Archiv für den Monat November 2013
Jetzt Komet Lovejoy gucken, so lange es noch geht!
15 sec. bei Blende 3.9 mit ISO 1600 und 230 mm KB-Äquiv.-Brennweite, halbe Auflösung
10 sec. bei Blende 3.9 mit ISO 1600 und 205 mm KB-Äquiv.-Brennweite, Viertel Auflösung
15 sec. bei Blende 3.4 mit ISO 800 und 86 mm KB-Äquiv.-Brennweite, stark verkleinert
Nachdem der viel beschworene Komet ISON sein Perihel vorgestern zwar noch ein wenig überlebte, seither aber in rasanter Auflösung begriffen ist, kommt als „Trostpreis“ der von Anfang an als ‚Zweitobjekt‘ betrachtete C/2013 R1 (Lovejoy) gerade recht, der inzwischen selbst deutschen Zeitungen aufgefallen ist. Heute morgen gegen 3:00 MEZ konnte dieser Blogger den Kometen bei guten Bedingungen aus Königswinter beobachten: Im 11×70-Feldstecher war er schon ohne Aufsuchkarte und nur bei vager Kenntnis der Position irgendwo in der Verlägerung der Deichsel des Großen Wagens leicht zu finden, als erstaunlich flächenhelles diffuses Scheibchen mit schwachem schmalem blassem Schweif senkrecht nach oben. Letzterer ließ sich selbst mit stehender Bridge-Kamera andeutungsweise einfangen und die Koma sogar ganz leicht; die aktuell noch hohe Deklination erlaubte Belichtungszeiten im 10-Sekunden-Bereich.
Mit Lovejoy, der z.Z. zwischen 4.5 und 5.0 mag. geschätzt wird, geht es nun allerdings steil bergab: Das Sichtfenster schließt sich allmählich! In der ersten Dezemberwoche steigt der Komet bis zum Beginn der Morgendämmerung noch auf 35-40° Höhe und steht am Ende der Abenddämmerung noch 20° hoch, am Ende der zweiten sind die entsprechden Höhen auf 30° bzw. 15° gesunken, und es gibt auch fast keine mondlosen dunklen Zeitfenster mehr. Die Helligkeit sollte in den kommenden zwei Wochen aber nur sehr langsam zurück gehen – und v.a. Astrofotografen dürften weiterhin ihre Freude an Lovejoy haben: aktuelle Bilder z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier – oder auch mal mit kurzer Brennweite und Landschaft oder über einem Polarlicht. Wer doch lieber eine richtige Aufsuchkarte hätte: Hier gibt es immer welche für die jeweils aktuellen hellen Kometen, alternativ speziell für Lovejoy auch hier oder hier. [Daniel Fischer]
SoFi-Safari in Uganda (3/3): zurück zur Perle Afrikas?
Sonnenaufgang über dem Victoria-Nil im Murchison Falls National Park
Ein Nektarvogel im Queen Elizabeth National Park
Zuschauer während einer Reifenpanne vor Fort Portal
Typische Straße alten Stils, irgendwo im Westen Ugandas
Hippos im Lake Mburo – da längst schon ein ‚typischer‘ Anblick
Was bleibt als Fazit von zwei Wochen Reise kreuz und quer durch ein ostafrikanisches Land – Alben mit über 650 Bildern hier verlinkt – anlässlich von ein paar Sekunden Sonnenfinsternis? Wieder einmal, wie so oft in den vergangenen 30 Jahren, von der unerbittlichen Achse des Mondschattens in ein Land gelockt, das man sonst (und auch in dieser Jahreszeit) wahrscheinlich nicht so schnell aufgesucht hätte, kann gesagt werden: Uganda, das in den 1970-er und 80-er Jahren selbst für afrikanische Verhältnisse ungewöhnlich harte Zeiten durchgemacht hat, könnte wieder auf dem Weg zur einst besungenen „Perle Afrikas“ sein. Schon jetzt hat das Land eine überbordende Tiervielfalt zu bieten, konzentriert in Nationalparks, deren Infrastruktur kaum noch zu wünschen übrig lässt, abwechslungsreiche Landschaften mit reichlich Wasser und freundliche Menschen, die erwartungsvoll in die Zukunft schauen, die u.a. gar mit einem Öl-Boom ab ca. 2017 einher gehen könnte. Problematisch derzeit vielerorts leider noch die Qualität der Straßen zwischen den Attraktionen, gerade jetzt in der (Kleinen) Regenzeit, aber es heißt, in den nächsten fünf Jahren werde sich da viel tun.
