Archiv für den Monat April 2014

28.04.: Vortrag zu 200 Jahre Fraunhoferlinien

In der neuen Vortragsreihe „Montags in der Sternwarte“ geht es am kommenden Montag um „Fraunhofers Zauberstab und das Regenbogenlicht der Sterne“, wobei der Untertitel auch ganz einfach lauten könnte: Die Geschichte einer astronomischen Sonderbriefmarke. Denn es geht um alles, was mit der abgebildeten Briefmarke zu tun hat. Wer war Joseph Fraunhofer und welche Entdeckung machte er vor genau 200 Jahren, wie entstehen die dunklen Linien in den Regenbogenfarben und welche bahnbrechende Bedeutung haben sie für die Astronomie bzw. was erzählen uns die Linien über die Physik der Sterne? Das ist das Thema des Vortrags, der am 28. April ab 19:00 Uhr in der Volkssternwarte Bonn (VSB) zu hören sein wird; das Refraktorium ist wie immer ab 18:00 Uhr geöffnet. Wie wegweisend Fraunhofers Entdeckung nach wie vor ist, zeigt übrigens auch diese Zeittafel zu 200 Jahre Fraunhoferlinien, außerdem gibt es Mitte Mai in Köln eine Fachtagung zur Amateur-Astrospektroskopie. [Nico Schmidt]

Eine Sternwarte für den dunklen „Sternenpark Eifel“

Während andere auf Ostereier-Suche waren, bot Harald Bardenhagen, Hobbyastronom und Kämpfer gegen die Lichtverschmutzung, am vergangenen Wochenende mitten im Nationalpark Eifel eine öffentliche Sonnenbeobachtung an. Bei teilweise sonnigem Wetter am Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag konnten die Besucher des am Urftsee gelegenen Vogelsang-Areals (25 Autominuten ab der A1-Autobahn-Abfahrt Wißkirchen) hier nicht nur unseren Heimatstern im Weißlicht und H-alpha-Licht bestaunen und in einem Vortrag Wissenswertes über die Sonne erfahren, der Kölner Sternfreund klärte zudem über den Verlust der Nacht und die damit zusammenhängende Lichtverschmutzung, denn ein natürlicher Sternhimmel lässt sich längst nur noch weit entfernt der immer heller werdenen Gemeinden, Städten und Großstädten erleben. So mancher Sonnenbeobachter fragte auch nach dem seltsamen Messgerät, welches auf dem Dach von Bardenhagens Auto montiert ist. Außerdem werden aktuell im Truppenkino des Vogelsang-Besucherzentrums zum Thema der unnötigen Lichtverschmutzung ein Film und eine Ausstellung mit vielen Schautafeln gezeigt. Auch über den Sternenpark Eifel und die weiteren Pläne informierte der Kölner Hobbyastronom, denn Mitte Februar wurde der Nationalpark Eifel als zweiter Sternenpark Deutschlands ausgezeichnet. Der Plan einer Sternwarte auf dem Vogelsang-Gelände steht zwar schon fest, nun arbeitet Bardenhagen aber erstmal an der konkreten Umsetzung. Entstehen soll sie am südlichen Ende des länglichen Areals (zwischen Einfahrt und den Parkplätzen); das letzte Bild zeigt das Vogelsang-Gebiet mitten im dunklen Nationalpark (gelb umrandet). Derzeit hofft der Schützer des Nachthimmels, dass die Sternwarte bereits im Laufe des Sommers ihren Betrieb aufnehmen kann. [Nico Schmidt]

15.04.: 10.000 Kilometer entfernte Mondfinsternis live in Bonn

So sah es im übervollen Vortragsraum der Volkssternwarte Bonn (VSB) vergangenen November aus. Damals sollten zwar Kometen im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen, aber die Live-Übertragung der totalen Sonnenfinsternis aus Zentralafrika war der große Publikumsmagnet des Tages. Mit einem anderen Himmelsschauspiel versuchen die Bonner Sternfreunde nun an den Erfolg anzuknüpfen, denn schon am 15. April wird ebenfalls wieder in der Volkssternwarte eine totale Mondfinsternis live auf die Leinwand zu sehen sein. 2014 ist nämlich einer der ganz seltenen Fälle, dass in Mitteleuropa keine Mondfinsternis zu beobachten ist; die bereits in zwei Tagen stattfindene Finsternis wird nämlich nur in Nord- und Südamerika sowie im pazifischen Raum sichtbar sein. Um diese totale Mondfinsternis und somit  den kupferfarbenen Vollmond im Kernschatten der Erde zu erleben muss man also mindestens an die Ostküste der USA reisen, oder einfach am Dienstag zur Volkssternwarte Bonn an der Poppelsdorfer Allee kommen.

