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Wenn Köln schon mal eine Launch Party schmeisst …
… für einen deutschen Raumfahrer, dann wird auch was geboten: so geschehen am 28. Mai 2014, als Alexander Gerst & Co. zur ISS aufbrachen. An etlichen Orten im Lande waren große und kleine öffentliche Veranstaltungen angesetzt worden, davon aber nur das Kölner Event von ESA, DLR & Stadt unter freiem Himmel und für über 1000 Besucher geeignet. Die Frage, ob Deutschland seinen 11. Raumfahrer feiern würde: Hier fand sie eine klare Antwort.
Der prominenteste Gast der Veranstaltung: der Kosmonaut und Astronom(!) Reinhold Ewald, der 1997 per Soyuz zur Mir gereist war und schon vor Beginn für Interviews gefragt war – wobei dieser Blogger beim Gegenschuss unten versehentlich gar in die 20-Uhr-Tagesschau des nächsten Tages geriet …
Der andere Star des Abends: Pierre Michael „Peter“ Schilling, den sich ob seiner Weltraum-lastigen Songs Gerst explizit gewünscht hatte – von Neuer Deutscher Welle zu einem veritablen Krautrocker gereift, trat er mit Band immer wieder auf und machte die Launch Party zu einem halben Rockkonzert.
Wichtigstes Requisit freilich: die Videowand! Mit einem hausgemachten – in Russland gibt’s eigentlich gar keinen – Countdown, der mitunter auch mal hakte, und zahlreichen Tweets, die flink nach oben scrollten. Auch den einen oder anderen (realen oder aus dem Netz) Bekannten ‚traf‘ man so wieder.
Und auch der aufgeblasene Riesenastronaut des European Astronaut Centre – das die Verbindung von Gersts Mission und Köln herstellte – durfte nicht fehlen, ein alter Bekannter von den Tagen der Luft- und Raumfahrt 2011 und 2013, der diesmal standhaft blieb.
Kein Fest ohne Honoratioren: Karlheinz Kreuzberg von der ESA, Rolf-Dieter Fischer vom DLR, Kölns OB Jürgen Roters – und eine „Mäuseklasse“ mit reichlich Raumfahrt-Equipment.
Talk mit Ewald, der das Geschehen rund um die Astronauten-Ausbildung und einen Soyuz-Start engagiert schilderte – und einmal sogar den russischen Weltraumärzten widersprach: Dass man die Crew kurz vor dem Start in wilde Rotation versetzt, um sie abzuhärten, hält er für nicht sinnvoll. Und natürlich wieder Schilling, plus eine von mehreren aufgezeichneten Botschaften Gersts.
Schalte – per Satellitentelefon – zu einem EAC-Sprecher in Baikonur, der vom Fortgang der Startvorbereitungen berichtet. Live-Bilder aus Kasachstan gibt es auf der Videowand indes nicht, die Technik hapert. So erfährt man nur durch die vorbeiscrollenden Tweets, dass man im Fernsehen schon Gerst in der Kapsel sieht. Und wieder heizt Schilling ein.
Rupert Gerzer (l.) vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin demonstriert mit einem Freiwilligen in Schräglage den Effekt von Mikrogravitation auf den Blutkreislauf – der Proband war nach Wiederaufrichtung tatsächlich tatsächlich ähnlich groggy wie ein Astronaut nach der Landung.
Noch eine Videobotschaft von Chris Hadfield – und dann stimmt Schilling, 20 Minuten vor dem Start, endlich sein „Völlig losgelöst“ an, während die nun doch 1000 oder mehr (da gehen die Zahlen weit auseinander) Zuschauer die von einem Karnevalsgroßhändler verteilten und in China produzierten Köln-Fähnchen schwenken. Aber immer noch kein Bild aus Baikonur auf der Wand …
… was kurz vor dem Abheben durch energische Improvisation gelöst wird: Ein Kameramann filmt den Bildschirm ab, auf dem der ESA-Kanal läuft, und der pünktliche Start ist bestens zu sehen.
Hier die ersten anderthalb Minuten der Übertragung in Originalqualität: Bei 1:22 macht Gerst trotz dicken Handschuhs gut erkennbar das Shaka-Zeichen, was zuvor als Gruß speziell an das Kölner Publikum angekündigt worden war.