Just in den Wochen um die Sonnenfinsternis kam auch direkt jenseits der Grenze zur DR Kongo ein Bürgerkrieg zu seinem Ende – wenn auch nur einer von vielen – und zeichnete sich überraschend das endgültige Ende eines Schreckens ab, der vor noch nicht langer Zeit genau in der Zone der November-Finsternis gewütet hatte: Dass man inzwischen auch wieder im Norden Ugandas Spaß haben könne, war sogar eine Botschaft gewesen, die mit der Finsternis gerne kommuniziert worden war. Beeindruckt hat schon jetzt insbesondere das Bildungsniveau quer durch alle Altersgruppen und Schichten: immer wieder detaillierte Fragen zur Sonnenfinsternis und ihren Besonderheiten – und ein Ansturm überwiegend Einheimischer in die entlegene SoFi-Zone, wie er in der ‚Dritten Welt‘ keineswegs die Regel ist. Den kommenden Boom des Subsahara-Afrikas, just seit dieser Woche Gegenstand einer Spiegel-Serie, konnte man schon während dieser Reise spüren. Und wer weiß, vielleicht etabliert sich in Uganda – in wettermäßig verlässlichere Monaten, die insbesondere Juli und August sein sollen – auch einmal ein kleiner Astrotourismus: Das Rahmenprogramm könnte es jedenfalls spielend mit Namibia aufnehmen … [Daniel Fischer]
Noch eine Woche bis zum Perihel von ISON!
Schon im Mai und im Oktober wurde hier ausführlich vorstellt, was wir vom Kometen ISON erwarten können, und im Großen und Ganzen hat er sich an die ‚Fahrpläne‘ gehalten: Seine Helligkeit beträgt heute 3.7 bis 3.9 Größenklassen, und in den letzten Wochen hat sich ein beachtlicher (Plasma-)Schweif entwickelt, wie zahlreichen hier, hier und hier (19. und 21. November) verlinkten Bildern zu entnehmen ist. Unter guten Bedingungen war ISON auch heute noch in der Morgendämmerung zu sehen, insbesondere in den Bergen oder in Namibia, doch das aktuelle Sichtfenster schließt sich unerbittlich: Bald werden nur noch die Sonnensatelliten Sicht auf den Kometen haben, der Klassiker SOHO und die zwei STEREO-Satelliten, mit denen eine Menge geplant ist. Im Gesichtsfeld der Weitwinkelkamera HI-1 auf STEREO A ist ISON gerade aufgetaucht (Mitte: ganz links), aber richtig spannend wird es, wenn er ab dem 26. November auch in die Felder der hochauflösenden Koronografen tritt: unten die Bahn durch die LASCO-Gesichtsfelder von SOHO. Aus dem Eindruck, den er dabei hinterlässt, wird sich wohl abschätzen lassen, ob – v.a. am 29. November – ein nicht ungefährlicher Beobachtungsversuch am Taghimmel lohnt. Und ob sich eine ordentliche Schweifentwicklung für die erste Dezemberwoche abzeichnet: Nur sie könnte aus ISON einen Großen Kometen wachsen lassen. [Daniel Fischer. NACHTRAG: ein detaillierter NASA-Artikel zu den Plänen]
Heute vor 10 Jahren: Mein erstes Polarlicht

Polarlicht am 20.11.2003; Lambert Spix
Aus aktuellem Anlass gibt es an dieser Stelle mal einen alten Beobachtungsbericht von mir, denn heute Abend vor 10 Jahren habe ich mein erstes und bisher einziges Polarlicht beobachtet. Hier sind meine damals beschriebenen Eindrücke zur Polarlichtsichtung am 20. November 2003:
Ich glaube es fing gestern alles damit an, dass ich wie jeden Tag einen Blick ins Forum warf und dort die Meldung über neue Polarlichter am frühen Abend fand. Dann habe ich auf allen mir bekannten Websites und Homepages zum Thema „Polarlichtvorhersage“ nachgesehen. Alle Zeichen standen für die hohen, mittleren und niedrigeren Breitengrade auf „Storm“. Der Kp-Wert betrug zu diesem Zeitpunkt noch 7 und die Nadel der „Solar Wind Speed“-Grafik, die ich sonst nur im waagerechten Zustand kannte, stand heute um mindestens 45° nach unten geneigt und war somit im roten Bereich. Irgendwo dazwischen habe ich noch den Ausschlag der Flare-Aufzeichnung gesehen, der genau an der Grenze von M zu X stand. Und endlich habe ich auch das Canopus-Oval wieder gefunden, wobei das Oval genau durch Deutschland verlief. Als letztes schaute ich noch in das AKM-Forum, wo alles bereits voll war mit den aktuellsten Polarlicht-Meldungen: von Radebeul, München, Potsdam über Wien und die Schweiz; bis sogar nach Kroatien muss man es gesehen haben. Einfach unglaublich.
