterminen für Bonn bekanntgeben.

Als sich das Filmteam gegen halb 7 verabschiedete, war Jupitermond Io schon sehr dicht an seinen Planeten herangerückt. Da die Reporterin noch nicht wusste, wann der Beitrag geschnitten wird, war auch noch offen, wann er in der WDR-Lokalzeit ausgestrahlt wird. Eine Stunde später dann, als nur noch Christians 12- und 8-Zöller aufgebaut waren, konnten wir bei ruhigen Seeing-Momenten tatsächlich in beiden Geräten Io vor dem Jupiter sehen – durch den guten Kontrast zu einem dunklen Wolkenband. Abschließend überraschte uns sogar noch die ISS in Venushelligkeit. [Nico Schmidt]

NACHTRÄGE: Dann hier noch die erwähnte Tagaufnahme von Jupiter, die ohne besonderen Aufwand erstellt wurde (DMK21 im C9.25, 2.350mm), wobei natürlich die Hintergrundhelligkeit abgesenkt wurde. Links ist noch der Mond Io lange vor seinem Transit zu erkennen. [Peter Oden] Noch mehr von dem Dreh ist auch hier zu finden. [Daniel Fischer]

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Bonner „Sammlung historischer Himmelsaufnahmen“ inkl. Vorträge

Im neuen Programmheft „Museen und Sammlungen der Universität Bonn“ zu aktuellen Veranstaltungen und Ausstellungen, wird auch auf den Schatz aus 15.000 Himmelsaufnahmen der Bonner Astronomen hingewiesen. Dazu kann nun eine Sammlung im Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) besichtigt werden. Sie umfasst in erster Linie Karl Friedrich Küstners Fotoplatten, die zwischen 1899 und 1922 in einem neu errichteten Nebengebäude der Bonner Sternwarte in Poppelsdorf am größten Fernrohr von Bonn entstanden. Außerdem enthält sie Beobachtungsmaterial von 1952 bis 2010 des Eifel-Standortes Observatorium Hoher List (OHL), das vergangenen Sommer geschlossen wurde, und von 1932 bis 1960 aufgenommenes Plattenmaterial des 34cm-Zeiss-Astrographen auf dem Hainberg der Sternwarte Göttingen.

Ein ganz frisch gehobener Teil des Schatzes tauchte erst 2012 in den Weiten des AIfA-Archivs auf und ist nun ebenfalls Bestandteil der Sammlung. Es geht um die gefundenen Beobachtungstagebücher von Julius Schmidt, der vor seiner Zeit als Bonner Astronom kurz an der Sternwarte Düsseldorf-Bilk arbeitete. Hier entdeckte er im Juni 1845 unabhängig einen hellen Kometen und konnte ihn an neun Tagen beobachten; Schmidts Zeichnungen sind sehr wahrscheinlich die einzigen Darstellungen des großen Juni-Kometen (C/1845 L1 oder 1845 III), der ein paar Tage zuvor von Antonio Colla entdeckt wurde.

Die Sammlung kann nur nach Rücksprache besichtigt werden, Anfragen dazu bitte an Herrn Michael Geffert: geffert(at)astro.uni-bonn.de

Herr Geffert, der auch den gezeigten Youtube-Clip mit Julius Schmidts Kometenzeichnungen von 1845 erstellte, wird im Rahmen der historischen Sammlung außerdem drei Vorträge halten, was ebenfalls im AIfA in Bonn-Endenich stattfinden wird.