Die Zuschauer im Moment des Starts und während des weiteren Aufstiegs der Soyuz in den kasachischen Nachthimmel – diesmal gibt es weniger Live-Bilder aus der Kapsel als gewohnt, aber Gersts Shaka wird erkannt und von der Menge goutiert.
Mit dem Erreichen des Orbits und einem letzten Auftritt Schillings endet die rundum gelungene Veranstaltung, eine ungewöhnliche Fusion aus Festakt (die Top-Gäste dürften noch einmal auf der Bühne Fähnchen schwenken), Edutainment mit Ewald und Gerzer und einem angemessen lauten Rockkonzert. Aus Baikonur selbst war bis auf ein paar Minuten Startbilder fast nichts zu sehen, aber bei der vielen Action am Platz vermisste man es auch kaum. Eine andere Bildauswahl dieses Bloggers gibt es hier zu sehen und Artikel über die und Live-Blogs von (u.a.) der Kölner Veranstaltung hier, hier, hier, hier und hier. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: ein „Bootleg“ des ‚Völlig losgelöst“ wurde eingefügt, und es gibt auch einen Gruß nach oben, ebenfalls von diesem Blogger gefilmt, eine komplette Aufzeichung des Abends (der Link kam aus dem Orbit …), noch mehr Bilder von anderen Zuschauern hier, hier und hier – und ein Interview mit Peter Schilling von 2016, in dem er sich (letzte drei Antworten) als Astronomie-Kenner entpuppt]
Und weil’s so schön war, gleich nochmal …
Unter noch besseren Bedingungen als vergangene Nacht ließen sich in dieser Nacht einige der ATV-4– und ISS-Überflüge von Königswinter aus verfolgen: Hier ersteres ca. 0 mag. hell um 0:07 MESZ zwischen Arktur und UMa, später die 3 mag. hellere ISS um 0:37 MESZ zwischen den beiden Bären und danach haarscharf an Deneb vorbei ziehend (und dem immer noch hellen Chi Cygni); hinter den Bildern liegen jeweils größere Versionen mit anderen Ausschnitten. Die Unterschiede in den Winkelgeschwindigkeiten sind enorm, fliegt das ATV doch in nur 253 x 266 km Höhe, die ISS aber in 407 x 422 km. [Daniel Fischer]
ATV „Albert Einstein“ nur 3 ½ Stunden nach dem Start
Letzte Nacht startete um 23:52 MESZ mit einer Ariane-Rakete das mittlerweile vierte ATV (Automated Transfer Vehicle), ein automatisches Frachtraumschiff der ESA, zur Raumstation ISS. Das ATV-4 namens „Albert Einstein“ wurde 2012 bei Astrium in Bremen zusammengebaut und den finalen Tests unterzogen, bevor die 450 Millionen Euro teure Mission in Südamerika vor einem farbenfrohen Dämmerungshimmel in die Umlaufbahn geschossen wurde (Bild 3). Die Ankunft bei der Raumstation soll am 15. Juni nachmittags stattfinden und bis dahin können ATV wie ISS mehrmals pro Nacht verfolgt werden; die Überflüge sind im Web am besten mit Heavens-Above oder Calsky abrufbar.