Endlich verstand ich worum es ging und schaute aus dem Fenster. Das war nicht mehr nur ein helles Licht am Nordhimmel, sondern der Große Wagen war in einen grünlichen Schimmer getaucht. Ganz matt, aber feststellbar. Nun musste ich natürlich sofort raus, aber nicht einfach nur raus auf die Straße – ich wollte das Schauspiel in freier Wildbahn erleben. Gegen 19:00 MEZ bin ich mit dem Roller losgefahren und habe ein stilles Plätzchen gesucht.
Und dann geschah es: genau um 19:16 MEZ sah ich ein rötliches Band im östlichen Bereich zwischen Perseus und Fuhrmann, es stand also senkrecht am Himmel. Es sah aus, als würde es sich im Wind bewegen, da sich die Farbintensität immer veränderte. Für mich war es einfach nur rötlich. Und wunderschön. Mit Worten kann man gar nicht beschreiben, was für Farben dabei entstanden. Allmählich wurde das leuchtende Band wieder blasser und verschwand um 19:19 MEZ wieder in den Tiefen des Alls. Der Große Wagen war aber immer noch eindeutig in grünliches Licht getaucht und als ich mich durch Zufall ein paar Minuten später umdrehte, sah ich etwas westlich der Leier im Drache/Herkules-Gebiet eine riesige rote Wolke [siehe Foto]. Das war um 19:25 MEZ und bei genauerer Betrachtung sah sie aus wie eine Flamme. Eine rötlich leuchtende Flamme brannte von der Leier bis fast zum Horizont hinunter. Ein paar Augenblicke später wurde das Rot sichtbar dunkler. Es entstand der Eindruck, dass es wirklich, zumindest für einen Augenblick, dunkelrot war. Auch diese Wolke wehte scheinbar im Wind und durchlief alle Farbtöne im roten Bereich. Am Westrand dieser überdimensionalen Kerzenflamme vermischte sich die Glut mit einem Hauch von Grün. Einfach unbeschreiblich. Wie soll man da Worte finden. Vor einem malerischen Hintergrund hielten sich im Norden ein paar Wolken, aber die störten mich nicht weiter. Der rote Vorhang wurde allmählich zum Horizont hin schwächer, bis er um 19:30 MEZ ganz verblich.
Danach schwang ich mich wieder auf den Roller und fuhr zu meiner Freundin zurück, um ihr von meiner neuen Entdeckung zu berichten. Und während meiner Fahrt kam schon wieder ein Leuchten zum Vorschein. Etwas oberhalb vom Großen Wagen, wenn ich mich nicht irre. Mehr oder weniger zerrte ich an meiner Freundin herum, um ihr den wunderschönen Nordhimmel zu zeigen. Immer noch war das Gebiet im Großen Wagen rötlich eingefärbt und dazu glühte es auch wieder in Richtung Fuhrmann. Später wollten wir noch mit dem Auto eine Tour ins Grüne machen, doch dann kamen die Wolken. Die hatten sich zwar den ganzen Abend über angekündigt, doch nun war der ganze Himmel bedeckt. Gegen Mitternacht sah ich noch einmal zum Fenster hinaus und zu meinem Erstaunen hatte es sich wieder fast völlig aufgeklart, doch das helle Nordlicht hatte sichtbar nachgelassen; gegen 19:40 MEZ hatte es noch bis zum Fuhrmann gereicht. Ich hatte mein erstes Polarlicht gesehen und war natürlich restlos begeistert, auch wenn die Freundin Kritik übte, weil die Farben auf Fotos viel leuchtender und die Vorhänge strukturierter seien – aber irgendwas is‘ ja immer. P.S. „Es ist wirklich rot.“
[Nico Schmidt]
Meine erste Sichtung von Komet ISON