Die Veranstaltung zur Live-Übertragung am 15. April beginnt schon um 8:30 Uhr und wird bis mindestens um 10:30 Uhr gehen, durch die Astrotainment-Aktion führen – wie schon bei der November-Sonnenfinsternis – die erfahrenen Bonner Hobbyastronomen Paul Hombach und Stefan Krause. [Nico Schmidt]

Das war der Astronomietag 2014 in Bonn

Nerven behalten war angesagt beim heutigen Astronomietag in Bonn, der dort zugleich die Eröffnungsveranstaltung gemeinsamer Aktivitäten von Amateur- und Profiastronomen des Jahres war: Während des Vortrags eines der letzteren, Michael Geffert (unten), war der zunächst hartnäckig bedeckte Himmel plötzlich aufgerissen und gab den Blick auf Jupiter und Mond frei, denen mit drei Teleskopen von VSW-Bonn- und KBA-Mitgliedern näher getreten werden konnte. [Daniel Fischer]

Trip to Treptow: zu Besuch bei Archenhold

Im Rahmen einer Vortragsreise nach Berlin hatte dieser Blogger gestern Gelegenheit, nach längerer Zeit mal wieder bei der Archenhold-Sternwarte in Alt-Treptow vorbei zu schauen: Der längste Refraktor der Welt (21 m Brennweite, 68 cm Öffnung; unten ein Modell) von 1896 sieht nach kürzlichem Neuanstrich wie aus dem Ei gepellt aus. Und das kleine aber feine astronomiegeschichtliche Museum hat auch einiges zu bieten.

Der Reichenbach-Meridiankreis der nicht mehr vorhandenen Sternwarte in Hamburg-Altona: Sein ehemaliger Fundamentsockel steht aber noch heute am alten Platz, als geodätischer Messpunkt erster Ordnung, da seine Position durch die vielen Sternmessungen höchst präzise bekannt ist.

Ein „Meteoroskop“ zur Vermessung von Meteorbahnen nach Nissl & Weiß, mit azimuthaler Visierleiste, Höhenquadrant – und Öllampe plus Spiegel zur Beleuchtung der Skalen: eine Leihgabe der Uni-Sternwarte Wien.

Eine kleine Äquatorial-Sonnenuhr aus Schlesien o.ä. um 1750, mit Polhöhen-Einstellung und zylindrischen Skalen.

Ein Auszugsfernrohr aus der üppigen „Leonardo Semitecolo“-Produktion (ganz unten) aus Venedig – schwer zu datieren.

Mikrophotometer von Hartmann und R. Toepfer aus Potsdam, 1950: Eine sukzessiv dunkler werdende Grauaufnahme wurde in den Strahlengang geschoben, bis das Beobachtungsobjekt unsichtbar wurde.

Der einzige (derzeit) bekannte Überrest jenes Heliometers der Sternwarte Königsberg, mit dem F. W. Bessel 1838 die erste Sternparallaxe maß: eine Mikrometerschraube! Ein Mitarbeiter der Archenhold-Sternwarte ist übrigens weiter guter Hoffnung, noch mehr Teile dieses legendären Teleskops finden zu können …

Mehrere Quadratmeter großes Modell des Jantar Mantar von Jaipur, des großen Bruder der entsprechenden Anlage in Delhi.

Zum Schluss noch ein Blick in die aktuelle Sonderausstellung „Meßstation Himmel – Arbeitsplatz Erde – Astronomie und Ortsbestimmung“: hier ein Instrument zur astronomischen Ortsbestimmung von Luftschiffen namens Orion der Berliner Optischen Anstalt Goertz, das eher eine Art Analog-Computer zu sein scheint.