Beide orbitalen Objekte hat der Blogger und Sternfreund Daniel Fischer bereits kurz nach dem Start des ATV am Himmel über Königswinter fotografisch festgehalten. Bild 1 zeigt die Strichspur von „Albert Einstein“ durch das Sternbild Adler um 3:21 MESZ, bei Bild 2 ist die ebenfalls 40 Sekunden lang belichtete und 3 ½ Größenklassen hellere ISS um 3:03 MESZ zu sehen. [Nico Schmidt]
Wir wurden beobachtet! Neulich, aus der ISS …
Vor kurzem – als noch Schnee lag und es andererseits wolkenfrei war – nahm ein (in der Regel russischer) Bewohner der Internationalen Raumstation doch glatt die Heimat dieses Blogs ins Visier, und über den Twitter-Account des derzeitigen Kommandanten, den aber oft sein in Darmstadt wohnender Sohn benutzt, gelangte das Bild vor einer Stunde in die Welt: viel Spaß beim Suchen bekannter Landmarken! NACHTRAG: Wie ein intimer Kenner des ISS-Foto-Treibens noch mitteilt, stammt dieses Bild eindeutig von einem „Kosmonauten, gemacht mit einer D2Xs, wie sie NUR für das russ. Uragan-Programm eingesetzt wird“ [NACH-NACHTRAG: Spätere Nachforschungen ergaben, dass es sich um eine D3S aus ehemaligem russischem Bestand handelte, die man dem damaligen Kommandanten Kevin Ford überlassen hatte: Damit dürfte er, zu hydrologischen Zwecken, diese und andere Rhein-Aufnahmen (s.u.) gemacht haben]. NACHTRAG 2: Das Bild entstand am 13. März und ist noch nicht – in voller Auflösung – in der offenen NASA-Datenbank. NACHTRAG 3: Beim SPIEGEL wissen sie hingegen nicht, wo die Bilder wirklich herkommen – tja, Bonner Sterne gelesen, dabei gewesen … NACHTRAG 4: Das Bild jetzt in voller Auflösung, 4256 x 2832 Pixel groß! NACHTRAG 5: Und nun ist’s in der Datenbank angekommen, dito Anschlussbilder weiter nördlich (noch nördlicher) und südlich – man erhöhe oder verringere im Browser manuell die Bildnummer, um den Rhein weiter rauf oder runter zu scannen; die lange Serie reicht von Bild Nr. 67738 bis 67759. Deutschland war übrigens schon häufig Motiv von Astronauten-Kameras.
Ein himmlisches Wochenende (11./12.08.2012)
Eigentlich hatte ich mir für das vergangene Wochenende lediglich vorgenommen, am späten Samstagabend nach den alljährlichen Perseiden Ausschau zu halten. Immerhin waren die Wetteraussichten vielversprechend. Dann entdeckte ich, dass am Samstag 2 günstige ISS-Überflüge und 2 helle Iridium-Flares stattfinden würden. Somit würde die Beobachtungssession etwas ausgedehnter werden. Doch wie sich dann zeigte, hielt das Wochenende noch einiges mehr an Himmelsereignissen bereit, übrigens nicht nur für mich. So wurde aus Norddeutschland eines der bislang jahreszeitlich spätesten NLC-Displays gemeldet. Zudem konnte in 2 Nächten (11./12. und 12./13.08.12) erneut grünes Airglow nachgewiesen werden. Und nicht zuletzt gelangen eindrucksvolle Aufnahmen von Perseiden-Meteoren.
Hinweis: alle Aufnahmen wurden mit einer Panasonic DMC-FZ18 angefertigt. Die Belichtungsdaten gehen aus der jeweiligen EXIF-Datei hervor.
Noch in der nautischen Dämmerung sollte am 11.08.12 gegen 22:10 MESZ ein Überflug der ISS erfolgen. Ich bin einige Minuten vorher zum Rheinufer hinuntergegangen, um die Station beim Abflug nach Osten über dem Rhein zu fotografieren. Dies hat auch gut geklappt, wie der nachstehenden Aufnahme zu entnehmen ist:
Abb. 1: Überflug der ISS (11.08.2012, 22:12 MESZ)
Noch während die Kamera belichtete, wurde links außerhalb des Bildausschnitts in der Beueler Ortsmitte eine Feuerwerksbatterie abgefeuert, von der ich allerdings nur den Widerschein auf Hauswänden sehen konnte. Das irdische Feuerwerk war gerade zu Ende als genau über der gleichen Stelle die erste Perseide horizontnah nach unten fiel; sie war recht hell, etwa -2 mag. Das animierte dann zu dem Versuch, mit weitwinkeligen Langzeitbelichtungen vielleicht eine Schnuppe einzufangen. Es blieb allerdings beim Versuch. Immerhin konnte ich gegen 22:30 MESZ eine weitere recht helle Perseide horizontnah über Beuel visuell sichten. Kurz danach wurde irgendwo in Beuel noch ein weiterer Feuerwerkskörper abgefeuert, wie ich aus einem entsprechenden Knall schloss.