05. April um 19 Uhr: „Die hellsten Kometen der letzten 200 Jahre“

03. Mai um 19 Uhr: „Unser Mond – Beobachtungen, Aufnahmen, Theorie“

31. Mai um 19 Uhr: „Spektren – Der Schlüssel zur Erforschung der Sterne“

[Nico Schmidt]

Bonner Physiklehrer bringt Exoplaneten in die Schulen

Entweder werden astronomische Themen aufgrund von straffen Lehrplänen gar nicht erst in der Schule behandelt (etwa durch doppelten Abiturjahrgang 2013 in NRW) oder tauchen nur am Rande im Physikunterricht auf. Dennoch bieten die Bonner Astronomen seit vielen Jahren eine Lehrerfortbildung an und so waren auch gestern Vormittag über 30 Leute im Hörsaal des Argelander-Instituts für Astronomie (AIfA) anwesend. Den Anfang machte Radioastronomin Nadya Ben Bekhti, die über das vielschichtige Thema des interstellaren Mediums (ISM), wozu auch ihr Arbeitsgebiet über kosmische Magnetfelder gehört, erzählte. Außerdem berichtete u.a. Michael Geffert, dessen Telefon Ende der Woche wegen abstürzender Sojus-Raketenstufe, Meteoritenfall in Russland und Asteroid 2012 DA14 nicht mehr still stand, in seinem Kometenvortrag über die hellen Schweifsterne PANSTARRS (neueste Zahlen) und ISON und gab auch Anregungen für Schüler.

Mittlerweile ist es sogar spruchreif, dass beide Astronomen, die seit Jahren viel Öffentlichkeitsarbeit betreiben, für den Juni einen „Monat der Schulastronomie“ an Bonner Schulen – hoffentlich mit viel Sonnenbeobachtung – anbieten wollen. Eine offizielle Ankündigung steht noch aus, aber die Planung läuft jetzt auch erst an.

Im letzten Vortrag des Tages wurde noch einmal auf das Projekt WIS (Wissenschaft in die Schulen!), dass auch didaktisches Material zur Astronomie anbietet, hingewiesen, wobei zum Ende der Veranstaltung noch ein direkter Dialog zwischen Forschern und Lehrern stattfand. Ein Mitarbeiter des zdi-Schülerlabors der Uni Köln berichtete beispielsweise über die staunenden Schüler der Mittelstufe (8. bis 11. Klasse), die mit einem Spektroskop arbeiteten und für die schließlich Natrium auf der Sonne ganz selbstverständlich war. Zusammenfassend war es eine gelungene Veranstaltung, was auch ein Lehrer zugab, der 300 Kilometer Anfahrt von Vechta hatte.

Der Beitrag „Exoplaneten in der Schule“ stach auf der Fortbildung ganz klar heraus, darüber waren sich selbst die anwesenden Astronomen einig. Matthias Borchardt, Bonner Lehrer für Mathematik und Physik am Tannenbusch-Gymnasium, möchte Exoplaneten in die Schulen bringen. Bereits 2011 war er mit einem Tischmodell zum Nachweis von Transitplaneten (letztes Bild) bei „Schüler experimentieren“ dabei und holte den 2. Platz. Nun hat der Physiklehrer vergangenens Jahr verschiedene Anwendungen in Delphi programmiert und ein Beispielkonzept für einen Astrokurs für Klasse 9 ausgearbeitet (Bild 1 und 2). Jetzt warten seine Programme auf den Einsatz im Unterricht – vielleicht schon im nächsten Schulhalbjahr -, wozu nun alle Physiklehrer aufgerufen sind; Rückmeldungen an Matthias Borchardt sind ausdrücklich erwünscht. Alle vier Freeware-Exoplaneten-Programme inkl. zusätzlicher Animationen können einfach hier von seiner privaten Homepage runtergeladen werden. Das Beeindruckende an dieser Arbeit ist, dass hier nicht mit irgendwelchen Zahlen programmiert wurde, sondern mit dem echten Formalismus aus Fachbüchern gerechnet und an tatsächlichen Planeten getestet wurde.

