Archiv für den Monat November 2014

Die Stadt Bonn will Deutsches Museum Bonn schließen!

Die Existenz der Bonner Zweigstelle ist ernsthaft bedroht. Die Stadt Bonn plant, unser Haus im Wissenschaftszentrum komplett zu schließen. Dies kommt für uns völlig unerwartet, tragen wir doch mit unserer erfolgreichen MINT-Bildungsarbeit zur Zukunftsfähigkeit von Stadt und Region bei.

Die Stadt Bonn hat unter dem Titel »Bonn packt’s an« ein Online-Portal eingerichtet, wo man nach einem einfachen Anmeldeverfahren für bzw. gegen Vorschläge ’voten’ kann. Das gesamte Bonner Museumsteam bittet Sie, sich daran zu beteiligen.

Das heißt, bei https://bonn-macht-mit.de/node/226 mit ’Pro’ stimmen

und bei https://bonn-macht-mit.de/node/160 mit ’Nein, lehne ich ab’ stimmen.

Unterstützen Sie auch die Initiative einer engagierten Besucherin und unterschreiben Sie für den Erhalt der Bonner Zweigstelle.

Machen Sie mit und lassen Sie uns dies gemeinsam »anpacken«!

Vielen Dank im Namen des Bonner Teams.

[Andrea Niehaus, Leiterin Deutsches Museum Bonn. Die Bonner Sterne unterstützen angesichts der Rolle des Deutschen Museums Bonn in auch der astronomischen Volksbildung diesen Aufruf! Aktuell wird z.B. eine schöne Ausstellung zu Gravitationswellen gezeigt]

60 Jahre Sternwarte Hoher List: So wurde in Bonn gefeiert …

… gestern und heute, wo Michael Geffert erst zu einem öffentlichen Vortrag und dann zu einem Ehemaligen-Treffen geladen hatte und auch eine kleine Ausstellung gestaltete: viele weitere Bilder gibt es hier und hier zu sehen. Oben Luftbilder des Hohen Lists nach dem Ende der 1. Bauphase, das dieser Tage vor 60 Jahren erreicht war, und im Endzustand.

Über hundert Jahre älter dagegen diese Zeichnung des in zwei Teile zerbrochenen Kometen Biela aus den Beobachtungsbüchern von Julius Schmidt, die erst kürzlich wieder aufgetaucht waren (hier in inverser und kontrastverstärkter Darstellung).

Aus dem Vortrag des Sohnes des Sternwarten-Gründers Hans Schmidt seltene Fotos vom Beginn der Bauarbeiten, bei denen zunächst der „Turm 3“ errichtet wurde, in den ein Cassegrain parallel montiert mit einem Merz-Refraktor kam, …

… dessen kuriose Vorgeschichte Jörg Stegert von der VSW Bonn (bei der beide Geräte ihr Zuhause gefunden haben) heraus fand: Der Auftraggeber hatte das in einem ungewöhnlich großen Tubus installierte 20-cm-Objektiv weniger astronomische als vielmehr für mysteriöse Kommunikations-Experimente verwendet.

Großer Andrang bei der Veranstaltung, von mehreren Generationen Hohe-Listler.

Eine Vision für die Zukunft der derzeit ruhenden Sternwarte von M. Althaus und ein Gruppenbild – während des Treffens ergab sich spontan der Beschluss, die quasi geheime Geschichte des Hohen Lists von Hans Schmidt zusammen mit Fotos aus seinem Nachlass in Buchform zu publizieren, zusammen auch mit Beiträgen aus dem Treffen, das damit in die astronomische Literatur Eingang finden wird. Und sich außerdem alle ein bis zwei Jahre wiederholen soll. [Daniel Fischer]

