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Luna Festival: Mondfinsternis in Massen

Das gab’s am Ende tatsächlich zu sehen, für die – grob geschätzt – 6000 Besucher, die vergangene Nacht zum Luna Festival im & am Planetarium Bochum geströmt waren: Geduld zahlte sich aus, denn genau wie vorhergesagt (Einleitungsartikel ganz unten) ließ sich die Mondfinsternis viel Zeit, bis sie sich ordentlich aus der Abenddämmerung geschält hatte. Aber von Anfang an …

Aufbau der Verpflegungsstände zwischen dem Planetarium und der Synagoge, die wir mit ins Boot geholt hatten – aus geometrischen wie kulinarischen Gründen. Und die Planetariumsleiterin Susanne Hüttemeister gibt eins von zahlreichen Interviews, das sich (zusammen mit Bildern von mir von der MoFi 2015) bald in einem kleinen aber feinen News-Beitrag von Sat.1 NRW wiederfand.

Bereits am Nachmittag füllt sich der Platz …

… und noch vor Sonnenuntergang ist er richtig voll …

… während ich live im Fernsehen der Deutschen Welle direkt zu Beginn der 21:00-MESZ-Nachrichten 4 1/2 Minuten lang der ganzen Welt (zu dieser Stunde v.a. Amerika und Afrika) die MoFi erklären darf.

Danach ist das Gelände schon wieder voller geworden …

… und auch die Planetariumskuppel, in der Paul Hombach die Mondfinsternis erklärt, während ich Live-Streams der Finsternis aus anderen Kontinenten einspiele und so auch den Beginn der Totalität zeigen kann wie eine gute Stunde vorher schon den Beginn der ersten Partialität. Besonders bewähren sich ein Webcast aus Australien und welche aus Namibia und aus Südafrika – und Andreas Möller mailt mehrmals exklusiv Bilder von der Farm Hakos in Namibia, die dann sofort den Weg an die Kuppel finden. Aber dann ist es endlich Zeit für die Beobachtung vor Ort …

… und da ist er, kurz nach dem Erscheinen über dem lokalen Horizont, gesehen von der Plattform vor der Synagoge, die schon vor vielen Monaten als bester Platz hier erkannt worden war. Als „Entdecker“ darf sich Jens Matheuszik fühlen, der mich um 22:11 auf den super-fahlen Mond aufmerksam macht!

Die nächste halbe Stunde geht es eher schleppend voran mit der Steigerung der MoFi-Erfahrung auf dem nunmehr rappelvollen Gelände …

… denn der wachsende Kontrast durch tiefere Dämmerung und größere Höhe wird offenbar durch die abnehmende Flächenhelligkeit desselben tief in der Umbra größtenteils aufgefressen.

Das ändert sich erst in den letzten ca. 20 Minuten der Totalität, als auch der Mars schon über dem lokalen ‚Horizont‘ aufgetaucht ist: Jetzt strahlt der Mond tatsächlich orange-rötlich in gut 10° Höhe, während er sich dem Rand der Umbra nähert. Auch im Fernglas ein toller Anblick, vor allem die Minuten vor und nach dem Totalitätsende:

Zahlreiche weitere und größere Bilder gibt es in diesem Album noch aus der Nacht, zuvor war auch hier, hier und hier und danach hier berichtet worden. Weitere Impressionen gibt es in diesem Thread, dem Album eines Besuchers und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier (während im Vorfeld u.a. hier, hier und hier berichtet worden war). Und noch ein paar Bilder aus der späten 2. partiellen und frühen 2. Halbschattenphase nach Mitternacht, während sich das Gelände langsam leerte:

[Daniel Fischer. NACHTRÄGE – ein kleiner Film über v.a. die Party (mit der MoFi im Zeitraffer ab hier, nur 7 Sekunden aber genau ‚unser‘ Anblick; später noch weitere Häppchen):

Und eine Pressemitteilung zum Event und Nachgedanken hier („Licht und Schatten bei der gefeierten Mondfinsternis“) und zuvor hier]

Venus und Saturn in Dämmerungs-Konjunktion

18:38 MESZ – Sonnendepression 5.1° (nur die Venus zu sehen)

18:46 MESZ – Sonnendepression 6.3° – Saturnhöhe 7.8°

Ein paar Stunden vor der größten Annäherung von 3.0° zwischen den Planeten Venus und Saturn Beobachtungen bei sehr klarem Abenddämmerungshimmel vom Bochumer Planetarium aus sowie freihändige Fotos mit Telebrennweiten, hier bis auf leichte Ausschnitte gänzlich unbearbeitet. Auch gegen Ende der bürgerlichen Dämmerung war der Saturn mit bloßem Auge nicht zu sehen (während die Venus schon extrem auffällig war) und nur fotografisch nachweisbar, im zweiten Bild nahe des oberen Randes. Ab etwa der Mitte der nautischen Dämmerung war der Saturn dann für’s Auge erkennbar aber nie auffällig, da die zunehmende Extinktion den Kontrastgewinn durch den dunkler werdenden Himmel wieder auffraß, während das Paar – zu dem sich in vier Tagen noch die Mondsichel gesellen wird – fotografisch kein Problem mehr war:

19:04 MESZ – Sonnendepression 9.0° – Saturnhöhe 5.9°

19:05 MESZ – Sonnendepression 9.2° – Saturnhöhe 5.7°

19:10 MESZ – Sonnendepression 10.0° – Saturnhöhe 5.2° [Daniel Fischer]

PANSTARRS extrem – schlechter geht’s nicht :-)

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21:50 MESZ, 10.4° Kometenhöhe, nahe Ende astronomische Dämmerung, 6 Sekunden mit Blende 3.4 bei ISO 800 und 90 mm KB-Äquivalent-Brennweite (alle Bilder zeigen nur Ausschnitte)

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21:59 MESZ, 9.4°, Ende astronomische Dämmerung, 5 s bei 3.8, ISO 800, 184 mm

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22:20 MESZ, 7.6°, „Nacht“, 6 s bei 3.6, ISO 400, 137 mm

Sechs Tage nach der letzten Sichtung war 1. der Mond vom Abendhimmel verschwunden, 2. der Komet auf 3.-4. Größe gesunken und 3. immer näher an M 31 heran gekrochen – aber dieser Blogger heute in Witten zwar am Südrand des Ruhrgebiets doch mit dem Kometen-Azimut direkt in Richtung des Zentrums der Drittelmillionenstadt Bochum (364’000 Ew., im oberen Bild Teile der Ruhr-Universität am Bildrand). Auf Anblicke wie hier, hier oder hier brauchte man da natürlich nicht zu hoffen – aber am Ende (die beste Zeit war gegen Ende der astronomischen Dämmerung) ließen sich mit einem 10×50-Feldstecher und auch der Kamera wenigstens die Innenbereiche von Galaxie (oben) und Komet (unten rechts) schwach aber dank bestimmter Sternmuster eindeutig aus der Suppe fischen. Aufgeben gilt nicht … [Daniel Fischer. NACHTRAG: als ultimatives Kontrastprogramm unten genau dasselbe Motiv, aber nun von Star-Kometograph Michael Jäger in den Alpen aufgenommen …]

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„Chaos and Order“: eine Planetariumsshow ohne Beispiel

Gestern Abend war Premiere, und ab dem 20. Juli kann sie alle paar Wochen im Planetarium Bochum bestaunt werden: „Chaos and Order – A Mathematic Symphony“, eine Fulldome-Video-Show, die völlig aus dem Rahmen fällt. Erdacht und realisiert vom AV-Künstler Rocco Helmchen (in den Premieren-Fotos unten links), der sich selbst als Astronomy-Lover und Geek bezeichnet, hat sie nur am Rande mit dem Weltraum zu tun: Gezeigt werden nacheinander und immer in Bewegung zahlreiche spektakulär raumgreifende mathematische Gebilde und dreidimensionale Visualisierungen (Stills oben), die zwar durch kurze Einblendungen jeweils beim Namen genannt werden, ansonsten aber nur durch ihre Ästhetik wirken – und Teil einer echten Symphonie in vier Sätzen und mit Zwischenspiel sind. In zwei Jahre währendem engem Wechselspiel mit der Umsetzung von Helmchens aufwändigen Computergrafiken schrieb Johannes Kraas (in den Fotos rechts) die Musik dazu und spielte sie auch komplett selbst ein: Der 4-Minuten-Trailer hier mag einen vagen Eindruck von dem Gesamtwerk vermitteln, wobei man sich das runde Bild in eine Halbsphäre projiziert denken muss.

In Worten beschreiben lässt sich „Chaos and Order“ – das bereits eine Auszeichnung gewann – kaum, zu vielfältig sind die mathematischen Konstrukte, die über die Kuppel huschen, und die Ideen bei ihrer visuellen Umsetzung. Die manch verwegene Assoziationen wecken mögen, etwa bei simuliertem Fließen an den flüssigen T-1000 aus „Terminator 2: Judgment Day“ oder im letzten und dramatischsten Satz an die Maschinen aus „The Matrix Revolutions“: Die finalen Flüge durch dreidimensionale Fraktalgebilde in wüst ‚ausgeleuchtetem‘ Science-Fiction-Look würden jedem Kino-Blockbuster zur Ehre gereichen. Das neue Medium Fulldome-Video wird hier bis an die Grenzen ausgereizt und kreiert ein fast beängstigendes Immersions-Erlebnis. Die immer wieder auf’s Neue überraschende Bilderpracht und die facettenreiche Musik harmonieren dabei auf’s Vortreffliche, und etwas Ruhe kehrt nur im Zwischenspiel ein, wenn – jedenfalls in der Bochumer Urfassung – statt der High-End-Videoprojektoren der klassische Sternenprojektor das Sagen hat und mit diversen eingeblendeten Skalen kosmische Mathematik an die Kuppel wirft. Bis das atemberaubende Fulldome-Spektakel auf Neue einsetzt. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: weitere Artikel hier und hier – und ein paar Minuten an der Kuppel abgefilmt!]