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Luna Festival: Mondfinsternis in Massen

Das gab’s am Ende tatsächlich zu sehen, für die – grob geschätzt – 6000 Besucher, die vergangene Nacht zum Luna Festival im & am Planetarium Bochum geströmt waren: Geduld zahlte sich aus, denn genau wie vorhergesagt (Einleitungsartikel ganz unten) ließ sich die Mondfinsternis viel Zeit, bis sie sich ordentlich aus der Abenddämmerung geschält hatte. Aber von Anfang an …

Aufbau der Verpflegungsstände zwischen dem Planetarium und der Synagoge, die wir mit ins Boot geholt hatten – aus geometrischen wie kulinarischen Gründen. Und die Planetariumsleiterin Susanne Hüttemeister gibt eins von zahlreichen Interviews, das sich (zusammen mit Bildern von mir von der MoFi 2015) bald in einem kleinen aber feinen News-Beitrag von Sat.1 NRW wiederfand.

Bereits am Nachmittag füllt sich der Platz …

… und noch vor Sonnenuntergang ist er richtig voll …

… während ich live im Fernsehen der Deutschen Welle direkt zu Beginn der 21:00-MESZ-Nachrichten 4 1/2 Minuten lang der ganzen Welt (zu dieser Stunde v.a. Amerika und Afrika) die MoFi erklären darf.

Danach ist das Gelände schon wieder voller geworden …

… und auch die Planetariumskuppel, in der Paul Hombach die Mondfinsternis erklärt, während ich Live-Streams der Finsternis aus anderen Kontinenten einspiele und so auch den Beginn der Totalität zeigen kann wie eine gute Stunde vorher schon den Beginn der ersten Partialität. Besonders bewähren sich ein Webcast aus Australien und welche aus Namibia und aus Südafrika – und Andreas Möller mailt mehrmals exklusiv Bilder von der Farm Hakos in Namibia, die dann sofort den Weg an die Kuppel finden. Aber dann ist es endlich Zeit für die Beobachtung vor Ort …

… und da ist er, kurz nach dem Erscheinen über dem lokalen Horizont, gesehen von der Plattform vor der Synagoge, die schon vor vielen Monaten als bester Platz hier erkannt worden war. Als „Entdecker“ darf sich Jens Matheuszik fühlen, der mich um 22:11 auf den super-fahlen Mond aufmerksam macht!

Die nächste halbe Stunde geht es eher schleppend voran mit der Steigerung der MoFi-Erfahrung auf dem nunmehr rappelvollen Gelände …

… denn der wachsende Kontrast durch tiefere Dämmerung und größere Höhe wird offenbar durch die abnehmende Flächenhelligkeit desselben tief in der Umbra größtenteils aufgefressen.

Das ändert sich erst in den letzten ca. 20 Minuten der Totalität, als auch der Mars schon über dem lokalen ‚Horizont‘ aufgetaucht ist: Jetzt strahlt der Mond tatsächlich orange-rötlich in gut 10° Höhe, während er sich dem Rand der Umbra nähert. Auch im Fernglas ein toller Anblick, vor allem die Minuten vor und nach dem Totalitätsende:

Zahlreiche weitere und größere Bilder gibt es in diesem Album noch aus der Nacht, zuvor war auch hier, hier und hier und danach hier berichtet worden. Weitere Impressionen gibt es in diesem Thread, dem Album eines Besuchers und hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier (während im Vorfeld u.a. hier, hier und hier berichtet worden war). Und noch ein paar Bilder aus der späten 2. partiellen und frühen 2. Halbschattenphase nach Mitternacht, während sich das Gelände langsam leerte:

[Daniel Fischer. NACHTRÄGE – ein kleiner Film über v.a. die Party (mit der MoFi im Zeitraffer ab hier, nur 7 Sekunden aber genau ‚unser‘ Anblick; später noch weitere Häppchen):

Und eine Pressemitteilung zum Event und Nachgedanken hier („Licht und Schatten bei der gefeierten Mondfinsternis“) und zuvor hier]

Wenn Captain Picard in 48 Minuten einfach alles erklärt

Die Astronomie-Szene Nordrhein-Westfalens – und bald der ganzen Bundesrepublik – ist seit heute um eine Attraktion reicher: Im Planetarium Münster und ab dem 5. August auch im Planetarium Bochum (sowie im weiteren Jahresverlauf noch in mindestens acht weiteren in anderen Bundesländern) läuft die brandneue Show „Zeitreise – vom Urknall zum Menschen“, nach den guten Erfahrungen mit dem Erstling vor zwei Jahren nun die zweite aufwändige Gemeinschaftsproduktion zahlreicher deutscher Planetarien in der Fulldome-Ära.