Und ein Portrait und Buch – La figure de la terre – von Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, der auf dem Kupferstich von J. Daullé von 1741 die Erde platt drückt: Im Gegensatz zu Cassini tippte Maupertuis richtig, dass sie durch ihre Rotation in die Breite gehen würde. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: das erste Panorama größer; beide mit AutoStitch erstellt – und das Ganze mal in Bewegung mit Sound und in einem Wochenschau-Clip von 1931 sowie ein langer spanischer Besuchsbericht von 2017]

Himmel bewegt Bonner auch am Montag

Die astronomischen Zeitraffer-Videos von Michael Kunze gehören inzwischen zum Standard-Repertoire der großen Astrotagungen in Bochum und Würzburg – und waren am 31. März auch Thema eines Montagsvortrags in der VSW Bonn, der rund 30 begeisterte Zuschauer anlockte. Traditionell sind es Donnerstagabende, an denen die VSW Bonn zu öffentlichen Vorträgen läd, aber mit dem Erfolg diese Woche dürfte sich das neue Angebot als Zweit-Termin etabliert haben. Dank des entspannten Formats von einer Stunde und mehr konnte Kunze nicht nur etliche seiner vielen Videos aufführen sondern auch über ihre Entstehung berichten: Erst seit 2010 betreibt Kunze dieses exotische Hobby – und fast immer nebenher bei normalen Urlaubsreisen, was ihn von den ‚Profis‘ der Timelapse-Szene unterscheidet.

Auch stilistisch setzen sich Kunzes Videos oft deutlich von der Konkurrenz ab: Fast gänzlich wird auf Dolly-Fahrten der Kamera verzichtet, zu bewegen hat sich vor allem der Himmel. Oft sind es keine wirklich einsamen Standorte, so dass öfters Menschen, Autos und Scheinwerfer durch’s Bild huschen (unter gleichwohl dunklem Himmel natürlich). Und auch Nächte mit vielen Wolken werden in den Filmen verwertet. All dies schafft eine deutlich authentischere Atmosphäre als in den immer mehr auf ultimative Perfektion getrimmten Werken der ‚Profis‘: Auch dieser Aspekt wurde vom Publikum – und speziell diesem Blogger – wohlwollend zur Kenntnis genommen. [Daniel Fischer – der eingebettete Teneriffa-Film ist übrigens erst nach dem Vortrag fertig geworden]

05.04.: Drei Veranstaltungen in der Region zum Astronomietag 2014

Ob morgen Abend der Blick durch ein Fernrohr wieder Kinderaugen strahlen lässt, lässt sich wegen der angekündigten wechselnden Bewölkung leider nicht sagen. Stattfinden werden die regionalen Veranstaltungen zum diesjährigen bundesweiten 12. Astronomietag aber auf jeden Fall und diesmal sind engagierte Bonner Sternfreunde sogar an gleich drei Orten unterwegs. Zum einen treffen sich Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) auf einer Wiese nahe des Freibads in Sankt Augustin und parallel findet zur gleichen Zeit eine Veranstaltung am Argelander-Institut (AIfA) in Bonn-Endenich statt. Ab 18:00 Uhr gibt es hier die Möglichkeit zur Sonnenbeobachtung und im Anschluss an einen Vortrag wird dann hoffentlich noch der zunehmende Mond sowie der Riesenplanet Jupiter ins Visier genommen. Dieser Programmpunkt ist zugleich der Startschuss für die große und abwechslungsreiche Veranstaltungsreihe „Der Himmel über Bonn – Astronomie für jedermann“, die gemeinsam vom astronomischen Institut und der Volkssternwarte Bonn bis Ende Dezember durchgeführt wird. Die dritte Aktion in der Region zum Astronomietag 2014 findet am Observatorium Hoher List (übrigens finden ab sofort bis Ende Oktober regelmäßig wieder die Mittwochsführungen statt) bei Schalkenmehren in der Vulkaneifel statt. Hier gibt es Vorträge für Kinder und Erwachsene sowie die Möglichkeit den Planeten Jupiter durch ein 1-Meter-Teleskop zu beobachten.

Da bleibt mir nur noch zu sagen: clear skies für den Astronomietag 2014! [Nico Schmidt]

Großartige Beobachtungsaktion mitten in Bonn mit 105-Zoll-Power!