Nein, das ist kein Foto aus dem Bonner-Sterne-Land, denn während ich um 6:00 MEZ für meine erste ISON-Beobachtung nur das Fenster öffnen brauchte, musste der österreichische Astrofotograf Christoph Malin erstmal dem Nebel entkommen und suchte einen Beobachtungsplatz auf 1.800 Metern in den Zillertaler Alpen auf. Das Foto zeigt den Kometen ziemlich genau an der selben Position, wo ich ihn am gestrigen Samstagmorgen kurz vor der Dämmerung auch sah. Ausgehend von Spika, Hauptstern in der Jungfrau und im nebenstehenden Bild als hellster Stern dicht über dem Gebirgskamm zu sehen, konnte ich den Kometen einfach mit dem 10×50-Fernglas ausmachen. Zuerst suchte ich rechts oberhalb etwa zwischen 1 und 2 Uhr von Spika nach einem diffusen Objekt, dann fand ich ISON auch endlich mit einem aufällig hellen und ziemlich kompakten Kometenkopf. Mitte der Woche gab es einen plötzlichen Helligkeitssprung, so dass ISONs Koma am Donnerstagmorgen erstmals mit bloßem Auge gesichtet wurde, wie beispielsweise in Aachen. Vermutlich sind zwei oder mehr Fragmente vom Kern abgebrochen, wodurch der Helligkeitsausbruch ausgelöst wurde. Die Helligkeit des kompakten Kometenkopfes schätzte ich auf gut 5,5mag, andere Beobachter gaben seine Helligkeit mit etwa 5,0mag an. Wackelte man ganz leicht mit dem Fernglas – das sog. Field Sweeping – tauchte sogar indirekt sichtbar ein geschätzt 0,5 bis 1 Grad langer Gasschweif auf, der sich schwach vom Himmelshintergrund abhob und genau in die Gegenrichtung der Sonne zeigte. So sah ISON in meinem 10×50-Fernglas tatsächlich wie eine Art Mini-Komet aus.
Weitere ISON-Bilder vom 16. November gibt’s übrigens hier bzw. hier (ebenfalls aus Österreich) und außerdem ist hier noch ein ISON mit detailiertem Gasschweif vom Kahlen Asten zu sehen. [Nico Schmidt]
SoFi-Safari in Uganda (2/3): Ins Herz der Finsternis
Zwei Wochen sind seit der superkurzen totalen Sonnenfinsternis in Uganda vergangen – zusätzlich zu den Quick-Look-Bildern vom selben Abend und dem Bilder-Album danach hier noch mal die ganze Geschichte des 3. November 2013 …
Ein Banner in der Kleinstadt Pakwach im Nordwesten Ugandas, das auf die Finsternis hinweist – und das Kommen des Präsidenten ankündigt, als „Chief Viewer“ derselben.
Und schon der erste fliegende Händler … neben allerlei SoFi-Memorabilia leider auch im Angebot: gefälschte SoFi-Brillen, aus Billig-Sonnenbrillen mit aufgeklebten Filmschnipseln, und das zum Wucherpreis von 6 Dollar. Der Blogger konnte ein Beweisstück sicher stellen.
Die – eigens für das Ereignis her gerichtete – Straße von Pakwach nach Norden in die nur 18.5 km breite Finsterniszone: Während einer Erkundungsfahrt viele Stunden vor der SoFi herrscht schon reger Betrieb, mit eindeutiger Marschrichtung.
Im winzigen Dorf Pokwero, das bis vor einem Monat noch niemand kannte – aber die Regierung hatte die dortige Grundschule zum besten Platz auf dem Planeten für die Finsternis erklärt …
… was zur Entstehung eines gewaltigen Volksfestes und blockierten Straßen führte: An freie Bewegung zur SoFi-Zeit war nicht zu denken, die angesichts der unsicheren Wetterbedingungen in der (Kleinen) Regenzeit aber ziemlich sinnvoll erschien.