Waren es beim ersten Mal noch sechs, so haben nun gleich zehn Planetarien gleichzeitig das gewaltige Projekt gestemmt: hier alle Hauptverantwortlichen, die bei der gestrigen Premiere in Münster (ganz unten) anwesend waren, bei dem die Federführung lag und dessen Leiter Björn Voss (unten) auch Regie führte. Der Anspruch (Domeshot aus Voss‘ einführendem Vortrag) war enorm und wurde souverän umgesetzt, mit Unterstützung zahlreicher Spezialisten für Computergrafik. Aber die agierten nicht nach primär künstlerischen oder dramatischen Gesichtspunkten, wie so oft in der Astro-Visualisierung für die Massen, sondern setzten akribisch echte wissenschaftliche Daten und numerische Ergebnisse großer Simulationsrechnungen in spektakuläre Animationen um, die den Zuschauer in den thematisch äußerst dicht gepackten 48 Minuten auf allen Seiten umwirbeln.

Pro Szene habe er typischerweise ein Buch lesen müssen, um es auch ja richtig zu machen, erzählt der Astronom Voss und übertreibt kaum: Schließlich geht das Programm weit über die Astrophysik hinaus. Auch da wird in der Show bereits manches neu gesehen: Der Urknall ist z.B. keine Explosion in einem schwarzen Nichts sondern ein blau strahlender Raum (denken Sie mal drüber nach) – und die Dunkle Materie ist wirklich dunkel, erscheint als düstere Filamente vor hellem Hintergrund. Rasch entstehen Milchstraße, Sterne, Sonne, Erde, Mond, denn der eigentliche Schwerpunkt der Zeitreise – die konventionell aber überzeugend anhand des Gleichnisses 13.8 Mrd. Jahre = 1 Jahr fortschreitet – sind die Entstehung und Ausbreitung des Lebens auf der sich weiter entwickelnden Erde (mit Dinosauriern satt).

Voss, den beim Skript mehrere weitere PlanetariumsleiterInnen berieten, macht sich dabei weitgehend die White-Smoker-Hypothese zu eigen (die gerade erneut von Martin et al. in Science 344 [6. Juni 2014] 1092-3 vorgestellt wurde) und nennt populäre Alternativen der Biogenese nicht einmal: eine interessante Provokation. Das Programm schreckt auch vor Fachbegriffen nicht zurück und präsentiert derart viel Material, dass es wohl auch Sachkenner etliche Male sehen müssen, um alle Details mit zu bekommen. Ein kompletter Abriss gleich mehrerer Naturwissenschaften auf dem allerneuesten Stand, und das auch noch aus dem Off erzählt von der aktuellen deutschen Stimme von Jean-Luc Picard: Wen das nicht bewegt, bei dem ist ein gewichtiger Teil der menschlichen Kulturgeschichte noch nicht angekommen … [Daniel Fischer]

„Das Galileum Solingen wird ein top modernes Planetarium“ mit Sternwarte

Galileum Solingen

Matthias Kunde, SVO (Solingen von oben)

Der Großraum des Bonner-Sterne-Landes soll spätestens Anfang 2016 um eine astronomische Attraktion reicher werden, aber zuerst die schlechte Nachricht. Die nun seit 90 Jahren in der Sternstraße beheimatete Sternwarte Solingen wird zugunsten des Galileum Solingen (Facebook) genannten neuen Projekts aufgegeben und verkauft. Der Trägerverein zieht stattdessen in einen 26 Meter großen Kugelgasbehälter der Stadtwerke Solingen. In der grünen Kugel nahe des Hauptbahnhofs wird ein modernes Planetarium mit Technik aus Japan und Frankreich eingerichtet, während in einem nebenstehenden Gebäude mit 7 Etagen Vortrags- und Ausstellungsräume untergebracht werden und es dort sogar eine rund 70 Quadratmeter große Beobachtungsplattform geben soll, denn hierhin zieht die Solinger Sternwarte um. Nachdem es dieses Jahr schon um einen Namensstreit ging und es eine Absage zur öffentlichen Förderung gab, wurde nun am Montag das Logo (mittleres Bild) des Galileum Solingen vorgestellt. Zur Finanzierung heißt es jetzt, dass es für den Bau 4 Millionen Euro gibt, wenn der Verein 2,3 Millionen Euro durch Spenden und Sponsoring finanzieren kann. Derzeit hofft man auf einen Baubeginn Ende 2014, so dass das Galileum Solingen Ende 2015 oder Anfang 2016 eröffnet werden könnte. [Nico Schmidt]