Bonner Astronomen erinnern an das Observatorium Hoher List

Mit einem Vortrag und der Eröffnung einer kleinen Ausstellung am Freitag, den 21. November um 19 Uhr im Argelander-Institut, Auf dem Hügel 71, in Bonn-Endenich, erinnert Dr. Michael Geffert an das Observatorium Hoher List bei Daun in der Vulkaneifel. Diese astronomische Beobachtungsstation entstand nach dem zweiten Weltkrieg, weil für professionelle Beobachtung der Bonner Nachthimmel für die Astronomen der Universität zu hell geworden war. In dem Vortrag werden Teleskope und Arbeitsgebiete der Sternwarte allgemeinverständlich dargestellt. Im Anschluss an den Vortrag ist eine kleine Ausstellung mit Material und Bildern des Observatoriums zu sehen. Bei klarem Himmel bieten Mitglieder des Köln-Bonner Astrotreffs ab 18.30 Uhr Fernglasbeobachtungen von Sternbildern an. Der Eintritt zur gesamten Veranstaltung ist frei. Die Ausstellung ist noch bis Ende Dezember nach Vereinbarung (geffert@astro.uni-bonn.de) zu besichtigen.

Das Observatorium Hoher List galt als eine der wenigen professionellen Sternwarten auf deutschem Boden. Von 1952 bis 1954 errichteten Astronomen der Bonner Universität eine astronomische Beobachtungsstation auf einem Berg bei Schalkenmehren/Daun in der Vulkaneifel. Vier Teleskope ermöglichten den Bonner Forschern den Blick ins Weltall und die Vermessung von Planeten, Sternen und Galaxien. In den Jahren 1965 bis 1967 kamen als weitere Fernrohre der alte Bonner Doppelrefraktor und ein neues Cassegrain-Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von mehr als einem Meter hinzu. Dieses Fernrohr war seinerzeit das größte astronomische optische Fernrohr der Bundesrepublik Deutschland. In klaren Nächten erforschten Wissenschaftler Sternhaufen und veränderliche Sterne und untersuchten die Struktur der Milchstraße. Auch als Ausbildungsstätte für Studenten machte sich das Observatorium Hoher List einen Namen.

Nach Jahren erfolgreicher Arbeit wurde die Eifelsternwarte vor zwei Jahren geschlossen, steht aber seit September 2013 unter Denkmalschutz. Das Erbe des Hohen Lists, das gesamte Beobachtungsmaterial, dient heute in Bonn als Grundstock einer Universitätssammlung, der „Sammlung Historischer Himmelsaufnahmen“. [Michael Geffert. Es gibt auch fünf Seiten Detail-Informationen zum OHL, ein Video mit Musik – und einen Artikel über die jüngsten Entwicklungen: Danach könnte die Sternwarte „mit einem Investitionsaufwand von gut acht Millionen Euro ein Besucher- und Bildungszentrum werden. Das ist eine der Optionen, die ein von der Verbandsgemeinde Daun beauftragtes Beratungsunternehmen präsentiert hat. […] Das Beratungsunternehmen hat nun drei Varianten mit Investitionssummen von 4,6 bis 8,2 Millionen Euro vorgestellt“, doch „die Möglichkeiten der Verbandsgemeinde Daun übersteigt ein solches Projekt bei Weitem“]

13.11.: 27. Raumfahrt-Kolloquium in Aachen

So sieht es auf einem Blick aus, das Programm des 27. Raumfahrt-Kolloquiums der Fachhochschule Aachen. Ähnlich dem diesjährigen DLR-Astroseminar steht auch diese Veranstaltung unter dem Motto des dunklen und unbekannten/unsichtbaren Universums. Ganz klar geht’s dabei natürlich auch um die beiden größten Rätsel der modernen Kosmologie: die Dunkle Materie und Dunkle Energie werden im Rahmen der Weltraumteleskope Gaia und Euclid vorgestellt. Thematisch geht’s außerdem um den Satelliten Planck, Gravitationswellen, das AMS-Experiment und die Rosetta-Mission, deren Lander Philae erst 24 Stunden zuvor auf dem Kometenkern gelandet sein wird. Das Raumfahrt-Kolloquium wird am 13. November vom Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen veranstaltet und findet im FH-Gebäude Hohenstaufenallee 6 (Raum 00201) statt. Die Teilnahme ist kostenlos, weitere Informationen finden sich im Flyer. [Nico Schmidt]

Gravitationswellen gastieren in Bonn

Bei der Eröffnung der Wanderausstellung »Einstein-Wellen-mobil« des DFG-Sonderforschungsbereichs Gravitationswellen-Astronomie im Deutschen Museum Bonn – im Anschluss an ein Pauls Portables Planetarium – führte deren Kurator Dr. Hans-Peter Nollert die Gästeschar selbst durch die überraschend interaktiven Exponate.

Oben lässt sich die Quadrupol-Verformung des Raumes während des Durchlaufens einer Gravitationswelle mit Muskelkraft demonstrieren, unten die Messung winzigster Entfernungsschwankungen durch Laserinterferometrie: einmal sanft anklopfen, schon ändert sich das Interferenzmuster.

Manchmal geht’s nicht ohne Schrifttafeln: Die Riesen-Interferometer LIGO und Co. sprengen halt jeden Rahmen. Nollert ist optimistisch: Die nach energischen Upgrades [NACHTRAG: ein Paper zu Advanced LIGO] gerade wieder hoch fahrenden LIGOs sind bereits jetzt deutlich empfindlicher als vorher – und ca. 2016 sei realistisch mit dem ersten klaren Signal zu rechnen.

Hier schließlich wird der Besucher selbst zum Gravitationswellen-Detektor – in zwei cleveren Simulatoren, die zeigen, wie sich Billionen-mal stärkere Wellen auf den eigenen Körper auswirken würden. Der Stuhl wackelt, mitunter recht energisch, in ihrem Rhythmus, und das eigene Live-Videobild verformt sich, wobei die Quelle der Wellen – Supernova, Einspiralieren eines Doppelsystems, Urknall-Restwellen – jeweils ausgewählt werden kann. Noch mehr Bilder einer Ausstellung gibt es hier, mit einem weiteren Exponat. [Daniel Fischer]

Weltraum-Oper „Solaris“ in der Oper Köln

„Solaris“ in Köln; Bernd Uhlig

Stanislaw Lems Roman „Solaris“ von 1961 ist ein Klassiker der Science-Fiction-Literatur, zu dem es bereits zwei bekannte Verfilmungen gibt und im Juli 2012 als Auftragsarbeit für die Bregenzer Festspiele seine Uraufaufführung auf der Opernbühne feierte. Im November kann man sich nun auch in der Domstadt am Rhein auf diese psychologische Reise zum alptraumhaften Wasserplaneten Solaris des Hamburger Komponisten Detlev Glanert machen. Gestern Abend fand die deutsche Erstaufführung der Oper „Solaris“ in Köln (weitere Artikel hier, hier und hier) statt, wobei wegen der laufenden Sanierung des Kölner Opernhauses auf den Musical Dome ausgewichen werden musste. Vordergründig geht es zwar um Schein und Sein angesichts eines Ozeans traumatischer Erinnerungen, aber für Glanert enthält der Stoff auch eine philosophische Komponente, „denn dahinter steht aber die Frage: Wie kommunizieren wir, warum suchen wir auch immer die andere Zivilisation im Weltraum und warum betreiben wir diese Neugiersforschung, warum halten wir das Alleinsein nicht aus?“ Die Reise in die unendlichen Weiten des Kosmos ist somit eigentlich eine Reise in unser Innerstes.

Die weiteren November-Vorstellungen der Oper Köln von Lems komplexem Weltraumdrama: 06., 08., 12., 14. (jeweils um 19:30 Uhr) und 16. November (um 18 Uhr). [Nico Schmidt]

Mondbeobachtung vor der Bundeskunsthalle

Nach der Sonnenbeobachtung vor einem Monat heute, wegen – sich letztlich als falsch heraustellender – Wettermodelle um einen Tag verschoben, am frühen Abend nun auch die erste öffentliche Mondbeobachtung im Rahmenprogramm der „Outer Space“-Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn, mit erst zwei und schließlich vier Teleskopen und deren Betreuern vom KBA. Die Mondaufnahmen hier und in einer weiteren Galerie mit 15 Bildern entstanden übrigens nicht durch eins der Teleskope, wie es etlichen der Besucher mehr oder weniger mit ihren Smartphones gelang, sondern direkt mit maximalem Zoom der Bridgekamera. [Daniel Fischer. NACHTRAG: ein weiterer Bericht, vom Initiator]