Wie alle angebotenen Anwendungen bietet das Programm zur Transitmethode viele Einstellmöglichkeiten, so dass unterschiedliche Profile von Lichtkurven nachvollziehbar werden (Bild 3). Es werden sogar die Randverdunklung des Sterns und Sternflecken (Bild 4) berücksichtigt, außerdem sind Beispiele echter Exoplaneten enthalten. Überaus anschaulich und vielseitig ist ebenso das Tool zur Radialgeschwindigkeitsmethode, wobei sich der unsichtbare Planet durch den Dopplereffekt seiner Sonne verrät, gelungen. Die Bahn lässt sich frei im Raum drehen und die Bahnparameter sowie die beteiligten Massen sind veränderbar (Bild 5). Auf diese Weise erhält der Schüler ebenfalls ein Gespür dafür, wie einzelne Parameter die Form des Signals beeinflussen. Vertieft wird das in einem separaten Programm zur Kurvenanpassung, wobei frei wählbare Werte für Winkel, Exzentrizität,  Periode usw. an eine Doppler-Kurve eines echten Exoplaneten angepasst werden (Bild 6). Für Fortgeschrittene bietet sich noch die Anwendung zur Microlensing-Methode an. Damit lassen sich sogar weit entfernte Exoplaneten entdecken, allerdings müssen die sich im sog. Einstein-Ring befinden, so dass durch den Gravitationslinseneffekt ein kleiner Helligkeitssprung entsteht (Bild 7). [Nico Schmidt]

Besucherrekord bei 3D-Astroabend im Museum

Ob es nun 170 Besucher, wie der Veranstalter Ralph Burmester direkt im Anschluss angab, oder 120 Leute nach meiner Zählung waren, ist nebensächlich, denn so oder so war der gestrige Astroabend im Deutschen Museum Bonn auf jeden Fall rekordverdächtig. Ausnahmsweise fiel die erste Ausgabe 2013 von „Pauls Portables Planetarium“ (weitere Termine hier) auf Karnevalsdienstag und dennoch wurde Astronomie-Entertainer Paul Hombach von einem nicht enden wollenden Besucherandrang überrascht. Besonders in den letzten 10, 15 Minuten füllte es sich dermaßen, so dass Stühle und gute Sichtplätze knapp wurden, wobei improvisiert werden musste. Sogar hinter der Säule wurden noch reihenweise Stühle aufgestellt, was nicht möglich gewesen wäre, würde hier immer noch die Hertz-Sonderaustellung, die vor einem Monat zu Ende ging, stehen. Auch die im Publikum ausgeteilten Farbfilter-3D-Brillen gingen aus, so dass selbst Herr Burmester seine Brille mit Rot-Grün-Gläsern hergeben musste.

Informativ und amüsant – das sind die Astroabende von Paul Hombach immer und so führte der Hobbyastronom, Musiker und Impro-Künstler auch diesmal durch 75 Minuten bunte Astronomie-Unterhaltung. Neben einem virtuellen Blick an den aktuellen Himmel stand die Vorschau auf die Kometen PANSTARRS und ISON (siehe obiges Bild von Alex Tudorică) sowie die morgige Begegnung mit dem 50m-Asteroiden DA14 im Mittelpunkt. Und nach dem astronomischen Rückblick mit sensationellen Aufnahmen der letzten Monate, kamen endlich die 3D-Brillen zum Einsatz. Ja, der 3D-Hype aus Kino und Wohnzimmer ist nun auch bei „Pauls Portables Planetarium“ angekommen – mit den üblichen Rot-Grün-Farbfilterbrillen.

Mit den gezeigten sog. Anaglyphenbildern bekam das Publikum bis zum hintersten Rang im wahrsten Sinne einen tiefen Eindruck von den unterschiedlichsten Oberflächenformationen des Mars und seinen Monden (aufgenommen von Mars Express, die mit der deutschen Kamera seit fast 10 Jahren um den Roten Planeten kreist) und einzelner Saturnmonde (aufgenommen von der Sonde Cassini, die seit fast 9 Jahren im Saturnsystem unterwegs ist), außerdem konnte man auch Gasnebel unserer Milchstraße in Rot-Grün-kodierter Form auf der Leinwand bewundern und als Abschluss dazu gab’s bewegte 3D-Kunst eines Astrofotografen aus Finnland.