„Chaos and Order“: eine Planetariumsshow ohne Beispiel

Gestern Abend war Premiere, und ab dem 20. Juli kann sie alle paar Wochen im Planetarium Bochum bestaunt werden: „Chaos and Order – A Mathematic Symphony“, eine Fulldome-Video-Show, die völlig aus dem Rahmen fällt. Erdacht und realisiert vom AV-Künstler Rocco Helmchen (in den Premieren-Fotos unten links), der sich selbst als Astronomy-Lover und Geek bezeichnet, hat sie nur am Rande mit dem Weltraum zu tun: Gezeigt werden nacheinander und immer in Bewegung zahlreiche spektakulär raumgreifende mathematische Gebilde und dreidimensionale Visualisierungen (Stills oben), die zwar durch kurze Einblendungen jeweils beim Namen genannt werden, ansonsten aber nur durch ihre Ästhetik wirken – und Teil einer echten Symphonie in vier Sätzen und mit Zwischenspiel sind. In zwei Jahre währendem engem Wechselspiel mit der Umsetzung von Helmchens aufwändigen Computergrafiken schrieb Johannes Kraas (in den Fotos rechts) die Musik dazu und spielte sie auch komplett selbst ein: Der 4-Minuten-Trailer hier mag einen vagen Eindruck von dem Gesamtwerk vermitteln, wobei man sich das runde Bild in eine Halbsphäre projiziert denken muss.

In Worten beschreiben lässt sich „Chaos and Order“ – das bereits eine Auszeichnung gewann – kaum, zu vielfältig sind die mathematischen Konstrukte, die über die Kuppel huschen, und die Ideen bei ihrer visuellen Umsetzung. Die manch verwegene Assoziationen wecken mögen, etwa bei simuliertem Fließen an den flüssigen T-1000 aus „Terminator 2: Judgment Day“ oder im letzten und dramatischsten Satz an die Maschinen aus „The Matrix Revolutions“: Die finalen Flüge durch dreidimensionale Fraktalgebilde in wüst ‚ausgeleuchtetem‘ Science-Fiction-Look würden jedem Kino-Blockbuster zur Ehre gereichen. Das neue Medium Fulldome-Video wird hier bis an die Grenzen ausgereizt und kreiert ein fast beängstigendes Immersions-Erlebnis. Die immer wieder auf’s Neue überraschende Bilderpracht und die facettenreiche Musik harmonieren dabei auf’s Vortreffliche, und etwas Ruhe kehrt nur im Zwischenspiel ein, wenn – jedenfalls in der Bochumer Urfassung – statt der High-End-Videoprojektoren der klassische Sternenprojektor das Sagen hat und mit diversen eingeblendeten Skalen kosmische Mathematik an die Kuppel wirft. Bis das atemberaubende Fulldome-Spektakel auf Neue einsetzt. [Daniel Fischer. NACHTRÄGE: weitere Artikel hier und hier – und ein paar Minuten an der Kuppel abgefilmt!]

Live-Blog von der 31. Planeten- und Kometentagung in Violau

Wenn Sie all dies lieber auf Papier hätten …

Auf Wunsch steht der komplette Bericht der diesjährigen Violauer Planetentagung hier als elektronisches Papier (sprich PDF) zur Verfügung, als eine Art Violau Today. [Daniel Fischer und Peter Oden, die sich hiermit als Chronisten der Tagung in Violau verabschieden]

Auf Wiedersehen 2013 … schon nicht mehr in Violau!

