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Die große Reise der Fleckengruppe (1)2585

Sachen gibt’s … während der gesamten Rotation der Aktivitätsregion 2585 über die Sonnenscheibe – vom 1. bis 11. September 2016 – hatte dieser Blogger in Nordrhein-Westfalen jeden Tag klaren Himmel oder zumindest eine hinreichend lange Wolkenlücke für ein „Beweisfoto“ mit der alten Bridgekamera Panasonic DMC-FZ48 mit maximalem Zoom (735 mm KB-Brennweite entsprechend) und durch einen Schnipsel fotografischen Baader-Folienfilter auf einem Papprahmen wie unten zu sehen. Die Bilder (mehr Versionen vom 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10. und 11. September) wurden mit IrfanView ungefähr parallel gedreht, beschnitten, in Schwarzweiß konvertiert, im Kontrast leicht angehoben und etwas verkleinert und dabei gleichzeitig leicht geschärft. Der rauschfreudige Sensor und die unkontrollierbare Bild-‚Verbesserungs‘-Software der Kamera treiben soetwas natürlich hart an die Grenzen, aber das kombinierte Souvenir vom absteigenden Ast des Sonnenzyklus mit solcher Minimaltechnik, an beliebigen Orten mal so nebenbei (inklusive einem Musikfestival) und ohne irgendein Stativ entstanden, hat schon was, oder? [Daniel Fischer]

Lovejoys späte Zugabe – für Stativ-Fotografen!

20 Sekunden bei Blende 3.5 und ISO 1600, KB-Äquivent-Brennweite 105 mm (Ausschnitt)

25 Sekunden bei Blende 3.6 und ISO 1600, 144 mm (starker Ausschnitt)

40 Sekunden bei Belnde 3.2 und ISO 800, 50 mm (leichter Ausschnitt)

Seine Helligkeit ist mit rund 5.0 mag. zwar auf ein Drittel des Bestwertes aus dem Januar gefallen – aber die Deklination ist erheblich gestiegen: Auf 49° Nord zieht der Komet Lovejoy jetzt um 1/3 langsamer über den Himmel, denn die Winkelgeschwindigkeit geht mit dem Cosinus, und der beträgt nun statt knapp 1 im Januar nur noch 0.66. Damit kann aber auch um 1/3 länger belichtet werden, bei gleicher Länge der Strichspur, und wie man sieht, kann Lovejoy mit den Ergebnissen von vor einem Monat mehr mithalten als man bei dem Helligkeitsverlust erwarten würde. Das aktuelle mondfreie Fenster (unten) dauert noch eine Woche: Auch im Feldstecher ist der Komet als kleiner werdendes aber immer noch recht flächenhelles Scheibchen weiter attraktiv, der immer noch spektakuläre Schweif bleibt allerdings etwas für Astrofotografen. [Daniel Fischer]

Mit 4 mag.: Komet Lovejoy trotzt dem Mondschein!

10 Sekunden bei ISO 800 und Blende 4.1

Obwohl der fast volle Mond (95% beleuchtet) 33° senkrecht über dem heute gegen 23:00 MEZ 24° hoch kulminierenden Kometen stand, setzte sich dieser – bei endlich einmal klarem Himmel – verblüffend gut gegen den hellen Himmel durch: als gar nicht so kleines diffuses Scheibchen im Feldstecher und auch für eine stehende Superzoom-Kamera. Damit die Koma etwas integrieren konnte, wurden für die hier gezeigten Aufnahmen leichte Strichspuren in Kauf genommen; auf kürzer belichteten war der Komet weniger attraktiv, dito bei geringerer ISO-Zahl. Mit einer Deklination von -15° steht Lovejoy derzeit recht äquatornah und zieht entsprechend schnell über den Himmel; leider wird dies auch in seinem besten Sichtfenster 8.-20. Januar mit 0° bis +25° nicht anders sein. Aber dafür steht er noch 15 bis 40 Grad höher als jetzt, an einem mondlosen Himmel und vielleicht noch ein paar Zehntel Größenklassen heller. [Daniel Fischer]

6 Sekunden bei ISO 800 und Blende 4.1

5 Sekunden bei ISO 800 und Blende 3.9

8 Sekunden bei ISO 800 und Blende 3.6

Dämmerungs-„Forschung“ mit Jupiter und Merkur

Wie sich die Kontraste von – v.a. tief stehenden – Himmelsobjekten in Abhängigkeit von Dämmerungstiefe und Höhe über dem Horizont verändern, wurde hier schon letztes Jahr anhand von PANSTARRS, Merkur & Venus und der Sommer-Milchstraße untersucht: hier nun Experimente zur Frage, bei welcher Sonnendepression sich das Planetenpaar Jupiter (hoch: ganz oben links) und Merkur (tief, Elongation 21.3°, -0.2 mag.: ganz unten rechts) am besten zusammen aufnehmen lassen würde. Die Aufnahmen entstanden heute Abend sei sehr klarer Luft in Witten-Herbede, die Kamera balancierte auf einer Mauer, die Brennweite lag bei 50 bis 55 mm Kleinbild-Äquivalent, für maximale Auflösung hier jeweils leichte Ausschnitte.