Ich bin dann erstmal ins Büro zurückgegangen und habe mich etwas mit historischen Sonnenfinsternissen in Australien beschäftigt. Gegen 23:40 bin ich dann in den stockdunklen Garten hinaus, um den zweiten ISS-Überflug zu beobachen, welcher gegen 23:45 anstand. Doch zunächst bemerkte ich tief über den Häusern der Südstadt und hinter den Bäumen eine ganz andere Art von Leuchtobjekten, welche ich zuletzt vor etwa 2 Jahren beobachtet hatte: Asiatische Himmelslaternen. Eine ziemlich große Flotte, höchstens 300 Meter entfernt. Seit dem Verbot im Jahr 2010 (oder war es schon 2009), macht sich die einstige Königin der UFOs ja recht rar. Inzwischen hatten sich meine Augen gut adaptiert, und ich konnte zumindest in Zenitnähe die Mikchstraße sehr gut sehen. Angesichts meines Standortes nur wenige hundert Meter südlich der lichdurchfluteten Bonner Innenstadt sprach das für ausgezeichnetes Seeing. Als nächstes stand um 23:55:23 MESZ ein Flare (-7mag) von Iridium 25 an, den ich im folgenden Foto festgehalten habe:
Abb. 2: Iridium-Flare (11.08.2012, 23:55 MESZ, -7mag)
Nur 8 Minuten später, um 00:03:09, flarte und enttäuschte Iridium 94. Bei Heavens Above mit -6mag prognostiziert schaffte er lediglich gute -1mag. Zwischen den Auftritten der Satelliten und der Himmelslaternen zählte ich 4 eher mittelhelle Perseiden.
Um 00:10 Uhr bin ich dann wieder rein, habe meine Sachen zusammengepackt und bin zum Auto gegangen. Das stand auf einem ziemlich dunklen Parkplatz und ein kurzer Rundum-Blick brachte die nächste Schnuppe. Ein weiteres ziemlich helles Exemplar konnte ich gleich an der ersten Ampel aus dem Auto heraus beobachten. Aufgrund der geringen Geschwindigkeit und der Flugrichtung war das sicher keine Perseide, eher eine Kappa Cygnide.
Zu Hause angekommen, bin ich sofort auf die Terrasse heraus gegangen, hab nach oben geschaut und erst einmal Bauklötze gestaunt. Neben Atair standen 2 helle Sterne, etwa -1mag. Nach der ersten Verwirrung sah ich dann, dass sie sich bewegten, recht langsam und hintereinander auf genau der gleichen Bahn von Südwest nach Nordost, wobei sie allmählich verblassten. Der nächste Blick ging routinemäßig zur Uhr: 00:34 MESZ. Um diese Zeit sind nur sehr hoch fliegende Satelliten noch im Sonnenlicht. Dass die Objekte sich in sehr großer Höhe bewegten, ergab sich auch aus der geringen Winkelgeschwindigkeit. Spontan dachte ich an NOSS-Satelliten, da diese in Paaren (früher sogar in Tripletts) fliegen und bisweilen flaren können. Wie sich dann am Sonntag herausstellte, hatten andere Beobachter die Objekte sogar fotografiert und sich um Klärung bemüht. Es war tatsächlich ein NOSS-Paar gewesen. Ein Blick bei Heavens Above zeigte mir, dass dieser Überflug für Bonn mit einer Helligkeit von 3.5mag angekündigt war; es hatte sich also um recht beachtliche Flares gehandelt.
Obwohl ich noch eine gute halbe Stunde auf der Terrasse blieb, zeigte sich lediglich noch ein weiteres Meteor. Übrigens konnte man selbst hier mitten in der City die Milchstraße erkennen.
Bereits um kurz vor 5 Uhr klingelte der Wecker wieder, weil ich mir die Konstellation Venus – Mond- Jupiter anschauen wollte.
Praktischerweise ging das vom Schlafzimmer-Fenster aus. Die 3 boten in der tiefblauen Dämmerung einen prachtvollen Anblick. Weniger prachtvoll war das Fotografieren, denn das Streulicht einer Straßenlaterne, welche fast genau in Sichtrichtung stand, störte gewaltig. Ich musste also warten, bis die Dämmerung heller werden würde. Plötzlich fiel mir ein, dass kommende Woche eine Morgensichtbarkeit des Merkur beginnen sollte. Um diese Jahreszeit ist das für mich günstig, weil Merkur dann genau dort steht, wo ich dank einer gegenüberliegenden Seitenstraße bis ziemlich weit zum Horizont hinunter schauen kann. Ein Blick mit dem Fernglas – da war er schon, gerade über ein Hausdach getreten. Das nachstehende Foto habe ich etwas später aufgenommen.