Beim Frühstück heute wurde der Tagungsorganisation beiläufig mitgeteilt, dass das Haus für Pfingsten 2013 längst(!) an andere Gruppen vergeben ist [NACHTRAG: was offenbar eine Fehl-Kommunikation war; nach neueren Informationen bleibt das BKH vielmehr Pfingsten 2013 geschlossen]: Bereits für’s kommende Jahr muss also eine neue Lokalität gefunden werden (Vorschläge und Diskussion bitte auf der Orga-Liste, zu der sich jeder Betroffene einfach anmelden kann). Und so ist dieser zum ersten Mal betriebene Blog zu guter Letzt und ungeplant zum Nachruf auf 28 Planeten- und Kometentagungen in Violau geworden – und zum Symbol des Neubeginns … [Daniel Fischer @ 14:21 MESZ am 29. Mai – ENDE. NACHTRAG: viele weitere Bilder von Bernd Gährken]

Die Venus-Sichel über dem Turm der Violauer Kirche St. Michael heute abend – ein spektakulärer Abschlusseffekt der 31. Planeten- und Kometentagung, der allerdings eine Wanderung auf einen dem Bruder-Klaus-Heim gegenüber liegenden Hügel erforderte. Und längeres Warten auf’s Auftauchen der Venus unter lästigen Wolkenbändern, mit zunehmender Nervosität … Das Ganze auch 1000 Pixel breit; für das letzte Bild wurde der Standort nochmals verändert. Immerhin: Eine Woche und einen Tag vor dem Transit war die Venus noch gut mit dem bloßen Auge zu finden. [Daniel Fischer, motiviert von Tobias Kampschulte, @ 22:47 MESZ am 28. Mai 2012]

Das Planetarium Streitheim: So weit ist es schon gediehen!

Heute Nachmittag fiel ein ganzer Konvoi PKWs in der Volkssternwarte Streitheim von Martin Mayer – dem langjährigen Leiter des Bruder-Klaus-Heims und mit 80 genau so wenig zu bremsen wie andere mit 40 – ein: Hauptthema der anderthalbstündigen Führung (unter strenger Bewachung durch einen Rotmilan) war natürlich das Planetarium, das gerade auf dem Grundstück der Mayers entsteht. Lokale Artikel von 5. November, 28. Oktober und 9. April 2011 beleuchten die Hintergründe der Finanzierung in Höhe von gut 80’000 Euro; der Projektor ZKP 1 ist der alte des Planetariums in Kufstein, das beim Umzug nach Schwaz aufrüstete und das Gerät schon an ein Museum geben wollte. Jetzt wird es bald mehr denn je zu sehen sein – denn das Planetarium in Streitheim hat ein breites Fenster zur Straße durch das Projektor und Bestuhlung außerhalb der Vorführungen zu sehen sein werden. Die Eröffnung ist noch für diesen Herbst geplant, als entscheidende didaktische Ergänzung zur wenige Meter entfernten Sternwarte Streitheim mit ihren Ausstellungen und großen Teleskopen (deren Anwendung in Sachen Venus am Taghimmel bereits unten gezeigt wurde). Ein Grund mehr, 2013 mit der Planetentagung auf jeden Fall noch einmal nach Violau zurück zu kehren! [Daniel Fischer @ 20:07 MESZ am 28. Mai]

Große Debatte über die Zukunft der Tagungsreihe heute Vormittag, dank intensiver Vorbereitung der Leitfragen durch die Organisation am Abend zuvor ziemlich konstruktiv. So wurde nahezu einstimmig empfohlen, die Tagungen künftig nur noch bis Montagmittag laufen zu lassen, während die Meinungen etwa 50:50 gespalten waren, ob man auf ewig in Violau bleiben oder ab 2014 mit anderen – qualitativ vergleichbaren – Schauplätzen alternieren sollte; einige konkrete Optionen werden bereits erforscht. Auch wird künftig bedeutenden Referenten aus dem Amateurbereich die Möglichkeit eingeräumt, als Tagesgast mit ggf. einer Übernachtung teilzunehmen, zur Not auch in einem benachbarten Dorfhotel. [Daniel Fischer @ 18:29 MESZ]

Spontane Venus-Fotografie an der Sternwarte Streitheim heute gegen 15:30 MESZ, mit diversen Kameras hinter dem Binokular des dicken SCT (in den unteren Bildern jeweils ganz links) – das starke Seeing produzierte mehrere sich überlagernde gegeneinander verschobene aber scharfe Venüsse. Hier sieht man, wie die Venus – ca. 1 1/2 Stunden früher – tatsächlich aussah … [Bernd Gährken (Bild ganz oben), Tobias Kampschulte (nächste zwei Bilder) und Daniel Fischer @ 18:17 MESZ]

