Archiv für den Monat August 2012

Dolomiten überraschend im Schein des („blauen“) Vollmonds

Nach einem sehr regnerischen 31. August ist der Himmel in der Nacht über Wolkenstein im südtiroler Grödnertal unerwartet aufgerissen: Nun fällt das Licht des allseits gefeierten Vollmonds auf das Dorf und das Sella-Massiv im Hintergrund, um dessen Flanken noch Wolkenschwaden wabern, während darüber auf diesen Bildern (aus dem Hotelfenster) viele Sterne erscheinen …

Sommergrüße von der Volkssternwarte Bonn

Wie der August begonnen hat, endet er fast ebenso sonnig – zumindest noch am letzten Montag. Wie jeden Montag zur Sommerzeit war das Refraktorium der Volkssternwarte Bonn (VSB) ab 18 Uhr geöffnet, das C8 mit Glassonnenfilter und das PST für die H-alpha-Beobachtung waren draußen aufgebaut und das schöne Wetter lockte tatsächlich ein paar neugierige Besucher (darunter drei Peruanerinnen) an. Die paar wenigen Wolken störten nicht bei der Beobachtung.

Im Weißlicht waren drei kleine Sonnenfleck-Paare gut zu sehen, so dass man hier wunderbar die Polarität ihrer Magnetfelder mit Minus- und Pluspol direkt vor Augen hatte. Dagegen zeigte sich im H-alpha-Licht der Sonne eine große und nicht zu übersehende Plasmawand (linker Rand) einer ruhenden Protuberanz – Höhe vielleicht 50.000 Kilometer. Gegen 19 Uhr verschwand dann endgültig die Sonne hinter den Bäumen in Richtung des Südflügels von Argelanders Alter Sternwarte.

Wenn die VSB demnächst zum nächsten Planetenseminar (15. September, ab 14 Uhr) und zum Tag der offenen Tür (28. Oktober, ab 11 Uhr) einlädt, wird es natürlich – sofern das Wetter mitspielt – auch Sonnenbeobachtung geben. [Nico Schmidt]

Ein Mondaufgang über Südtiroler 3000-ern

Der Aufgang des fast vollen Mondes heute Abend über der Sella, beobachtet vom Ostende des Grödnertals von einem Hotelfenster in Wolkenstein aus (hier gibt’s mehr Impressionen aus der Gegend, insbesondere hier die Sella am Tag). Der Mond kündigte sich schon eine Weile durch einen Lichtschein an, verschwand dann in einer Wolke, um später wieder über Berg & Tal zu stehen – faszinierende Lichteffekte …

NACHTRAG: Ein Astro-Bonus aus der Region – die sphärische 2-Meter-Sonnenuhr auf dem Monte Pana oberhalb von St. Christina in Gröden, 1988 aufgestellt von Simon Moroder aus dem nahen St. Ulrich und leider schon etwas angegriffen.

Und noch ein Bonus zum Bonus: eine weitere Moroder-Sonnenuhr völlig anderen Designs, an einer Wand in St. Christina selbst – und Moroder hatte dort auch einen Planetenweg gestaltet, der allerdings inzwischen wieder weg ist, wie sich dieser Blogger (unwissentlich, bei der Betrachtung der neuen Tafeln zur Eisenbahn-Geschichte) selbst überzeugte … [Daniel Fischer]

Argelander, Beethoven und Hertz im Deutschen Museum Bonn

Im Beitrag „Bonner ABC“ hatte ich hier vor fast zwei Monaten u.a. vorab auf das kommende Herbstprogramm mit Argelander und Beethoven im Deutschen Museum Bonn hingewiesen. Dabei stellt das ungewöhnliche Treffen des Bonner Astronomen Argelander mit der Musik des berühmten Komponisten Beethoven nur den Auftakt zu einer dreiteiligen Vortragsreihe mit dem Titel „Neues aus dem All – Der musikalische Himmel“ dar.  Hier die Termine im Überblick:

01. Oktober um 19:00 Uhr: Der musikalische Himmel – Beethoven und die Bonner Durchmusterung

Im Vortrag des Bonner Astronomen Michael Geffert geht es um Friedrich Wilhelm August Argelander, sein Lebenswerk der sog. Bonner Durchmusterung und den Asteroiden (1815) Beethoven, was ergänzt wird – passend zum Beethovenfest – durch musikalische Aufführungen von Werken Beethovens und Schuberts.

14. November um 19:00 Uhr: Der musikalische Himmel – Wilhelm Herschel, Komponist und Astronom

Michael Geffert stellt den in Hannover geborenen Astronomen Wilhelm Herschel vor, der vor seiner Karriere als Himmelsbeobachter, Spiegelschleifer, Instrumentenbauer und Entdecker von Uranus vor allem als Militärmusiker, Komponist, Organist und Musiklehrer bekannt war. Untermalt wird der Vortrag mit von Herschel selbst geschriebenen Musikstücken. Oben sind zwei Eindrücke aus einer Herschel-Musik-Veranstaltung im September 2010 in Bonn-Tannenbusch zu sehen.

04. Dezember um 19:00 Uhr: Der musikalische Himmel – Paul Hombachs Sternenklänge

Sonifikation ist die Vertonung astronomischer Daten und ist zugleich das Stichwort des Abends. Neben Michael Geffert führt Hobbyastronom Paul Hombach, bekannt durch die Museumsreihe „Pauls Portables Planetarium“, mit seinem Keyboard durch den musikalischen Abschluss der Vortragsreihe.

Außerdem: Neben den musikalischen Vorträgen im Herbst kann noch die bis zum 13. Januar 2013 laufende Sonderausstellung über Heinrich Hertz besucht werden. In deren Rahmen finden auch noch die folgenden drei Termine statt:

23. Oktober um 19:00 Uhr: Wie jüdisch war Heinrich Hertz? Die Geschichte einer deutschen Familie

13. Dezember um 19:00 Uhr: Von der elektrodynamischen Wirkung zu elektrischen Wellen – Replikation der frühen Experimente von Heinrich Hertz

10. Januar um 19:00 Uhr: Hertz, Kekulé und Argelander – drei Wissenschaftler und ihre Spuren in Bonn

Rainer Selmanns Vortrag bildet zugleich den Abschluss der Hertz-Sonderausstellung. Er stellt den Physiker Hertz, den Astronomen Argelander und den Chemiker Kekulé vor und folgt ihren Spuren durch Bonn. Wer diesen „virtuellen Spaziergang“ jedoch lieber live mitmachen möchte, hat noch am 31. August, 07. September und 05. Oktober (Treffpunkt jeweils um 17:00 Uhr am Eingang des Uni-Hauptgebäudes) Gelegenheit dazu. Rainer Selmann ist nämlich hauptberuflicher Spaziergänger und bietet noch an diesen drei Terminen die Stadtführung „Her(t)zenssache“ an. Meine Eindrücke zu diesem lohnenswerten wissenschaftsgeschichtlichen Stadtspaziergang kann man hier nachlesen. [Nico Schmidt]

Goldener Henkel über dem Bodensee (in Bregenz)

Ein paar elektronische „Ansichtskarten“ aus dem Vorarlberg von heute: oben der Mond mit dem „Goldenen Henkel“, passenderweise aufgenommen – freihändig, wie immer – aus dem Wirtshaus am See in Bregenz am Bodensee (mittleres Bild) direkt neben den Bregenzer Festspielen, wo noch ein gewaltiges ‚Stargate‘ aus der Oper „Andrea Chénier“ übrig war (unten).

Als Bonus noch ein – vielleicht – allerletzter Blick auf das Abend-Dreieck aus Mars (links), Saturn (oben) und Spica (knapp über den Dächern) aus dem Hotel Hirschen im nahen Dornbirn, gewagt aus dem Zimmerfenster baumelnd, um noch Spica ins Bild zu holen; das Manöver produzierte zwar Geisterbilder, aber alle drei sind noch da. [Daniel Fischer]

NACHTRAG: Und noch ein Bonus, diesmal aus Lech am Arlberg von der Pfarrkirche Sankt Nikolaus – die außen eine Sonnenuhr ziert, die geometrisch überhaupt nicht zum Rest der Außenbemalung passen will. Hier weitere Impressionen aus & oberhalb von Lech … NACHTRAG 2: … darunter auch die Sonnenuhr in der Sonne am nächsten Tag und ihre kuriose Lage. Sie stammt aus dem Barock und zeigt einen österreichischen Bindenschild sowie fünf bäuerliche Engel.

A star is born …

Heute fand im Rahmen der alljährlichen Grillparty im Grugapark in Essen des Vereins zur Förderung der elektronischen Musik schallwende (links die Vorsitzende Sylvia Sommerfeld) auch die Release-Party des Debüt-Albums „Prehistoric Dawn“ von Yog Sototh alias Michael Wilkes (rechts) vom Köln-Bonner Astrotreff statt – der im März zum Newcomer des Jahres 2011 gekürt worden war (und einst von diesem Blogger für die schallwende-Szene entdeckt wurde). Das Album wird in Fachkreisen bereits mit Lob überhäuft: „Michael – beide Daumen hoch für diese tolle CD“, schreibt etwa ein Kritiker im schalldruck Nr. 45 [August 2012] 24-25. [Daniel Fischer]

Ein Kameraumbau, ein Beobachtungsplatz und Nordamerika

Ein guter Freund dieses Bloggers (Dieter Bohling aus Ratingen) hatte Lust und den Mut, eine neue Systemkamera (Panasonic Lumix DMC-G3) astromäßig umzubauen. Hierzu wurden von ihm der UV/IR-Filter zusammen mit dem AntiAliasing-Filter, die sich vor dem Chip, der das Bild aufnimmt, befinden, entfernt. Zweck einer solchen Aktion ist es, die Empfindlichkeit einer Kamera im Rotbereich (speziell für H-alpha-Emissionen) spürbar zu verbessern.

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Anblick des entfernten Filters (3mm Dicke)

Für einen gemeinsamen Test wurde einer neuer, von uns gut zu erreichender Beobachtungsplatz in der Nähe von Lohmar ausgewählt, an dem wir uns in der Nacht von vergangenem Samstag zu Sonntag trafen. Der Aufbau (Celestron CAM-Montierung mit einem kleinen ED80-Teleskop) und der Anschluss der modifizierten Kamera (mittels 2″-Adapter) gestalteten sich problemlos. Die Scharfstellung war mittels LiveView an der Kamera kein Problem, dennoch enttäuschten die ersten Probeaufnahmen.

Die Empfindlichkeit der Kamera ging jetzt dermaßen tief ins Infrarote hinein, dass fast das gesamte Bild rötlich hinterlegt war. Abhilfe brachte dann der Einsatz eines IDAS-V4-Filters, der nicht nur kleine Wunder gegen Stadtlicht bewirkt, sondern auch Infrarot und Ultraviolett sperrt.

Kurz danach führten wie die ersten Testaufnahmen an unserem Zielobjekt NGC7000, der fast im Zenit stand, durch. Eine Belichtungszeit von 60sec bei ISO 1.6000 erwies sich als optimal und so entstand die folgende Aufnahme:

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Hier wird natürlich klar, warum dieser Nebel auch die Bezeichnung Nordamerika-Nebel trägt.

Mit der Milchstraße, die sich im lauen Sommerwind über unseren Köpfen am Himmel erstreckte, vielen Objekten, die wir auch noch beobachtet und oder fotografiert haben und natürlich diesem erfolgreichen Test ging eine wunderschöne Beobachtungsnacht zuende.

[Peter Oden]

Kosmisches Dreieck „seitenverkehrt“

Nachdem Mars zwischen Saturn und Spica hindurch gezogen ist (14.8.), steht er jetzt östlich. Das Trio passt noch schön ins Gesichtsfeld eines Fernglases.

Saturn-Mars-Spica am 18.8.

Auch am Morgenhimmel lockt ein Trio: Eine Kette gebildet aus Jupiter-Venus-Merkur. Merkur ist z.Z. nach 5:30 mit freiem Auge gut in der Morgendämmerung zu finden. [Paul Hombach]

Merkur am Morgen des 19.8.

Ein himmlisches Wochenende (11./12.08.2012)

Eigentlich hatte ich mir für das vergangene Wochenende lediglich vorgenommen, am späten Samstagabend nach den alljährlichen Perseiden Ausschau zu halten. Immerhin waren die Wetteraussichten vielversprechend. Dann entdeckte ich, dass am Samstag 2 günstige ISS-Überflüge und 2 helle Iridium-Flares stattfinden würden. Somit würde die Beobachtungssession etwas ausgedehnter werden. Doch wie sich dann zeigte, hielt das Wochenende noch einiges mehr an Himmelsereignissen bereit, übrigens nicht nur für mich. So wurde aus Norddeutschland eines der bislang jahreszeitlich spätesten NLC-Displays gemeldet. Zudem konnte in 2 Nächten (11./12. und 12./13.08.12) erneut grünes Airglow nachgewiesen werden. Und nicht zuletzt gelangen eindrucksvolle Aufnahmen von Perseiden-Meteoren.

Hinweis: alle Aufnahmen wurden mit einer Panasonic DMC-FZ18 angefertigt. Die Belichtungsdaten gehen aus der jeweiligen EXIF-Datei hervor.

Noch in der nautischen Dämmerung sollte am 11.08.12 gegen 22:10 MESZ ein Überflug der ISS erfolgen. Ich bin einige Minuten vorher zum Rheinufer hinuntergegangen, um die Station beim Abflug nach Osten über dem Rhein zu fotografieren. Dies hat auch gut geklappt, wie der nachstehenden Aufnahme zu entnehmen ist:

Überflug der ISS (11.08.2012, 22:12 MESZ)
Abb. 1: Überflug der ISS (11.08.2012, 22:12 MESZ)

Noch während die Kamera belichtete, wurde links außerhalb des Bildausschnitts in der Beueler Ortsmitte eine Feuerwerksbatterie abgefeuert, von der ich allerdings nur den Widerschein auf Hauswänden sehen konnte. Das irdische Feuerwerk war gerade zu Ende als genau über der gleichen Stelle die erste Perseide horizontnah nach unten fiel; sie war recht hell, etwa -2 mag. Das animierte dann zu dem Versuch, mit weitwinkeligen Langzeitbelichtungen vielleicht eine Schnuppe einzufangen. Es blieb allerdings beim Versuch. Immerhin konnte ich gegen 22:30 MESZ eine weitere recht helle Perseide horizontnah über Beuel visuell sichten. Kurz danach wurde irgendwo in Beuel noch ein weiterer Feuerwerkskörper abgefeuert, wie ich aus einem entsprechenden Knall schloss.
Ich bin dann erstmal ins Büro zurückgegangen und habe mich etwas mit historischen Sonnenfinsternissen in Australien beschäftigt. Gegen 23:40 bin ich dann in den stockdunklen Garten hinaus, um den zweiten ISS-Überflug zu beobachen, welcher gegen 23:45 anstand. Doch zunächst bemerkte ich tief über den Häusern der Südstadt und hinter den Bäumen eine ganz andere Art von Leuchtobjekten, welche ich zuletzt vor etwa 2 Jahren beobachtet hatte: Asiatische Himmelslaternen. Eine ziemlich große Flotte, höchstens 300 Meter entfernt. Seit dem Verbot im Jahr 2010 (oder war es schon 2009), macht sich die einstige Königin der UFOs ja recht rar. Inzwischen hatten sich meine Augen gut adaptiert, und ich konnte zumindest in Zenitnähe die Mikchstraße sehr gut sehen. Angesichts meines Standortes nur wenige hundert Meter südlich der lichdurchfluteten Bonner Innenstadt sprach das für ausgezeichnetes Seeing. Als nächstes stand um 23:55:23 MESZ ein Flare (-7mag) von Iridium 25 an, den ich im folgenden Foto festgehalten habe:

Iridium-Flare (11.08.2012, 23:55 MESZ, -7mag)
Abb. 2: Iridium-Flare (11.08.2012, 23:55 MESZ, -7mag)

Nur 8 Minuten später, um 00:03:09, flarte und enttäuschte Iridium 94. Bei Heavens Above mit -6mag prognostiziert schaffte er lediglich gute -1mag. Zwischen den Auftritten der Satelliten und der Himmelslaternen zählte ich 4 eher mittelhelle Perseiden.

Um 00:10 Uhr bin ich dann wieder rein, habe meine Sachen zusammengepackt und bin zum Auto gegangen. Das stand auf einem ziemlich dunklen Parkplatz und ein kurzer Rundum-Blick brachte die nächste Schnuppe. Ein weiteres ziemlich helles Exemplar konnte ich gleich an der ersten Ampel aus dem Auto heraus beobachten. Aufgrund der geringen Geschwindigkeit und der Flugrichtung war das sicher keine Perseide, eher eine Kappa Cygnide.

Zu Hause angekommen, bin ich sofort auf die Terrasse heraus gegangen, hab nach oben geschaut und erst einmal Bauklötze gestaunt. Neben Atair standen 2 helle Sterne, etwa -1mag. Nach der ersten Verwirrung sah ich dann, dass sie sich bewegten, recht langsam und hintereinander auf genau der gleichen Bahn von Südwest nach Nordost, wobei sie allmählich verblassten. Der nächste Blick ging routinemäßig zur Uhr: 00:34 MESZ. Um diese Zeit sind nur sehr hoch fliegende Satelliten noch im Sonnenlicht. Dass die Objekte sich in sehr großer Höhe bewegten, ergab sich auch aus der geringen Winkelgeschwindigkeit. Spontan dachte ich an NOSS-Satelliten, da diese in Paaren (früher sogar in Tripletts) fliegen und bisweilen flaren können. Wie sich dann am Sonntag herausstellte, hatten andere Beobachter die Objekte sogar fotografiert und sich um Klärung bemüht. Es war tatsächlich ein NOSS-Paar gewesen. Ein Blick bei Heavens Above zeigte mir, dass dieser Überflug für Bonn mit einer Helligkeit von 3.5mag angekündigt war; es hatte sich also um recht beachtliche Flares gehandelt.
Obwohl ich noch eine gute halbe Stunde auf der Terrasse blieb, zeigte sich lediglich noch ein weiteres Meteor. Übrigens konnte man selbst hier mitten in der City die Milchstraße erkennen.

Bereits um kurz vor 5 Uhr klingelte der Wecker wieder, weil ich mir die Konstellation Venus – Mond- Jupiter anschauen wollte.
Praktischerweise ging das vom Schlafzimmer-Fenster aus. Die 3 boten in der tiefblauen Dämmerung einen prachtvollen Anblick. Weniger prachtvoll war das Fotografieren, denn das Streulicht einer Straßenlaterne, welche fast genau in Sichtrichtung stand, störte gewaltig. Ich musste also warten, bis die Dämmerung heller werden würde. Plötzlich fiel mir ein, dass kommende Woche eine Morgensichtbarkeit des Merkur beginnen sollte. Um diese Jahreszeit ist das für mich günstig, weil Merkur dann genau dort steht, wo ich dank einer gegenüberliegenden Seitenstraße bis ziemlich weit zum Horizont hinunter schauen kann. Ein Blick mit dem Fernglas – da war er schon, gerade über ein Hausdach getreten. Das nachstehende Foto habe ich etwas später aufgenommen.

Merkur in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:28 MESZ)
Abb. 3: Merkur in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:28 MESZ)

Alle Bemühungen, den noch relativ lichtschwachen (etwa +0.3mag) Planeten auch mit bloßem Auge zu erspähen, waren vergeblich. Inzwischen war es so hell geworden, dass die Lichtreflexe der Natriumdampflampe beim Fotografieren der anderen Planeten nicht mehr so stören sollten.

Mond, Jupiter und Aldebaran in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:31 MESZ)
Abb. 4: Mond, Jupiter und Aldebaran in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:31 MESZ)

Venus, Mond und Jupiter in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:43 MESZ)
Abb. 5: Venus, Mond und Jupiter in der Morgendämmerung (12.08.2012, 05:43 MESZ)

Ich hatte die ganze Zeit dünn bekleidet am offenen Fenster in der kühlen Morgenluft gestanden; entsprechend war ich jetzt recht munter und schaute noch etwas weiter. Inzwischen war die bürgerliche Dämmerung erreicht, welche mit einem ganz netten Purpurlicht aufwartete.

Purpurlicht (12.08.2012, 05:56 MESZ)
Abb. 6: Purpurlicht (12.08.2012, 05:56 MESZ)

Erstaunlichweise war Jupiter immer noch mühelos mit bloßem Auge zu sehen. Ich beschloss, weiter zu beobachten. Der Sonnenaufgang (den ich allerdings von meinem Fenster aus nicht sehen würde), war unter Berücksichtigung der Refraktion um 06:15 MESZ zu erwarten.

Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:04 MESZ)
Abb. 7: Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:04 MESZ)

Ein durch vorwärts gestreutes Sonnenlicht gleißend heller Kondensstreifen fesselte jetzt für einige Minuten meine Aufmerksamkeit:

Wolken und Kondensstreifen über dem Sonnenaufgangspunkt (12.08.2012, 06:22 MESZ)
Abb. 8: Wolken und Kondensstreifen über dem Sonnenaufgangspunkt (12.08.2012, 06:22 MESZ)

Als ich obiges Foto aufnahm, war der Sonnenaufgang mit Sicherheit erfolgt – und immer noch war Jupiter als blasser Punkt mit bloßem Auge sichtbar. Ich wartete noch ein paar Minuten – Jupiter blieb. Natürlich halfen sowohl der Mond als Wegweiser als auch die große Horizonthöhe des Planeten und der extrem klare Himmel. Aber dass Jupiter so einfach mit bloßem Auge am Taghimmel sichtbar ist, hätte ich nie für möglich gehalten.

Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:27 MESZ)
Abb. 9: Mond und Jupiter (12.08.2012, 06:27 MESZ)

Nun forderte die Müdigkeit doch ihren Tribut. Als ich gegen 12 Uhr wieder wach wurde, ging es sofort auf die Terrasse. Ich wollte testen, ob Jupiter auch jetzt noch zu sehen sein würde. Doch dieses Unterfangen erwies sich als aussichtslos, weil sich der Himmel inzwischen mit Zirren überzogen hatte. Aber immerhin bot diese Bewölkungssituation Chancen auf Halos. Es dauerte aber noch ein paar Stunden, bis ich gegen 16:30 auf der Fähre von Königswinter nach Mehlem das Segment eines 22°-Halos sichtete. Da ich zu diesem Zeitpunkt die Kamera nicht dabei hatte, musste ich mich mit einem Handy-Foto begnügen, welches ich auf Twitpic hochlud. Als sich 2 Stunden später dann beide Nebensonnen zeigten, war ich wieder vollständig ausgerüstet.

Abb. 10: Linke und rechte Nebensonne (12.08.2012, 18:24 MESZ)
Abb. 10: Linke und rechte Nebensonne (12.08.2012, 18:24 MESZ)

Die Verursacher des Schauspiels waren selber auch recht fotogen:

Zirren über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 18:27 MESZ)
Abb. 11: Zirren über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 18:27 MESZ)

Eine halbe Stunde später erbrachte ein weitere Kontrollblick auch den bereits erwarteten Zirkumzenitalbogen.

Zirkumzenitalbogen (12.08.2012, 19:06 MESZ)
Abb. 12: Zirkumzenitalbogen (12.08.2012, 19:06 MESZ)

Angesichts der Bewölkungsstruktur war mit einem prächtigen Abendrot zu rechnen – und auch in dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht.

Abendrot über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 21:06 MESZ)
Abb. 13: Abendrot über der Bonner Südstadt (12.08.2012, 21:06 MESZ)

Eine weitere Stunde verging, bis sich das Dreigestirn Saturn, Mars und Spika am Dämmerungshimmel über den Gründerzeithäusern zeigte. Aufgrund des „verzirrten“ Himmels war der Anblick mit bloßem Auge sehr bescheiden. Aber immerhin, ich habe mal wieder alle 5 Planeten an einem Tag gesehen.

Saturn, Mars und Spika (12.08.2012, 22:03 MESZ)
Abb. 14: (von oben) Saturn, Mars und Spika (12.08.2012, 22:03 MESZ)

Damit endete denn auch ein wahrhaft himmlisches Wochenende. [Stefan Krause]

Perseiden über dem Bonner-Sterne-Land

Dank klaren Himmels konnten vergangene Nacht zahlreiche Meteore (Sternschnuppen) im Bonner-Sterne-Land beobachtet werden. In den Morgenstunden nahm die Aktivität des Perseiden-Meteorstroms erwartungsgemäß zu, da der Radiant im Sternbild Perseus im Laufe der Nacht an Höhe über dem Horizont gewann. Die fotografische Beobachtung machte ich mit einer Canon EOS 400D bei 11mm Objektivbrennweite, Blende 2.8 und 1600 ASA. Je Aufnahme wurde 10 Sekunden belichtet.So entstanden in dieser Nacht etwa 1400 Bilder. Die hellsten Meteore, die auf den Chip gebannt werden konnten, sind hier angefügt. Bei allen Fotos handelt es sich um Ausschnittvergrößerungen. [Wilfried Bongartz]