Abb. 3: Merkur in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:28 MESZ)
Alle Bemühungen, den noch relativ lichtschwachen (etwa +0.3mag) Planeten auch mit bloßem Auge zu erspähen, waren vergeblich. Inzwischen war es so hell geworden, dass die Lichtreflexe der Natriumdampflampe beim Fotografieren der anderen Planeten nicht mehr so stören sollten.
Abb. 4: Mond, Jupiter und Aldebaran in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:31 MESZ)
Abb. 5: Venus, Mond und Jupiter in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:43 MESZ)
Ich hatte die ganze Zeit dünn bekleidet am offenen Fenster in der kühlen Morgenluft gestanden; entsprechend war ich jetzt recht munter und schaute noch etwas weiter. Inzwischen war die bürgerliche Dämmerung erreicht, welche mit einem ganz netten Purpurlicht aufwartete.
Abb. 6: Purpurlicht (12.08.2012, 05:56 MESZ)
Erstaunlichweise war Jupiter immer noch mühelos mit bloßem Auge zu sehen. Ich beschloss, weiter zu beobachten. Der Sonnenaufgang (den ich allerdings von meinem Fenster aus nicht sehen würde), war unter Berücksichtigung der Refraktion um 06:15 MESZ zu erwarten.
Abb. 7: Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:04 MESZ)
Ein durch vorwärts gestreutes Sonnenlicht gleißend heller Kondensstreifen fesselte jetzt für einige Minuten meine Aufmerksamkeit:
Abb. 8: Wolken und Kondensstreifen über dem Sonnenaufgangspunkt (12.08.2012, 06:22 MESZ)
Als ich obiges Foto aufnahm, war der Sonnenaufgang mit Sicherheit erfolgt – und immer noch war Jupiter als blasser Punkt mit bloßem Auge sichtbar. Ich wartete noch ein paar Minuten – Jupiter blieb. Natürlich halfen sowohl der Mond als Wegweiser als auch die große Horizonthöhe des Planeten und der extrem klare Himmel. Aber dass Jupiter so einfach mit bloßem Auge am Taghimmel sichtbar ist, hätte ich nie für möglich gehalten.
Abb. 9: Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:27 MESZ)
Nun forderte die Müdigkeit doch ihren Tribut. Als ich gegen 12 Uhr wieder wach wurde, ging es sofort auf die Terrasse. Ich wollte testen, ob Jupiter auch jetzt noch zu sehen sein würde. Doch dieses Unterfangen erwies sich als aussichtslos, weil sich der Himmel inzwischen mit Zirren überzogen hatte. Aber immerhin bot diese Bewölkungssituation Chancen auf Halos. Es dauerte aber noch ein paar Stunden, bis ich gegen 16:30 auf der Fähre von Königswinter nach Mehlem das Segment eines 22°-Halos sichtete. Da ich zu diesem Zeitpunkt die Kamera nicht dabei hatte, musste ich mich mit einem Handy-Foto begnügen, welches ich auf Twitpic hochlud. Als sich 2 Stunden später dann beide Nebensonnen zeigten, war ich wieder vollständig ausgerüstet.
Abb. 10: Linke und rechte Nebensonne (12.08.2012, 18:24 MESZ)
Die Verursacher des Schauspiels waren selber auch recht fotogen:
Abb. 11: Zirren über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 18:27 MESZ)
Eine halbe Stunde später erbrachte ein weitere Kontrollblick auch den bereits erwarteten Zirkumzenitalbogen.
Abb. 12: Zirkumzenitalbogen (12.08.2012, 19:06 MESZ)
Angesichts der Bewölkungsstruktur war mit einem prächtigen Abendrot zu rechnen – und auch in dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht.
Abb. 13: Abendrot über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 21:06 MESZ)
Eine weitere Stunde verging, bis sich das Dreigestirn Saturn, Mars und Spika am Dämmerungshimmel über den Gründerzeithäusern zeigte. Aufgrund des „verzirrten“ Himmels war der Anblick mit bloßem Auge sehr bescheiden. Aber immerhin, ich habe mal wieder alle 5 Planeten an einem Tag gesehen.