Sebastian Voltmer spricht in Violau. Live aus Frankreich. Per Skype. Und zwar u.a. über seinen absurden Sonnenaufgang, immer noch nicht ordentlich erklärt. Und danach jetzt live aus Utah in den USA Silvia Kowollik – in brilliantem Ton – über die Ring-SoFi vor einer Woche daselbst. Ein Experiment, das durchweg geklappt hat: auch für künftige Tagungen eine (Not-)Lösung? [Daniel Fischer @ 17:53 MESZ]

Hat ein deutscher Amateur heute das Aschgraue Licht der Venus fotografieren können?

Der mögliche Erfolg von Josef Laufer aus Würzburg wurde gerade über diverse Mailinglisten verbreitet, zum Beispiel hier: Das eine Bild wurde beim Abendessen in Violau bereits energisch diskutiert – kuriose Artefakte innerhalb der Venussichel sind immer möglich … [Daniel Fischer @ 20:31 MESZ am 27. Mai]

Was dieses Jahr fehlte … konnte man leicht hören: der Musikverein Blaskapelle Violau e.V., der uns seit Äonen zum „Fescht“ aufspielte. In seufzender Erinnerung hier zwei Auftritte von 2010 bzw. 1999 (unten) aus der Konserve – natürlich jeweils der Violau-Marsch, vom Komponisten Paul Hombach selbst dirigiert – zwischen Bilder von 2012 gemischt. [Daniel Fischer @ 20:26 MESZ]

 Bilder eines Ausflugs, in drei Kapiteln

Kapitel 1: Das Lechmuseum Bayern im Wasserkraftwerk Langweid – ein ganz neues (erst 2008 eröffnetes) ‚Nahziel‘ für Exkursionen aus Violau, die Anreise dauert nur 1/2 Stunde. Und es wird eine Menge Wasser-Energie-Geschichte und -Gegenwart aus nächster Nähe geboten, von einem Führer, der sich in Sachen Energiewende fundierte Gedanken gemacht hat – warum ist der nicht Nachfolger von Röttgen geworden … Oben und unten die beiden Lech-Niveaus vor und nach den Turbinen, in der Mitte eine farbenfrohe Lech-Wanze.

Kapitel 2: Im nahen Biergarten „Bayrischer Türk“ (laut Wikipedia müsste es Bayerischer Türk heißen!) ein Schuss aus der Hüfte durch’s Weißbierglas – gerechtfertigt, da sich der in Izmir geborene Chef selbst im Vorwort der Speisekarte als Django vorstellt.

Kapitel 3: Bei der Rückfahrt aus Langweid sichtete das Fahrzeug Anton einen Weißstorch auf einem Kirchendach in Gablingen – alle hüpften heraus und griffen nach den Kameras, während ein kleines Kind umanand hupfte (sagt man das hier so?) und „Touristen, Touristen!“ plärrte. Unbeeindruckt nahmen wir das Nest ins Visier – und in diesem Moment schwebte noch der Zweitstorch ein: urbayerischer Abschluss eines in Inhalt wie Dauer idealen Ausflugs, für dessen Organisation Markus herzlich zu danken ist! [Daniel Fischer @ 18:12 MESZ]

Kleiner Rundgang durch Violau

Heute ist es etwas ruhiger nach gestern gefühlten 30 Vorträgen. Deshalb hatte dieser Blogger (das erste mal in Violau) die Chance, sich das Bruder-Klaus-Heim und Violau (Veilchen-Au) im Rahmen eines kleinen Spaziergangs am Vormittag einmal etwas näher anzusehen.