22:26:30 MESZ: Merkurhöhe 6.8°, Sonnentiefe 8.7°; 1/5 Sekunde bei Blende 3.2 und ISO 400

22:33:00 MESZ: Merkurhöhe 6.0°, Sonnentiefe 9.3°; 1/1.3 Sekunde bei Blende 3.6 und ISO 200

22:49:00 MESZ: Merkurhöhe 4.0°, Sonnentiefe 10.9°; 2.5 Sekunden bei Blende 3.2 un ISO 200

22:57:30 MESZ: Merkurhöhe 2.9°, Sonnentiefe 11.7°; 3.2 Sekunden bei Blende 3.3 und ISO 200

23:01:00 MESZ: Merkurhöhe 2.5°, Sonnentiefe 12.0°; 5 Sekunden bei Blende 3.2 und ISO 200

Etwa bei einer Sonnentiefe von 10 bis 11 und einer Merkurhöhe von 5 bis 3 Grad war es demnach fotografisch am besten möglich, beide Planeten gleichzeitig aufzunehmen: Der Kontrastgewinn durch die rapide fortschreitende Himmelsverdunklung – man beachte die immer längeren Belichtungszeiten – überwog etwas den Extinktionsverlust. Für das bloße Auge, das dem Planeten unter den gegebenen Umständen rund eine Stunde lang folgen konnte, war der beste Merkurkontrast allerdings schon deutlich früher erreicht, nänlich bereits bei einer Sonnentiefe von weniger als 9° und einer Merkurhöhe von über 7°, d.h. etwa zum Zeitpunkt der ersten Aufnahme hier oder sogar noch davor. [Daniel Fischer. NACHTRAG: ein weiteres Bild, von 22:42 MESZ in höherer Auflösung: Merkurhöhe 4.8°, Sonnentiefe 10.2°]

Komet Lovejoy: Eine Zeichnung und ein Foto von heute früh

Michael Hillen

Ausgerechnet am Freitag, den 13. hatte ich endlich mein Wetterglück – ein morgendlicher Sternhimmel ohne Hochnebelsuppe oder Wolken – und noch dazu war ich um halb 6 ohne Wecker aufgewacht. Ich öffnete das Dachfenster, staunte über den hohen Stand der Frühlingssternbilder und sah bei frostigen Temperaturen zum ersten Mal den ISON-Ersatzkometen Lovejoy (C/2013 R1). Bei einem Schwenk mit dem 10×50-Fernglas über den Eckstern zeta Her fiel die relativ helle Koma sofort auf; ihre Helligkeit schätzte ich auf rund 6,0mag. Schwächer aber dennoch ohne Schwierigkeiten erkennbar war der lange Gasschweif, der visuell über eine Länge von 1 Grad sichtbar war (bis zur Hälfte der Strecke in Richtung des nächsten hellen Sterns), mit indirektem Sehen und leichtem Wackeln des Fernglases sogar noch etwas weiter. Gegen 6 entschied ich mich für eine Zeichnung, wobei ich zunächst eine grobe Skizze machte und später am Tag eine fertige Illustration meines Anblicks im Fernglas erstellte.

Während ich heute früh eher zu Bleistift und Papier griff, machte etwa zeitgleich KBA-Sternfreund Michael Hillen eine sehr schöne Übersichtsaufnahme von Lovejoy. Farbeindrücke sind für visuelle Beobachter nicht wahrnehmbar, dagegen zeigt das Foto wunderbar den eindrucksvoll grünlich – vermutlich durch C2-Moleküle verursacht – leuchtenden Kopf des Schweifsterns. [Nico Schmidt]

Und schon wieder ein Goldener Henkel …

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Nicht so knackig wie vor einem Monat – aber ähnlich wie vor einem Jahr steht heute Abend der zunehmende Mond mit gut beleuchtetem Jura-Gebirge am Himmel. Ein Schuss aus der Hüfte mit 1/125 Sekunde und Blende 5.6 bei ISO 200, diesmal mit unverändertem Gamma und in originaler Auflösung. [Daniel Fischer]

ATV „Albert Einstein“ nur 3 ½ Stunden nach dem Start

Letzte Nacht startete um 23:52 MESZ mit einer Ariane-Rakete das mittlerweile vierte ATV (Automated Transfer Vehicle), ein automatisches Frachtraumschiff der ESA, zur Raumstation ISS. Das ATV-4 namens „Albert Einstein“ wurde 2012 bei Astrium in Bremen zusammengebaut und den finalen Tests unterzogen, bevor die 450 Millionen Euro teure Mission in Südamerika vor einem farbenfrohen Dämmerungshimmel in die Umlaufbahn geschossen wurde (Bild 3). Die Ankunft bei der Raumstation soll am 15. Juni nachmittags stattfinden und bis dahin können ATV wie ISS mehrmals pro Nacht verfolgt werden; die Überflüge sind im Web am besten mit Heavens-Above oder Calsky abrufbar.