Abb. 14: (von oben) Saturn, Mars und Spika (12.08.2012, 22:03 MESZ)
Damit endete denn auch ein wahrhaft himmlisches Wochenende. [Stefan Krause]
Turbulente Fortsetzung des laaangen Transit-Tages auf Rhodos
Nach stundenlanger erster Auswertung des massiven Bildmaterials vom Venustransit – hier drei „giottierte“ Videosequenzen mit einem 80-mm-Refraktor von Paul Hombach und fünf ausgewählte Video-Einzelbilder mit der Aureole beim Austritt von Tobias Kampschulte –
setzte sich die KBA-Expedition erst gegen 15:15 OESZ in Bewegung, um noch etwas Tourist zu spielen: zuerst im originell auf der Halbinsel, die beim Sonnenaufgang den Vordergrund bildete, gelegenen Lindos, das von einer schwer antiken und x-mal umgestalteten Akropolis überragt wird.
Erste Entdeckung in Lindos Downtown: dieses merkwürdige Gerät, offenbar mit einem Gnomon aber ohne Skala – ein Mittagsanzeiger?
Die Akropolis hatte sinnigerweise um 15:40(!) Uhr ihre Pforten geschlossen, so dass nach dem steilen Aufstieg nur der Blick in die mediterrane Runde und auf ein paar der historischen Säulen blieb …
… während wir wieder im Städtchen angekommen von dieser Katze argwöhnisch beäugt wurden: Rhodos is voll von Katzen, die sich am liebsten bei, auf oder in Mülltonnen aufhalten.
Ein Blick zurück auf Lindos bei der Weiterfahrt ins Inselinnere zum Kloster Moni Tarri – das wurde auch erreicht, aber der Weg zurück nach Gennadi erwies sich überraschend als Schotterpiste. Und kaum wieder auf Asphalt angekommen verreckte die Gangschaltung des Mietwagens, der sich mit letzter Kraft bis an den Rand von Gennadi schleppte und dann stehen blieb.
Nach etlichen Telefonaten mit der Mietwagen-Zentrale am Flughafen schien sich eine Lösung ab zu zeichnen, so dass leicht entspannt nach dem Merkur gesucht werden konnte – erfolgreich! Im Feldstecher und für die Kamera eindeutig, für das bloße Auge grenzwertig war er da: Die Abendsichtbarkeit hat begonnen, und jeden Tag wird er nun bei gegebener Uhrzeit/Dämmerung rund 1° höher stehen.
Während die Merkursichtung von langer Hand vorbereitet war, kam es zu dieser quasiastronomischen Beobachtung nur zufällig: Kurz nachdem die Mietwagenfirma völlig unbürokratisch – Efcharisto, Hellas! – einen Ersatzwagen abgeliefert hatte, zog die ISS mit -3. Größe über Gennadi, fast durch den Zenit.
Wieder im Appartment noch ein irrer Mondaufgang – in Farben, die die Kamera nicht wieder gibt, und krass verzerrt. Gleichzeitig kam erstmals auch etwas Deep-Sky-Atmosphäre auf, mit dem Skorpion markant im Südsüdosten aufsteigend, während der Mond noch tief stand. Gelegenheit für das eine oder andere Gläschen lokalen Rotwein auf der Terrasse, zur Feier eines 18 Stunden langen und ausserordentlich ereignisreichen Tages auf 36° Nord und 28° Ost. [Daniel Fischer]
ISS-Mond-Durchgang am Taghimmel über Meckenheim beobachtet
Heute morgen konnten Stefan Krause und ich einen Taghimmeltransit der ISS vor dem Mond in Meckenheim beobachten (8:00:35 MESZ)!Aufgenommen wurde das Video mit einer Canon EOS 550D an meinem 6“ Refraktor bei 990mm Brennweite. Belichtungszeit 1/4000 Sekunde je Bild bei 800ASA. Obwohl noch leichter Morgendunst im Land hing, ist die beleuchtete ISS gut zu erkennen, allerdings nur im HD-Modus! [Wilfried Bongartz. Vorhersage-Grafik: Stefan Krause. NACHTRAG: ein Bericht von letzterem – im Feldstecher war die ISS nicht zu sehen. NACH-NACHTRAG: Zwei Tage vorher wurde ein ISS-Vorübergang bei Ulm beobachtet, wo die ISS den Mond aber verfehlte]