Eingang ins Bruder-Klaus-Heim


Innenhof mit Zitronenbäumen


Außenansicht


Die Wallfahrtskirche St. Michael (wg. eines Gottesdienstes konnte ich die Schmerzhafte Muttergottes und das Johanneshaupt noch nicht besichtigen)


Sonnenuhr an der Kirchenmauer


Wie nett: ein Kaufladen im Dorfgasthof


Violau mit vielen Wanderwegen liegt inmitten eines Naturschutzgebietes

Marienbildstock am Wegesrand


Dorfpanorama

Gesehen habe ich neben dem Bruder-Klaus-Heim noch die Kirche mit Pfarrhaus, eine Schreinerei und vielleicht 50 Wohnhäuser. In jeder Richtung ist man nach 3 Minuten am Ortsrand. Ein absolut idyllischer kleiner Ort! [Peter Oden @ 11:50 MESZ]

Wissen Sie noch, was heute vor 40 Jahren passierte …?

Am 27. Mai 1972 – das Apollo-Programm lag in den letzten Zügen, der Erstflug eines Space Shuttle noch 9 Jahre in der Zukunft – lief zum ersten Mal die Fernsehserie ‚Star Trek‘ als ‚Raumschiff Enterprise‘ im deutschen Fernsehen. Im ZDF um 17:45 Uhr, direkt vor „Disco ’72“, mit der Episode „Tomorrow is Yesterday“: Ich kann mich noch recht klar an diesen Tag erinnern, der 7-jährige Weltraumfreak war mächtig beeindruckt. Und die HörZu war reichlich verwirrt vom Plot, hatte man doch ausgerechnet eine Zeitreise-Story für die Premiere genommen: „Gefahr im Weltraum, als das Raumschiff in die Anziehungskraft eines erloschenen Sterns gerät. Alarm bei der NASA“ … [Daniel Fischer @ 2:45 MESZ – Dank an Retro-Fururist Ralf Bülow für die rechtzeitige Erinnerung!]

Planeten über Violau in der späten Abenddämmerung gegen 22:30 MESZ: links der Saturn über Spica, rechts der Mars neben Regulus – beide sind auch ein prächtiger Anblick in einem Pilz’schen Zwergrefraktor auf dem Dachgarten, selbst der geschrumpfte Mars zeigt noch Phase, Polkappe und diverse Dunkelgebiete. [Daniel Fischer @ 22:40 MESZ am 26. Mai]

Passend zum laufenden Vortrag eine Venus von heute Abend, soeben eingetroffen per Mail aus Bonn: Noch 12 Tage bis zum Venustransit und die Sichelgestalt wird mit jedem Tag schmaler. Das Foto der Venus von heute am frühen Abend ist eine Einzelaufnahme per Okularprojektion mit einer Rollei Digicam an einem Celestron CPC925. [Lambert Spix @ 20:33 MESZ. Weitere Venüsse von heute auch hier, hier und hier]

Eine Sonderversion seiner „Transits in Time“-Show bietet Paul Hombach gerade dem Violauer Fachpublikum dar: Berichte über frühere Versionen sind z.B. hier, hier, hier und hier zu finden – und das eigentliche Musikvideo hier! [Daniel Fischer @ 20:13 MESZ]

Planetenbilder in höchster Schärfe zeigt Torsten Hansen gerade in großer Zahl – zum Qualitätsbeweis hier ein Jupiter mit Ganymed vom letzten Oktober direkt aus einer Online-Bilder-Datenbank gezogen. [Daniel Fischer @ 18:20 MESZ] Hansens Datenmenge ist beachtlich und kann nur noch durch externe Festplatten bewältig werden: Im ganzen Jahr 2011 und bereits den ersten vier Monaten 2012 wurde jeweils ein Terabyte archiviert! [18:25 MESZ] Die vielen Wiesen unter der Sichtlinie sind möglicherweise entscheidend für sein gutes Seeing. Paul Hombach dazu: „So lautet die Devise!“ Gelächter – und Abendessen. [18:35 MESZ]

Um 17:15 Uhr kam Peter Slansky zu Wort, der die Nutzung neuester digitaler Filkameras (Kino-Produktion) für die Astronomie beschreibt. Die Kamera Arri Alexa kostet zwar schlappe 50.000,- Euro (lediglich der Body, Objektive schlagen mit > 15.000,- Euro zu Buche), hat dafür aber auch gewisse Stärken … Diese Kamera (14 Bit) hat eine derartige Dynamik (linear über 14 Blendenstufen), dass damit Mondaufnahmen möglich sind, in der sowohl der beleuchtete Teil als auch der unbeleuchtete Teil im aschgrauen Mondlicht (8 Blendenstufen Unterschied) durchgezeichnet und rauschfrei erscheinen. [Peter Oden @ 17:40 MESZ] Der Referent in Action. [Daniel Fischer @ 17:55 MESZ]