Ein Denkmal für die Finsternis auf dem Gelände der Schule …
… und freudige Erwartung daselbst: Diese Kinder konnten sich immerhin glücklich schätzen, …
… echte SoFi-Brillen ergattert zu haben. Wobei die Schule zwar praktisch auf der Zentrallinie lag, …
… wegen den zackigen Mondrandprofils der Ort mit der längsten Totalität (19 statt 18 Sekunden) aber noch etwas weiter die Straße entlang nach Norden zu finden sein würde. Nur etwa 600 m in dieser Richtung, wie der GPS-Empfänger anzeigt, doch das Dorf und der anschwellende SoFi-Trubel – übrigens überwiegend von Einheimischen und nicht Touristen frequentiert – machten ihn schlicht unzugänglich. Also Plan B: von Pakwach gen Osten Richtung Gulu! (Kurioserweise gibt es einen Song von BAP genau dieses Inhalts, wenn auch mit sehr anderem Kontext aus glücklicherweise vergangener Zeit.)
Noch vor dem Erreichen eines Platzes entlang der sich im Totalitätsstreifen schlängelnden Straße, der 15 Sekunden Totalität versprach, wurden wir erst einmal vom Autokonvoi des Präsidenten unsanft zur Seite gedrängt: Der Herr „Chief Viewer“ reist gern mit hoher Geschwindigkeit und vor allem auf der Mitte der Straße …
Die Wolkensituation am Zielort (ca. 31°37’50“ Ost, 2°34’10“ Nord), rund zwei Stunden vor der Totalität, gen Westen: Die auf 2.5° Nord nahezu senkrecht untergehende Sonne schien – angesichts der Regenzeit überraschend gute – Chancen zu haben, bei den 17° Totalitätshöhe in einer klaren Zone zu stehen.
16:24:06 Ortszeit = UTC + 3 Stunden: In der Tat alles bestens; eine Aufnahme mit maximalem Zoom durch eine alte Baader-SoFi-Brille, die auch ein paar Sonnenflecken zeigt. Noch eine Stunde bis zur Totalität!
Während sich die Cumuli auflösen und ein Gewittertürmchen rechts keine Gefahr darstellt, beginnt sich leider – 16:40 Ortszeit, 42 Minuten vor der Totalität – von rechts eine höhere, halb transparente Wolke vor die Sonne zu schieben …
… von der um 17:01 Uhr (21 Minuten vor der Totalität) klar ist, dass sie nicht verschwinden wird. Wie schon länger vorbereitet, setzt sich darauf hin eines unserer Fahrzeuge weiter gen Gulu in Bewegung, in der Hoffnung, die Sonne in den entscheidenden Sekunden wenigstens nicht hinter dem dicksten Teil der Wolke zu haben.
Die Fahrt dauert bis wenige Minuten vor der Totalität und endet an der Koordinate 31°45’20“ Ost und 2°33’28“ Nord, dann geht alles ganz schnell: Um 17:20:15 Uhr, 2 1/2 Minuten vor dem 2. Kontakt, steht das Stativ und dieses Panorama kommt zustande, mit der Sonne tatsächlich noch oberhalb des dicken Wolkenstreifens.
17:22:28 Uhr, etwa 12 Sekunden vor dem – theoretisch, für einen glatten Mond geltenden – zweiten Kontakt zeichnet sich der kleine Mondschatten markant in Atmosphäre und Wolken ab …
… dito um 17:22:31 Uhr. Die Intensität und Dramatik der Himmelsfarben mit ihrer rasanten Entwicklung gibt diese Darstellung nur sehr unvollkommen wieder.
17:22:38 Uhr, theoretisch 2 Sekunden vor dem zweiten Kontakt, dem gemäß diesem Online-Tool eine Totalität von noch 10.1 Sekunden gefolgt wäre – wenn nicht das Mondrandprofil trotz des Standortes ‚eigentlich‘ noch deutlich innerhalb der Totalitätszone dafür gesorgt hätte, dass durchgehend ein paar Baily’s Beads am Mondrand stehen blieben. (1/30 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 100.)
Dem – wenn auch nur Sekunden währenden – „Totalitätsgefühl“ tat dies keinen Abbruch, schrumpften die Beads doch auf (wie hier nicht gezeigte Bilder dokumentieren) wenige Bogensekunden Größe, so dass sie die Sicht- wie Fotografierbarkeit von Chromosphäre, Protuberanzen und inner(st)er Korona selbst mit der Lichtstreuung durch die Vordergrundwolke nicht nehmen konnten: eine Aufnahme um 17:22:53 Uhr (d.h. 2 Sekunden nach dem hypothetischen 3. Kontakt) mit 1/80 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 400.