Am 08. März fand bereits zum 7. Mal die Internationale Bürgersteig-Astronomie-Nacht (International Sidewalk Astronomy Night, kurz ISAN 7) statt, bei der weltweit zahlreiche öffentliche Beobachtungsaktionen durchgeführt wurden. Von Australien bis Peru, von Tokio bis Kreta, von Dublin bis Los Angeles – überall standen an diesem Tag Sternfreunde mit ihren Fernrohren bereit, um Passanten auf der Straße die unzähligen Krater des Mondes, Jupiter mit seinen vier hellsten Monden und andere Wunder des Nachthimmels zu zeigen. In Deutschland waren z.b. Hobbyastronomen in Regensburg, Ingolstadt, Hamburg, Aachen und zum ersten Mal auch in Bonn bei der globalen Veranstaltung dabei. Auf eigene Initiative hin hatte ich intern und extern (am Abend erfuhr ich erst, dass es doch eine kleine Ankündigung im General-Anzeiger Bonn gab) die Werbetrommel gerührt. Nahe der alten Argelanger-Sternwarte wollte ich mich zusammen mit anderen Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA; ein großes Dankeschön geht auch an Patrick Cremer von der Volkssternwarte Bonn) mitten in Bonn-Poppelsdorf treffen und letztlich hat alles so wunderbar geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Denn der 08. März fiel mitten in die Schönwetterkatastrophe, die Bonn anderthalb Wochen lang mit blauem Himmel und Sonnenschein pur versorgte. So fuhr ich bei schönstem T-Shirt-Wetter mit dem Alternativ-Programm in der Tasche zur Volkssternwarte, wo an der Einfahrt schon drei Sternfreunde standen. Und als gegen 18:30 Uhr die ersten Teleskope auf der Wiese aufgebaut wurden, kamen schon die ersten neugierigen Fußgänger, so dass schon in der Dämmerung die ersten staunenden Blicke auf die plastischen Krater des Halbmonds geworfen wurden.

Mit Blick auf das Poppelsdorfer Schloss und die Gründerzeitfassenden links und rechts der Wiese waren schließlich 11 Teleskope aufgestellt, was mit Öffnungen von 5 Zoll bis 16 Zoll insgesamt eine Power von 105 Zoll (2,7 Meter Gesamtöffnung) ergab! Und der Ansturm zeigte, dass kein Teleskop zu wenig aufgebaut war, jedes Fernrohr war von fragenden und staunenden Leuten umringt. Wegen des leicht dunstigen Himmels und sowieso wegen der Laternen blieb es meist bei den Mondlandschaften und Jupiter mit seinen hellsten Monden (einmal stellte ich auch den Orionnebel ein), aber sie bieten eh meist die beeindruckendsten Ansichten für Laien, die zum ersten Mal durch ein Okular schauen. Als sich der Andrang an meinem 12-Zöller etwas legte, fuhr ich auch ein paar Deep-Sky-Objekte an, jedoch ohne Erfolg. Lediglich das Galaxienpaar M 81/82 war erkennbar, aber die nachlassende Supernova 2014J war nur etwas für erfahrene Augen. Allerdings ging es auch ganz ohne Teleskop und so zeigte ich ebenso – bei den milden Temperaturen immer noch mit T-Shirt – die Wintersternbilder und erklärte z.b. die Mythologie um Orion, Stier und seinen beiden Jagdhunden. An diesem wunderbaren Abend gab’s viele interessante Gespräche, viele staunende Blicke durch die Fernrohre oder man versuchte sich an Mondfotos mit dem Handy und viele Leute staunten auch immer wieder über die unvorstellbaren Dimensionen am Himmel über Poppelsdorf. Außerdem ließ ich einem 17-jährigen Kölner Sternfreund direkt mal alleine Erfahrungen in der Bedienung eines Dobson-Teleskop sammeln, mit dem Ergebnis, dass er jetzt auf einen 10-Zöller spart. Alles in allem hat diese großartige Aktion ungemein viel Spaß gemacht. Schätzungsweise über 100 Leute schauten in etwa 3 Stunden bei unserem öffentlichen Beobachtungsabend vorbei, die letzten Teleskope wurden erst nach 22:00 Uhr abgebaut. Vielen, vielen Dank an alle Mitwirkenden, ob mit oder ohne Teleskop! Das war wirklich eine wunderbare Star Party mitten in Bonn! Bis zur nächsten Sidewalk-Astronomy-Veranstaltung.

Leider konnte ich zeitlich eingeschränkt nur Fotos von der Aufbauphase machen, aber KBA-Astrofotograf Michael Auster hat ebenso einige Bilder vom Poppelsdorfer Teleskoptreffen gemacht. [Nico Schmidt]