Seit 16:30 Uhr berichtet Tobias Kampschulte aus Bonn von seiner Japan-Exkursion zur ringförmigen Sonnenfinsternis. Sehr interessant auch seine einleitende Schilderung einer einwöchigen Rundreise und seines Aufenthaltes bei einer Gastfamilie. Gelernt haben wir in diesem Zusammenhang, dass kin kan li shoku  die japanische Bezeichnung für die ringförmige Sonnenfinsternis ist (Goldener Ring frisst Sonne). [Peter Oden @ 17:00 MESZ. NACHTRAG oben: Nachweis der inneren Korona und der Chromosphäre beim 2. Kontakt; Daniel Fischer @ 18:00 MESZ]

Szenenapplaus für den Nachweis der Uranusringe mit einem Amateurteleskop gab es für die erstaunliche Leistung von Bernd Gährken (unten auf der Seite), der sich fünf Jahre darum bemühte – und schon wieder fragt, ob es nicht mit einer besserem Kamera auch mit einem Teleskop kleiner als 80 cm Öffnung klappen könnte. [Daniel Fischer @ 15:33 MESZ]

Die Messungen laufen schon: Als Konsequenz aus der angeregten Diskussion über Luftturbulenzen (siehe 9:43 MESZ) wurde in der Mittagspause eine lange Thermo-Aufnahmeserie der Umgebung des Bruder-Klaus-Heims gestartet. [Paul Hombach @ 15:03 MESZ]

Jupiter mit einem C11 im letzten September von Bernd Gährken, aus seinem Jupiter-2011-Vortrag. [Daniel Fischer @ 14:30 MESZ] Darunter … Ganymed-Details in Farbe! [Daniel Fischer @ 14:43 MESZ] Ganz unten: der Referent im Dunkeln; inzwischen spricht er – nach einer Erholungspause – über den Oppositionseffekt. [Paul Hombach @ 14:55 MESZ]

Der Fachvortrag: Frank Postberg und der nasse Enceladus

Vor 26 Monaten auf einer Tagung in Bonn ‚entdeckt‘ („Die überzeugendsten Indizien für flüssiges Wasser im Inneren von Enceladus“), jetzt auf der Bühne in Violau: Frank Postberg, Co-Investigator auf dem Cosmic Dust Analyzer von Cassini, der gerade vom MPK in Heidelberg nach Stuttgart umgezogen ist. [Daniel Fischer @ 11:30 MESZ] Nach ersten verblüffenden Aufnahmen wurde seinerzeit der Flugplan von Cassini um mehrere Encaladus FlyBy’s ergänzt, umdie festgestellten Wasserauswürfe weiter zu untersuchen [Peter Oden @ 11:45 MESZ] Warum es im Inneren des Enceladus flüssiges Wasser geben muss: Die Grafik aus Postbergs Vortrag von 2010 sagt es in seltener Klarheit. [Daniel Fischer @ 12:05 MESZ]  Nach Paul Schenk, einem Planetologen in Houston/Texas, werfen die Geysire auf Enceladus schon seit 100 Millionen Jahren Wasser aus. Die Eiskristalle, die auf den Mond zurückfallen, haben sich zu einer 100m dicken Schicht aufgehäuft und diese wächst dabei mit weniger als 1 µm pro Jahr! Diese Vorstellung lässt Astrobiologen vor Aufregung zittern…. [Peter Oden @ 12:15 MESZ] Oben noch eine der Schluss-Folien – die Theorien zum Innenleben Enceladus‘ entwickeln sich noch kräftig. Die folgenden Vorträge sind übrigens schon jetzt online. [Daniel Fischer @ 14:10 MESZ] Und ganz oben noch die ‚Oscar‘-Verleihung an den Referenten. [Josef Müller @ 14:25 MESZ]

Der zweite Vortrag am Samstag hat um 9:50 Uhr begonnen – Uwe Pilz berichtet über visuelle und elektronische Bestimmung der Gesamthelligkeit von Kometen (inkluse Koma unf Schweif). [Peter Oden @ 9:55 Uhr MESZ] Pilz gefällt die Messgröße AfRho: die Dicke der opaken Atmosphäre, korrigiert um die Albedo und ein Maß für die Staubproduktion. Dazu gibt’s online Einführungen in Englisch und Niederländisch. [Daniel Fischer @ 10:15 MESZ] Oben: Kaffee-Pause in sengender Sonne. [Daniel Fischer @ 11:23 MESZ]