Und die Szene um 17:22:58 Uhr (7 Sekunden nach dem 2. Kontakt), nunmehr mit 1/320 Sekunde bei Blende 5.6 und ISO 100: Zahlreiche Baily’s Beads reihen sich auf einem langen Chromosphärenbogen auf und bilden tatsächlich die im Deutschen namensgebende ‚Perlschnur‘. Durch die Wolkendämpfung war das Spiel der Beads übrigens mit dem bloßen Auge besser zu sehen als bei völlig klarem Himmel.
17:23:32, eine Dreiviertelminute nach dem hypothetischen 3. Kontakt: ein weiteres Panorama (nicht zu sehen: ein Gewitter-Blitz im Wolkenturm rechts zur Feier des Erfolges), der Mondschatten ist längst Richtung Gulu davon geeilt …
… während die Spannung von den „Ausreißer“-Beobachtern langsam abfällt. Der Gewinn an Himmelstransparenz hatte sich zwar in Grenzen gehalten, aber die Erfahrung, dass so etwas wirklich geht, ist für künftige Finsternisse wertvoll, bei denen es gute Straßen entlang der Zone und dabei garantiert freien Blick auf die Sonne gibt (dessen wir, da wir die Straße tags zuvor befahren hatten, sicher sein konnten).
Auf dem Rückweg zum ursprünglichen Standplatz ein Blick auf die zweite Partialität (ca. 20 Minuten nach der Totalität) durch den Qualm eines isolierten Feuers am Straßenrand …
… und die Wolkensituation 40 Minuten nach der Totalität am alten Platz [NACHTRÄGE: eine Bildmontage und ein Video von dort], wo sie durch die nämliche Wolke ebenfalls zu sehen gewesen war (aus der Nähe des Platzes ein Bild, mehrere Bilder und ein Video sowie dieser und dieser Bericht) – die sich inzwischen natürlich in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
18:18:56 Ortszeit daher noch mal – wieder durch den SoFi-Brillen-Filter – ein letzter Blick auf die zu Ende gehende zweite Partialität, eine Stunde nach der Totalität. In Pokwero war die Wolkensituation vor dieser übrigens lange Zeit verzweifelt gewesen, der Chief Viewer verlor fast die Nerven, und einige ergriffen gar die Flucht, doch quasi im letzten Moment hatte ein passendes Wolkenloch Blicke wie diesen, diesen, diesen, diesen oder diesen ermöglicht. Oder man hätte einfach in der Unterkunft der Expedition, knapp südlich der Totalitätszone bleiben können: Dort gab es natürlich durchgehend sehr dicke Baily’s Beads – aber dank klaren Himmels dennoch genau so viel Chromosphäre & Protuberanzen wie an unserem Standort. Auch eine interessante Erfahrung … [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: mehr neue Links und noch mehr zur SoFi – und zwei der Bilder hier waren schon 2 Tage nach der SoFi in einem Vortrag in Bonn (ab 0:58) zu sehen]
SoFi-Safari in Uganda (1/3): eine Reise zum Planet der Affen
Berggorilla (untergeordneter Silberrücken) im Bwindi Impenetrable National Park
Schimpanse (23-jähriges Männchen) im Kibale National Park
Pavian in der Nähe einer Brücke über den Victoria-Nil bei Karuma
Östliche Vollbartmeerkatze im Bigodi-Sumpf
Südliche Grünmeerkatze im Queen Elizabeth National Park
Gestern ging eine zweiwöchige Expedition dieses Bloggers nach Uganda zuende, anlässlich einer superkurzen Sonnenfinsternis – und der überbordenden Artenvielfalt der Fauna dieses ostafrikanischen Landes am Äquator, das insbesondere mit Affen aller Größen aufwarten kann. Hier als kleiner Teaser fünf Porträts, wobei Gorilla, Schimpanse und Vollbartmeerkatze im Rahmen geführter Wanderungen (sogenanntem Tracking) durch dichte Wälter und glitschige Sümpfe aufgespürt wurden, während Paviane und Grünmeerkatzen vielerorts am Wegesrand warten. Die komplette Reise ist nunmehr in acht Alben mit zusammen 656 Bildern dieses Bloggers dokumentiert: der erste Tag mit Tiersichtungen rund um Entebbe am 1.11., die Reise in den Nordwesten in die SoFi-Zone am 2.11. mit Nashörnern und einem SoFi-Festival am 3.11., die SoFi selbst am 3.11., das Schimpansen-Tracking am 6.11., jede Menge Tiere am Kazinga Channel am 8.11., Löwen auf Bäumen am 9.11., das Gorilla-Tracking am 10.11. – und jede Menge weitere Impressionen vom 4.-12.11, u.a. aus den Nationalparks Murchison Falls (dicht neben der SoFi-Zone), Queen Elizabeth und Lake Mburo sowie dem Bigodi-Sumpf.