Beide orbitalen Objekte hat der Blogger und Sternfreund Daniel Fischer bereits kurz nach dem Start des ATV am Himmel über Königswinter fotografisch festgehalten. Bild 1 zeigt die Strichspur von „Albert Einstein“ durch das Sternbild Adler um 3:21 MESZ, bei Bild 2 ist die ebenfalls 40 Sekunden lang belichtete und 3 ½ Größenklassen hellere ISS um 3:03 MESZ zu sehen. [Nico Schmidt]

Die Saturnringe ohne Teleskop fotografieren …?

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1/20 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 200 mit 735 mm KB-Äqv.-Brennweite

P1240729

1/50 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 200 mit 735 mm KB-Äqv.-Brennweite

P1240731

1/40 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 200 mit 735 mm KB-Äqv.-Brennweite

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Schon während der Mondfinsternis gestern Abend hatte sich bei kühnen freihändigen Aufnahmen des nahen Saturn mit maximaler Brennweite der „Superzoom“-Kamera (108 mm, was 735 mm Kleinbild entspricht) der Planet meist ist ungefähr der „richtigen“ Ovalform gezeigt. Das animierte zu systematischeren Versuchen vier Stunden später mit dem Planeten nahe der Kulmination (oben und unten Impressionen der Konstellation mit dem verdeckten Mond), der weit geöffnete und durch den Oppositionseffekt aufgehellte Ringe präsentiert. Jedes der Einzelbilder, aus denen hier jeweils rund 100 Pixel breite Streifen „aufgeblasen“ wurden, sieht anders aus – aber wenn man etwas Abstand (zum Bildschirm) gewinnt, drängt sich der Eindruck auf, dass auch eine Kamera mit eingebautem Zoomobjektiv heute in der Lage sein kann, in einem Sekundenbruchteil mehr aufzunehmen als was Galilei in seinem besten Teleskop sehen konnte … [Daniel Fischer]

PANSTARRS nun auch in Königswinter angekommen

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Dieser Blogger musste erst zum Kometen reisen, bevor sich dieser zwei Tage später – heute von 19:35 bis 20:05 MEZ – auch einmal vor seiner Haustür blicken ließ, bzw. in Richtung einer Stichstraße, die exakt den richtigen Azimut 283° hatte: Bilder von 19:39, 19:45 und 19:55 MEZ mit dem Kometen 9 bzw. 8 bzw. 7 Grad hoch und der Sonne 10 bzw. 11 bzw. 12 1/2 Grad unter dem Horizont. Diese scheinbar geringen Unterschiede wirkten sich doch erheblich auf die Sicht- und Fotografierbarkeit aus, das ewige Rennen zwischen sich vertiefender Dämmerung (hier am Übergang von nautischer zu astronomischer) und zunehmender Extinktion. Die Belichtungszeiten hier betrugen 1, 2.5 und 4 Sekunden; die Erdrotation macht sich jenseits von der Sekunde zwar schon bemerkbar, dafür wird der Schweif besser durch gezeichnet.

Im Feldstecher – mit bloßen Auge war PANSTARRS auf die Schnelle nicht sicher zu erwischen – wie für die hier eingesetzte „Bridge-Kamera“ mit langem optischem Zoom war das Bild gegen 19:45 MEZ am besten, also unmittelbar vor Ende der nautischen Dämmerung: In diesem Album gibt es gleich 16 Bilder mit allen technischen Daten. Verglichen mit der Beobachtung aus dem Flugzeug war der Anblick im Feldstecher – und es wurde jetzt ein 11×70 statt des 10×50 an Bord eingesetzt – erheblich flauer als das prächtige Bild in der Luft, dafür ließ sich der Komet aber am Boden dramatisch besser fotografieren. Und das von einem ultraleichten €20-Stativ aus einem Kaufhaus … [Daniel Fischer]

Gestatten: die Venus, 9 Stunden vor dem Transit!!!

Was vorher trotz allerlei Experimenten mit Blenden nicht möglich war, hat zu guter Letzt die Hauskante möglich gemacht, hinter der die Sonne allmählich verschwand, während die Venus sichtbar blieb: In diesen vier(!) Minuten, rund 9(!!) Stunden vor dem Beginn des Venustransits, gelangen mit der DMK am – auf 11 cm abgeblendeten – großen Refraktor in Gennadi etliche Videosequenzen, aus denen auf die Schnelle schon mal dieses Summenbild für 12:25 UTC gerechnet werden konnte, das hier in zwei Prozessierungen zu sehen ist. Der geschlossene Ring ist nun noch viel auffälliger als gestern. Dies dürfte eines der letzten Bilder der Venus vor dem Durchgang überhaupt sein, denn für die Koronographen auf SOHO ist der Planet bereits hinter den Blenden verschwunden! [Tobias Kampschulte]