Die eigentliche Tagung läuft seit fünf Minuten: Als erstes berichtet Georg Dittié über das Wesen des Seeings aus der Sicht des Thermografen: „Luft ist das Salatöl der Gase“. [Daniel Fischer @ 9:11 MESZ] Das ‚Gährkensche Postulat‘, dass 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang die besten Planetenbilder gelingen sollten, konnte durch thermische IR-Filmaufnahmen der Luft-Eddies – erkennbar an der Temperatur von Grashalmen – auf der Emberger Alm bestätigt werden: viel weniger Turbulenz als früher am Tag. [9:33 MESZ] Die E-Alm-Ergebnisse machen Lust auf weitere systematische Untersuchungen unter verschiedenen Umweltbedingungen – und auch direkt an Teleskopen. More research needs to be done – kostet aber viel Messzeit. „Mehr davon!“ – Ruf aus dem Publikum. [9:43 MESZ]

Der Himmel über dem Dachgarten vergangene Nacht gegen 3:00 MESZ: Schütze und Skorpion im Süden, Sommerdreieck und -milchstraße hoch am Himmel. Und kein Teleskop weit und breit … [Daniel Fischer @ 8:47 MESZ]

Impressionen des ersten Abends

Nachdem die meisten Teilnehmer – nach mehr oder weniger großen Schwierigkeiten bei der Anreise im Pfingsreiseverkehr – zum Abendessen eingetroffen waren, konnte die Tagung pünktlich um 20:00 Uhr mit einem Bilderfeuerwerk von Daniel Fischer zum Thema Polarlichter beginnen. Nicht nur interessante Anekdoten und Hintergrundgeschichten (der bisher zweimaligen Tour als Reisebegleiter auf den Schiffen der Hurtigruten für einen auf Astronomie-Reisen spezialisierten Bonner Reiseveranstalter) von Schiffen, Land und Leuten machten diesen Vortrag so hörenswert, sondern auch die spektakuläre Bilderzusammenstellung, die Daniel präsentieren konnte (viele der Reiseteilnehmer hatten ihm ebenfalls ihre Aufnahmen zur Verfügung gestellt).

Zusätzlich berichtete er über seine Erfahrungen einer Indienreise im vergangenen Jahr zu einer Astro-Konferenz und Beobachtung der Mondfinsternis am Fuß des Himalaya. Zwei weitere Spontanvorträge von Michael Anton – insbesondere zur Sternwarte Sankt Andreasberg – und Diskussionen rundeten den gelungenen Auftaktabend ab. Die Dachterasse war abschließend bei sehr klarem Himmel Treffpunkt für Sternbeobachter, während andere gerne die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch nutzten. [Peter Oden @ 7:35 MESZ]

Der Kontakt zwischen dem Bruder-Klaus-Heim in Violau und dem Universum ist heuer (für Nicht-Bayern: dieses Jahr …) so intensiv wie noch nie: Dank dieser Schüssel auf dem Dachgarten besteht während der 31. Planeten- und Kometentagung eine Zwei-Wege-Funkverbindung zu einem Satelliten, die schnelles WLAN im gesamten Obergeschoss ermöglicht. Das wollen die beiden anwesenden Redakteure der „Bonner Sterne“ nutzen: Peter Oden – Violau-Neuling – und Daniel Fischer, der an allen(!) 31 Violauer Planetentagungen teilgenommen hat (28 deutschsprachigen jährlich seit 1985 und drei internationalen 1992, 1995 und 1997), werden in diesem Live-Blog immer wieder mal frische Impressionen offerieren, das Neueste immer zuerst. Und wenn sich noch andere Tagungsteilnehmer hier äußern möchten: Immer her mit dem Fließtext und/oder Bildern, an einen der beiden! Dieses Live-Blog ersetzt heuer mal experimenthalber die berühmt-berüchtigte Tagungszeitung Violau Today, die seit 1989 fast jedes Jahr erschienen ist. [Daniel Fischer @ 23:30 MESZ am 25. Mai]