Während der Reise hatte der bekannte Bonner Veranstalter bereits über den Medienrummel um uns (mehr), Begegnungen in Entebbe (mehr) und eine Geburtstags-Feier im QENP berichtet und ein Gruppenbild (mehr) und einen ausnehmend bunten Vogel verbreitet, während dieser Blogger auch über Twitter aus Köln (mit einer perfekt passenden ‚Fundsache‘ im Web) und Amsterdam (Mond und Sonnenaufgang; 31.10.), Entebbe (auch TV-Rummel, ein schlauer Schimpanse und ein Artikel über uns; 1.11.), der SoFi-Unterkunft (auch fünf Bilder der SoFi selbst; 3.11.), dito (Fazit; 4.11.), Kibale (ein SoFi-Bild von der o.g. Unterkunft aus; 5.11.), dito (Schimpansen-Begegnung), QENP (Äquator-Marker; 7.11.), dito (der bunte Vogel; 8.11.), Bwindi („Konjunktion“ über QENP, auch Baum-Löwen und Venus über dem Nil vor Tagen; 9.11.), dito (Gorilla-Begegnung, auch mit tollen ‚rods‘; 10.11.), Lake Mburo (Hippo-Besuch; 11.11.) und Amsterdam (drei Impressionen vom letzten Tag in Uganda) Bericht erstatten konnte und auch in diesem, diesem und diesem Posting eines Mitreisenden vorkommt. [Daniel Fischer]
Auf zum Teilchenfänger: Wolfgang-Paul-Ausstellung eröffnet!
Einen derartigen Andrang hat das Deutsche Museum in vielen Jahren nicht erlebt. Zur gestrigen Eröffnung der Ausstellung „Wolfgang Paul – Der Teilchenfänger“ kamen neben Weggefährten, Angehörigen des Bonner Physik-Nobelpreisträgers Vertreter von Stadt, Universität und dem Deutschen Museum selbst so wie zahlreiche interessierte Besucher, die einen spannenden Eröffnungsabend erlebten. Am Anfang stand eine ebenso unterhaltsame wie informative Physik-Show, dann führte Ranga Yogeshwar souverän und kenntnisreich durch den Abend. In mehreren Talkrunden ging es um Leben und Wirkung W. Pauls, der 1989 den Nobelpreis für seine Ionenfalle bekam und der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Weitere Themen waren die Rolle der Wissenschaft in der Stadt Bonn heute und die Konzeption der Ausstellung, in die Kurator Ralph Burmester und sein Team enorm viel Herzblut investiert haben. Mehrfach und zu Recht erwähnt wurde die Belgleitschrift, die Einblicke in W. Pauls Biographie und sein Talent als Wissenschaftsorganisator gewährt. Nach dem obligatorischen Durchtrennen eines Bandes löste eine Tanzperformance den offiziellen Teil auf, den Spuren des Bandes folgend gelangte man ins angrenzende Wissenschaftszentrum Bonn, wo die Collagen zum Thema „Faszination Ursprung“ von Michael Hoch auf die Betrachter warteten.
Ein weiteres Highlight war die Anwesenheit des Physik-Nobelpreisträgers von 2012, David Wineland, der sich bei den Exponaten besonders für die spektakuläre Nebelkammer und die gelb blitzenden Spuren kosmischer Myonen in der Funkenflug-Kammer interessierte.
Die Ausstellung enthält auch einen für Kinder geeigneten Teil und ist absolut zu empfehlen. Sie dauert bis zum 24.8.2014. PH
Blick in die Ausstellung
Wolfgang Pauls Nobelpreisurkunde von 1989 im Original!