Abschließend zu diesem gelungenen Astroabend gab es passend zu Fastnachtsdienstag noch ein karnevalistisches Bonbon, wobei Paul Hombach die Narrenkappe hervorholte und seine Büttenrede „Kosmologie für Karnevalisten“ präsentierte. Mit Mainzer Mundart wurde die komplette Entwicklungsgeschichte des Universums zum besten gegeben. Das beste Beispiel dafür, dass Büttenreden nicht nur klamaukig, sondern auch informativ und amüsant sein können, wofür es zurecht langen Applaus gab. Nach diesem genialen Abschluss freut man mich sich automatisch auf die 13. Ausgabe von „Pauls Portables Planetarium“ im Museum in der Ahrstraße am 14. Mai – hoffentlich mal mit klarem Himmel. [Nico Schmidt]

Auf Seefahrt in den arktischen Sonnenschein Norwegens

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Da waren sich die Veteranen unter der Besatzung wie den Passagieren einig: Derart gutes Wetter wie bei der norwegischen Hurtigruten-Runde Bergen – Kirkenes – Bergen mit der MS Polarlys, die in 24 Stunden zu Ende gehen wird und an der dieser Blogger mit 10 Kunden von Polarlicht-Reisen teilnimmt, ist exzeptionell selten. Nicht nur schienen überwiegend die Sonne oder die Sterne, auch der Seegang war kaum zu spüren: Das Schiff bot damit – bei 14 bis 15 Knoten! – eine brauchbare Plattform selbst für nächtliche Langzeitbelichtungen bis 30 Sekunden, die in mehreren Nächten von reichlich Polarlichtern gekrönt wurden. Und tagsüber jagte ein Motiv das nächste: Rund 400 Bilder von beidem gibt es in den Alben eins, zwei (erstes Polarlicht), drei, vier (fettes Polarlicht), fünf, sechs (bestes Polarlicht) und sieben. Und es gibt ebenfalls sieben Artikel mit vielen weiteren Bildern, über eine falsche Sternwarte in Bergen, die ersten Polarlichter, eine Venustransit-Gedenktafel-Inflation in Vardø, ein größeres Polarlicht, die Struve-Säule in Hammerfest, das dramatischste Polarlicht (Bild oben) und die Mond-Merkur-Konjunktion gestern (Mitte). [Daniel Fischer]

„Jahrhundertkomet“ ISON schon aus Bonn fotografiert

Von dem als „Jahrhundertkomet“ angekündigten Komet ISON (C/2012 S1) ist zurzeit nur ein kompaktes Objekt der 15. Größenklasse mitten im Sternbild Zwillinge sichtbar, dennoch konnte ihn Astrofotograf und Astronomie-Doktorand Alex Tudorică mit dem 50cm-Institutsfernrohr mitten aus dem lichtverschmutzten Bonn fotografisch festhalten. Auf den in der Nacht von Samstag auf Sonntag entstandenen Aufnahmen ist bereits sogar schwach ein kleiner Schweifansatz erkennbar, obwohl der Komet noch rund 5 AE – also etwa Jupiterabstand – von der Sonne entfernt ist.

Wie kürzlich berichtet gibt’s außerdem von dunklen Standorten visuelle Beobachtungsversuche und auch die NASA-Sonde Deep Impact hatte Komet ISON schon im Visier. Ob der Schweifstern jedoch tatsächlich zu dem versprochenen Sensationskometen wird, werden wir erst Ende des Jahres im November und Dezember sehen. Auf der Homepage ison2013.org gibt es übrigens einen nützlichen Tracker, der die Position des Kometen in Echtzeit anzeigt. [Nico Schmidt]