Archiv für den Monat September 2012

50 Jahre ESO: eine Ausstellung, mehrere Orte (hier Hamburg, bald auch Bochum und Gifhorn)

„AWESOME UNIVERSE“ heißt eine große Ausstellung von Weltraum- und Teleskop-Bildern, die in vielfacher Ausfertigung in etlichen Ländern gezeigt wird: Da nur die Bilder gratis waren, die mehrere tausend Euro teure Produktion der Tafeln aber vom Gastgeber bezahlt werden musste, hält sich die Zahl der Schauplätze insgesamt in Grenzen. In Deutschland wird sie ab dem 5. Oktober in Gifhorn und – dem KBA-Land am nächsten – im Planetarium Bochum zu sehen sein, wo es vor Vormittag eine spezielle Eröffnung mit Live-Link auf den Cerro Paranal [NACHTRAG: der auch online verfolgt werden kann] und Abends auch noch Besuch von der ESO selbst geben wird. Und bereits seit einer Woche steht sie in Hamburg Open-Air in der Fußgängerzone „Überseeboulevard“ in der HafenCity, wo sie dieser Blogger heute im Rahmen einer Astronomie-Konferenz-Reise kurz in Augenschein nehmen konnte [NACHTRAG: ein 3-Minuten-Werbefilm, auch hier]. Weitere Hamburg-Berichte finden sich auch hier (Besuch und Party in Bergedorf), hier, hier, hier (Berichte von der AG-Tagung) und hier (von der Tagung des AG-AK Astronomiegeschichte).

Erster Festvortrag der Kölner Volkssternwarte

Am Abend vor der großen Kran-Aktion, bei der an der Volkssternwarte Köln die alte Teleskopsäule durch eine schwerere Montierung für das neue 60-Zentimeter-Fernrohr ausgetauscht wurde, fand der erste Festvortrag anlässlich des 50. Geburtstags der „Dachsternwarte“ statt. 1962 wurde die Sternwartenkuppel in Köln-Sülz fertiggestellt und seitdem beobachten hier die Kölner Sternfreunde vom Dach des Schillergymnasiums.

Für den ersten Vortrag am Dienstagabend konnten sie den deutschen Astronauten Reinhold Ewald gewinnen, der einen Blick in die nächsten 50. Jahre der (bemannten) Raumfahrt werfen sollte. Ewald besuchte 1997 für drei Wochen die Raumstation MIR und ist heute in Paris als Berater für den Kabinettchef des ESA-Generaldirektors tätig. Zu Auszeichnungen wie der russischen Tapferkeitsmedaille (für seine Tätigkeit als „Feuerwehrmann“ auf der Raumstation) und der Ehrenmitgliedschaft des Karate-Dojo seiner Heimatstadt Mönchengladbach, wurde der 55-jährige zu Beginn des Abends von Hermann-Michael Hahn (frisch mit dem Bürgel-Preis ausgezeichnet) als Ehrenmitglied der Kölner Volkssternwarte ernannt.

Ewald spannte den Bogen von Jules Vernes Visionen einer Mondreise …

… über die Raumfahrt-Anfänge mit Sputnik und Gagarin vor gut 50 Jahren bis zu „Europas Tradition der Erforschung der Welt“, an dessen Ende die Huygens- und Rosetta-Missionen genannt wurden. Zwischendurch hörte man auch kurze Geschichten zu seiner Kindheit, wo natürlich Clarkes Klassiker „2001“ und ein damals 12-jähriger bei der Landung von Apollo 11 auftauchte, und Jugend, in der die astronomischen Bücher von Isaac Asimov und ein deutsches Raumschiff sein Interesse weckten.

Um die aktuelle Lage der Raumfahrt, einzelne Hauptpunkte der europäischen Raumfahrt sowie die heutige Aufteilung des Budgetkuchens der ESA ging es im Hauptteil, und dennoch war es ein durchaus kurzweiliger Vortrag. So wurde auch die ein oder andere Aufnahme des ISS-Astronauten André Kuipers, der angeblich 500.000 Fotos auf der Raumstation gemacht hat, gezeigt. Hier war Ewald jedenfalls in seinem Element, denn der Astronaut liebt es, Ausschnitte der ISS zu erklären.

Die titelgebenden „zweiten 50 Jahre der Raumfahrt“ klangen leider nur kurz am Ende an, angesprochen wurden u.a. lediglich die bekannten NASA-Pläne an, aber ansonsten umschiffte er irgendwelche kühnen Aussichten gekonnt mit Mark Twain, der schon zum zweiten Mal an diesem Abend zu Wort kam: „Prognosen sind äußerst schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“. Oder um es mit Willy Brandt zu sagen: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten“.

Vor einer wunderbaren ISS-Strichspuraufnahme wurden abschließend bis kurz vor 10 noch Fragen beantwortet.

[Nico Schmidt]

Polarlichtnacht in Island

Zurück von der Rundreise durch Island, habe ich nun einige Bilder der Nacht vom 12. September bearbeitet.
Die Reihenfolge der Fotos zeigt die Veränderung der Polarlichtstrukturen im Verlauf dieser wundervollen Nacht. Die Nordlichter waren visuell nicht so deutlich auszumachen wie es auf den Bildern zu sehen ist. Insbesondere die rötlichen Anteile konnten nur zeitweise wahrgenommen werden.
Durch anklicken der Bilder wird die Gallerie geöffnet.
[Wilfried Bongartz]

10 Impressionen zum 65. Planetenseminar

Klein aber fein (rund 15 Sternfreunde) war die diesjährige Sommerausgabe des Planetenseminars der Volkssternwarte Bonn (VSB) am vergangenen Samstag. Bereits zum 65. Mal fand die Vortragsreihe statt, doch leider zum ersten Mal ohne den im Februar verstorbenen Helmut Burghardt. Hauptsächlich beeinhaltete der Rückblick auf die Planetensaison 2011/2012 das Jahrhundertereignis Venustransit von Anfang Juni und die ringförmige Sonnenfinsternis vom Mai, aber nicht weniger interessante Beiträge gab es zur Konjunktionsfotografie, preiswerter Meteordetektion und Planetenfotografie bzw. -videografie und zum Abschluss wurde in einem Spontanvortrag noch mit dem 2012-Weltuntergangs-Hype aufgeräumt.

Zusätzlich konnte man nebenbei noch drei neue Astro-Termine aufschnappen: Einweihung des neuen CLT (Cologne Large Telescope, 60cm Durchmesser) der Volkssternwarte Köln (29. September), Astrotainment auf einer Kabarettbühne in Bonn (19. November) und eine Weltuntergangs-Party mit Überraschungen im Bochumer Planetarium (21. Dezember).

Um halb 3 ging’s mit einem Rückblick über die letzten Monate los. Es waren Fotos der diesjährigen Show an Leuchtenden Nachtwolken (NLC) und des kosmischen Drei– bzw. Vierecks in der Abenddämmerung zu sehen. Und nach einem Pretty-Picture-Best-Of des Venusdurchgangs (darunter sogar eine Zeichnung) folgten persönliche Eindrücke der Ausflügler, die nach Rügen und Rhodos aufgebrochen waren und nun ihre Ausbeute vorstellten.

Abfotografiertes Livebild auf dem Hotelbalkon auf Rhodos.

Nach den Transit-Fotoberichten erzählte Daniel Fischer noch über seine Detektivarbeit, in der die Frage geklärt werden soll, ob der Russe Lomonossow beim Transit von 1761 tatsächlich die Venusatmosphäre entdeckt hat. Vielleicht ist die eindeutige Beobachtung des Atmosphärenrings auch eher einem Hobbyastronomen namens Silberschlag zuzuschreiben?

Bei Tobias Kampschulte ging’s um die Japan-Reise zur ringförmigen Sonnenfinsternis.

Um 4 folgte erstmal die große Grillpause, leider ohne sonniges Beobachtungswetter. Überrascht wurden wir noch kurz von einem Vater mit seinen zwei Kids, die auf ihrer Geocaching-Sightseeing-Tour auch an Argelanders Alter Sternwarte vorbeikamen.

So muss es sein. An Grillgut und Salaten wurde reichlich getischt (der mitgebrachte Kuchen wurde kurzerhand zur Geburtstagstorte zum 40. VSB-Geburtstag) und der Hund eines Besuchers lag brav im Gras.

Um Punkt 6 ging’s schließlich weiter im Programm. Als nächstes zeigte Freddy Dorst nicht nur Fotos seines Ausflugs zum Grand Canyon wegen der ringförmigen Sonnenfinsternis, sondern präsentierte auch Planetenkonjunktionen dicht neben der Sonne. Auf den nachbearbeiteten Bildern war Jupiter nur 30 Bogenminuten vom Sonnenrand entfernt zu sehen und der abgelichtete Merkur hatte sogar nur 15 Bogenminuten Abstand vom Sonnenrand.

Ein kleiner DVBT-USB-Stick als Empfänger macht’s möglich. Hobby-Radioastronom Wilhelm Hombach berichtete über preisgünstige Meteordetektion mit Investitionen von 40 Euro.

Und im abschließenden Spontanvortrag von Daniel Fischer ging’s um die plakative Panikmache zum Weltuntergang nach dem Maya-Kalender …

… und die eigentliche Aussage hinter den alten Maya-Überlieferungen. Gewissermaßen der Stein des Anstoßes der ganzen 2012-Weltuntergangs-Hysterie ist ein nur lückenhaft erhaltenes Artefakt, doch was steht da eigentlich genau zum Ende des Maya-Kalenders?

[Nico Schmidt]

Sternennacht in Island

Während der Rundreise durch Island hatten Stefan Krause und meine Wenigkeit das Glück eine wolkenfreie, unvergessliche Sternennacht zu erleben. Da hier keine Lichtverschmutzung die Sicht trübt, zeigte das Milchstrassenband einen prächtigen Anblick. Ab etwa 22:30 Uhr UT wurde über dem Nordhorizont ein diffus leuchtendes Band sichtbar, dass sich bald zu einem grünroten Polarlicht entwickelte. Insgesamt drei Helligkeitsausbrüche waren bis 2:00 Uhr zu beobachten. Die Bilder nahm ich mit einer Spiegelreflexkamera ( EOS 550D) bei Blende 2.8, 11-16mm Brennweite auf. [Wilfried Bongartz]

15.09.: Planetenseminar der Volkssternwarte Bonn

Am kommenden Samstag den 15. September öffnet ab 14 Uhr die Volkssternwarte Bonn ihre Türen zum 65. Planetenseminar. Die Vortragsthemen reichen von Planetenbeobachtungen bis zur ringförmigen Sonnenfinsternis im Mai, natürlich steht auch ein großer Rückblick zum letzten Venustransit dieses Jahrhunderts auf dem Programm. Hier werden KBA- bzw. VSB-Sternfreunde von ihren Ausflügen nach Rügen und Rhodos berichten. Neben den Vorträgen wird auch das traditionelle Grillen nicht fehlen und bei sonnigem Wetter werden natürlich auch Teleskope für Sonnen- oder Venusbeobachtung aufgebaut sein. Die bisherige Programmübersicht ist hier als PDF verfügbar. Die Volkssternwarte, die im Oktober 40 Jahre alt wird, freut sich auf euch. [Nico Schmidt]

Toskanischer Abschied wieder mit Himmelsshow

Wie schon bei der Ankunft im toskanischen Ex-Dörfchen Pentolina – heute eine Ferienanlage – südwestlich von Siena vor sechs Tagen gab es auch am letzten Abend heute eine scnöne Himmelsshow (dazwischen war das Wetter nicht astroförderlich gewesen und hatte sich erst an den letzten 2 Tagen gebessert): hier der Sonnenuntergang vom Zimmerfenster aus, über der toskanischen Hügellandschaft inklusiver dampfender Geothermie-Kraftwerke …

… das Sommerdreieck von vor der Wohnung aus (50 Sekunden mit ISO 1600 und Blende 2.8) …

… Capella & Co. über der Anlage (15 Sekunden mit ISO 800) …

… nochmal das Sommerdreieck, jetzt etwas abseits der Anlage (60 Sekunden mit ISO 1600) ….

… der untergehende Schütze (die Transparenz ließ leider zu wünschen übrig) …

… und der Aufgang erst des Mondes im letzten Viertel, der schon nahe an den Jupiter heran gekommen war. Alles von Mauern und Felsen als „Natur-Stativen“ aus aufgenommen, bei warmen Temperaturen und umgeben von zirpenden Grillen und duftenden Gewürzpflanzen. Hach … [Daniel Fischer]

Rückblick auf die NLC-Saison 2012 in Bonn

Die NLC-Saison 2012 war mit 6 beobachteten Displays etwa ergiebiger als die beiden vorangegangenen Jahre (3 bzw. 4 Displays). Ich selber war zwar nur dreimal erfolgreich, doch zum Glück bin ich anders als noch 2010 nicht mehr der einzige im Bonner Raum, der NLCs beobachtet. Seit 2011 halten auch Anja Hoff und Wilfried Bongartz regelmäßig nach Leuchtenden Nachtwolken Ausschau.
Unter optimalen Bedingungen (stets klarer Himmel und natürlich permanente Beobachtung) hätte man 2012 im Bonner Raum noch einige Male mehr NLCs nachweisen können. Schaut Euch dazu habe bitte meine Tabelle unter http://www.leuchtende-nachtwolken.info/nlc_bonn2012.htm an.
Viele NLC-Displays, insbesondere gegen Ende der Saison, wurden, wie in der rechten Spalte deutlich wird, nur im Norden Deutschlands in geringer Horizontnähe gesichtet; in Bonn hätte man dann keine Chance gehabt. Andererseits gab es zumindest noch 3 zusätzliche Nächte, wo NLCs bei uns mit Sicherheit beobachtbar gewesen wären. In 3 weiteren Nächten hätten zumindest recht gute Aussichten bestanden.

Hier sind die Links zu allen Bonner NLC Beobachtungen 2012 mit Fotos und z.T. Links zu Videos:
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9556 (09.06.12, Anja Hoff)
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9574&start=21 (16.06.12, Anja Hoff)
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9578&start=33 (17.06.12, Wilfried Bongartz)
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?p=44319#44319 (24.06.12, Stefan Krause)
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?p=44425#44425 (26.06.12, Stefan Krause)
http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?p=44618#44618 (01.07.12, Stefan Krause)

Die Fotos für nachstehende Animation habe ich am Abend des 26.06.2012 in der Bonner City aufgenommen:

Eine Rückblick auf den Verlauf der Saison im gesamten deutschsprachigen Raum finder Ihr unter http://www.meteoros.de/php/viewtopic.php?t=9824 .

Schließlich möchte ich Euch noch kurz auf meine Infoseite zu den NLCs aufmerksam machen, wo Ihr neben zahlreichen Bonner NLC-Fotos aus den vergangenen 4 Jahren auch eine kurze Einführung in die Thematik findet. [Stefan Krause]

Bunte Haloerscheinung am Nachmittag

Dank ausgeprägter Cirruswolken zeigte sich heute um ca. 18.15 Uhr ein ausgeprägter Zirkumzenitalbogen über Swisttal. Das ungewöhnliche dieser Erscheinung war, das die Federwolken der Krümmung des bunten Bogens folgten, wodurch ein fast unwirklicher Eindruck entstand, so als wenn wenige Wolkenstreifen bunt eingefärbt gewesen wären. Die Sonne befand sich unterhalb des Bildes. [Wilfried Bongartz]

Crepuskularstrahlen bei Meckenheim am 19.08.2012

19:39 MESZ

19:41 MESZ

Wie die Fotos von Stefan Krause zeigen, waren am frühen Abend des 19. August über Bonn eindrucksvolle Wolkenstrahlen zu sehen. Ein paar Kilometer weiter südlich bei Meckenheim konnte ich das sehenswerte Schauspiel aus Licht und Schatten ebenfalls – nur rund 10 Minuten früher – mit der Kamera festhalten. [Nico Schmidt]