Tanz-Performance vor Werk M. Hochs
Prof. D. Wineland vor der Funkenkammer
SpaceBot Cup: 10 Weltraumroboter im DLR-Wettbewerb bei Bad Honnef
Dort, wo normalerweise PS-starke Motorräder den Untergrund durchpflügen und ordentlich Staub aufwirbeln, ist heute und morgen (11. und 12. November) der Austragungsort des ersten deutschen SpaceBot Cups (PDF, Twitter-Hashtag: #SpaceBot oder #SpaceBotCup), für den sich die Supercrosshalle in Bad Honnefs Nachbargemeinde Rheinbreitbach in eine Planetenlandschaft verwandelt hat. Der Weltraumrobotik-Wettbewerb, ein in dieser Form bislang einzigartiger Wettbewerb, wird von der Abteilung Raumfahrtmanagment des DLR veranstaltet und jedes der 10 Teams wurde mit 50.000 Euro gefördert. 10 Teams aus Informatikern, Softwareentwicklern, Elektrotechnikern, Mechatronikern und sonstigen Robotik-Tüftlern – sowohl Studenten als auch wissenschaftliche Mitarbeiter – schicken ihre BAER, STEVE oder SEAR genannten innovativen Planetenerkunder in den SpaceBot Cup. Denn „die Zukunft wird robotisch sein. Den ersten Schritt in der Raumfahrt macht immer ein Roboter.“ So äußerte sich heute Vormittag Dr. Gerd Gruppe, Vorstandsmitglied des DLR-Raumfahrtmanagments, zur Eröffnung des SpaceBot Cups.
Auch Wissenschaftler der Gruppe Autonome Intelligente Systeme (AIS) der Uni Bonn nehmen mit einem sechsrädrigen Rover an dem Wettbewerb teil (siehe Video oben); hier werden alle 10 Teams einzeln vorgestellt. Und wie ihre fahrenden, laufenden oder fliegenden Hightech-Systeme den Hindernisparcours autonom erfassen werden und die gestellten Aufgaben meistern können, kann beide Tage via Live-Übertragung verfolgt werden. Das Siegerteam wird morgen gegen 17 Uhr gekürt. [Nico Schmidt]
Tag der offenen Tür bei der VSB: Toller Auftakt der Kometenzeit!
Wir haben die Besucher nicht gezählt, die an diesem 3. November ab 10 Uhr zur Volkssternwarte Bonn strömten. Schon am Mittag waren es schätzungsweise über 300, darunter viele Familien mit Kindern. Sogar das Wetter spielte mit: So konnten die Gäste Sonnenflecken im Weißlicht der Sonne, Protuberanzen im H-Alpha-Sonnenteleskop und sogar ein Sonnenspektrum begutachten.
Um 11 Uhr eröffneten Peter Oden von der gastgebenden VSW Bonn und Michael Geffert vom Argelander Institut für Astronomie der Bonner Uni gemeinsam die Kometenzeit in Bonn. Geffert lobte die Zusammenarbeit zwischen Institut und Volkssternwarte, die in diesem Umfang bisher wohl einmalig ist.
In einem Pavillon konnten Kinder eigene Kometen malen oder basteln, im schon teilrenovierten Kellerraum der Volkssternwarte lockte ein Vortragsprogramm, das so gut angenommen wurde, dass die Zuschauer z.T. bis draußen standen. Glücksache war am frühen Nachmittag die Live-Übertragung der Sonnenfinsternis aus Afrika. Ein japanischer Live-Stream funktionierte, und über 70 Besucher konnten die SoFi inkl. spannungsteigernder Wolkenfelder fast hautnah miterleben, während Stefan Krause und der Autor das Geschehen kommentierten.
Natürlich waren Kometen allgemein und speziell ISON Gegenstand von Vorträgen (Ben-Behkti / Geffert) und auch die lokale Astronomiegeschichte (P. Odens Argelander-Vortrag) kamen nicht zu kurz.
Zahlreiche Helfer auf Seiten der VSW und die vielen interessierten Besucher machten diesen Tag der offenen Tür zu einem gelungenen Auftakt für die Kometenzeit in Bonn! PH
Eröffnung durch M. Geffert und P. Oden
Blick auf die Sonnenflecken
Kometen – selbst gemacht!
Großer Andrang bei den Vorträgen
Vortrag über Sonnenfinsternisse, anschließend:
Live-Bilder aus Uganda der nur wenige Sekunden dauernden Totalität! [Alle Bilder bis hier: PH]
Und so twitterte unser Vereinsmitglied Daniel Fischer von der Uganda-Sonnenfinsternis: