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PANSTARRS extrem – schlechter geht’s nicht :-)

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21:50 MESZ, 10.4° Kometenhöhe, nahe Ende astronomische Dämmerung, 6 Sekunden mit Blende 3.4 bei ISO 800 und 90 mm KB-Äquivalent-Brennweite (alle Bilder zeigen nur Ausschnitte)

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21:59 MESZ, 9.4°, Ende astronomische Dämmerung, 5 s bei 3.8, ISO 800, 184 mm

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22:20 MESZ, 7.6°, „Nacht“, 6 s bei 3.6, ISO 400, 137 mm

Sechs Tage nach der letzten Sichtung war 1. der Mond vom Abendhimmel verschwunden, 2. der Komet auf 3.-4. Größe gesunken und 3. immer näher an M 31 heran gekrochen – aber dieser Blogger heute in Witten zwar am Südrand des Ruhrgebiets doch mit dem Kometen-Azimut direkt in Richtung des Zentrums der Drittelmillionenstadt Bochum (364’000 Ew., im oberen Bild Teile der Ruhr-Universität am Bildrand). Auf Anblicke wie hier, hier oder hier brauchte man da natürlich nicht zu hoffen – aber am Ende (die beste Zeit war gegen Ende der astronomischen Dämmerung) ließen sich mit einem 10×50-Feldstecher und auch der Kamera wenigstens die Innenbereiche von Galaxie (oben) und Komet (unten rechts) schwach aber dank bestimmter Sternmuster eindeutig aus der Suppe fischen. Aufgeben gilt nicht … [Daniel Fischer. NACHTRAG: als ultimatives Kontrastprogramm unten genau dasselbe Motiv, aber nun von Star-Kometograph Michael Jäger in den Alpen aufgenommen …]

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Vollmond oder Game Over? PANSTARRS nur noch ein Schatten seiner selbst …

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Eine Woche nach den Königswinterer Beobachtungen vom 18. März und 19. März („PANSTARRS ein – leichtes – Objekt für’s bloße Auge“) konnte dieser Blogger den Kometen erstmals wieder an genau demselben Platz sichten: zwar noch ein relativ einfaches Feldstecher-Objekt, aber jetzt arg verblasst – und nicht nur die Koma, die jetzt auf typischerweise 2.8 mag. geschätzt wird [NACHTRAG: oder sind’s eher 3.5 mag.?], sondern leider auch der Staubschweif. Hier auch wieder Bilder mit 5 Sekunden bei Blende 5.2 und ISO 1600 mit 627 mm KB-Äquivalent-Brennweite, mit PANSTARRS in 11° Höhe und 12° Sonnendepression. Ob der zu 99.5% beleuchtete Mond in 152.4° Abstand (1/200 Sekunde bei Blende 5.2 und ISO 100 mit 735 mm Äquivalent-Brennweite) eine – zusätzliche – Rolle bei der Kontrastverschlechterung spielte, wird sich ab in zwei Tagen zeigen, wenn er während des nach wie vor kurzen abendlichen PANSTARRS-Fensters noch gar nicht aufgegangen ist. Und was aus PANSTARRS wohl geworden sein mag, wenn sich am 7. April auch ein mondfreies Morgenfenster öffnet, mit dem Kometen dann 17° hoch am Himmel vor Beginn der Dämmerung …? [Daniel Fischer]

Mach das Meiste aus Deinem Kometenschweif!

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Nachdem vorgestern mitten in Bonn eine beachtliche Aufnahme von PANSTARRS‘ Staubschweif gelang, hier ein „Kurzlehrgang“ zur weiteren Verarbeitung, der heute Morgen vom österreischen Kometen-Star-Fotografen Michael Jäger eintraf – der die zur Zeit wohl besten PANSTARRS-Schweife der Welt abliefert. Oben ein Summenbild aus 13 Aufnahmen mit einem 4″-Newton f/2.9 und einer FLI 8300 mit 11 x 70 und 2 x 90 Sekunden Belichtung vom Abend des 19. März, das bereits die vom STEREO-Satelliten bekannten Strahlen im Staubschweif zeigt. In der Mitte wurde dies mit dem unter Kometenfans seit einem Vierteljahrhundert populären Larson-Sekanina-Algorithmus alias Rotational Shift-Differencing behandelt: Das Bild wird ein wenig um den Kometenkopf rotiert und von sich selbst abgezogen, so dass radiale Strukturen verstärkt und die diffusen Schweifteile unterdrückt werden. Die lästigen Negativ-Sterne werden dann entfernt und Original und LS-Bild zum Endresultat unten vereinigt, das man durch Anklicken auch in voller Pracht genießen kann. PANSTARRS steigt jetzt immer weiter – wenn auch immer langsamer – aus der Abenddämmerung, in der er ab dem 28. März auch wieder ohne Mond steht, und etwa ab dem 3. April auch beim Ende der astronomischen Dämmerung noch 10° hoch: Für „echte“ Astrofotografen hat jetzt die beste Zeit begonnen, auch wenn die Koma langsam verblasst. [Daniel Fischer]

PANSTARRS nun auch in Königswinter angekommen

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Dieser Blogger musste erst zum Kometen reisen, bevor sich dieser zwei Tage später – heute von 19:35 bis 20:05 MEZ – auch einmal vor seiner Haustür blicken ließ, bzw. in Richtung einer Stichstraße, die exakt den richtigen Azimut 283° hatte: Bilder von 19:39, 19:45 und 19:55 MEZ mit dem Kometen 9 bzw. 8 bzw. 7 Grad hoch und der Sonne 10 bzw. 11 bzw. 12 1/2 Grad unter dem Horizont. Diese scheinbar geringen Unterschiede wirkten sich doch erheblich auf die Sicht- und Fotografierbarkeit aus, das ewige Rennen zwischen sich vertiefender Dämmerung (hier am Übergang von nautischer zu astronomischer) und zunehmender Extinktion. Die Belichtungszeiten hier betrugen 1, 2.5 und 4 Sekunden; die Erdrotation macht sich jenseits von der Sekunde zwar schon bemerkbar, dafür wird der Schweif besser durch gezeichnet.

Im Feldstecher – mit bloßen Auge war PANSTARRS auf die Schnelle nicht sicher zu erwischen – wie für die hier eingesetzte „Bridge-Kamera“ mit langem optischem Zoom war das Bild gegen 19:45 MEZ am besten, also unmittelbar vor Ende der nautischen Dämmerung: In diesem Album gibt es gleich 16 Bilder mit allen technischen Daten. Verglichen mit der Beobachtung aus dem Flugzeug war der Anblick im Feldstecher – und es wurde jetzt ein 11×70 statt des 10×50 an Bord eingesetzt – erheblich flauer als das prächtige Bild in der Luft, dafür ließ sich der Komet aber am Boden dramatisch besser fotografieren. Und das von einem ultraleichten €20-Stativ aus einem Kaufhaus … [Daniel Fischer]

PANSTARRS über Deutschland: Es geht los!

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Jedenfalls theoretisch, denn ab dem 6. März steht der sehnlich erwartete Komet, der bereits heller als 2.0 mag. geworden ist, erstmals nach Sonnenuntergang noch über dem Horizont – für 50° nördliche Breite, was für den Köln-Bonn-Königswinteraner und relativ gut auch für den gesamten deutschen Sprachraum gilt. Dieses Diagramm ergänzt die Tabelle in diesem Artikel und basiert auf einer präziseren Version dieser Tabelle: Als aufeinder getürmte Säulen dargestellt ist für jeden der 15 Tage vom 6. bis 20. März, wie lang der Komet jeweils in der bürgerlichen (0 bis 6 Grad Sonnendepression; weiß), nautischen (6 bis 12 Grad Sonnendepression; einfach schraffiert) und astronomischen Dämmerung (12 bis 18 Grad Sonnendepression; doppelt schraffiert) sowie in der Nacht (schwarz) über dem abendlichen Westhorzont steht; die Gradzahlen nennen die Kometenhöhe bei den Übergängen zwischen den Dämmerungsphasen. Ob und wann sich der Komet jeweils für das bloße Auge, optische Hilfsmittel und/oder Kameras – evtl. mit speziellen Filtern – aus der Dämmerung schält, wird man sehen; zu beachten ist auch, dass seine Helligkeit gegen Ende des dargestellten Zeitraums schon deutlich zurück gehen dürfte, während der Mond am 17. März einen Beleuchtungsgrad von 30% überschreitet und zu stören beginnen könnte, auch wenn sein Winkelabstand vom Kometen von 50° auf 80° ansteigt. [Daniel Fischer. NACHTRAG: das Diagramm jetzt auch in schöner …]

Kometenwoche in Bonn

04_00 Mitte März besteht die seltene Gelegenheit, in Mitteleuropa einen recht hellen Schweifstern zu beobachten. Der bereits im Juni 2011 entdeckte Komet Panstarrs (C/2011 L4) wird jedoch horizontnah in der Dämmerung in Erscheinung treten (mehr dazu) und somit möglicherweise nicht ganz einfach zu sehen sein. Die Amateurastronomen unserer Region bieten daher mehrere öffentliche Beobachtungen sowie einen einführenden Vortrag an. Diese Aktionen werden hier unter der Bezeichnung „Kometenwoche in Bonn“ zusammen gefasst.

Montag, 11.03.2013: Vortrag „2013 – Das Jahr der Kometen“
Veranstaltungsort: Altes Refraktorium (Sitz der Volkssternwarte Bonn e.V.), Poppelsdorfer Allee 47, 53115 Bonn.
Beginn: 18:30 Uhr; Ende: 19:30 Uhr
Die Teilnahme ist kostenfrei
Auf Grund begrenzter Sitzplatzkapazität wird eine Anmeldung unter bongartz@volkssternwarte-bonn.de erbeten.
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Mittwoch, 13.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Wiese vor dem Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:00 Uhr; Ende: ca. 20:30 Uhr. Findet nur bei halbwegs klarem Himmel statt!
An diesem Abend steht die Mondsichel in der Nähe des Kometen und mit etwas Glück sogar in seinem Schweif – ein sehr seltenes Ereignis.
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Freitag, 15.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Bonner Sternenhimmel in der Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Samstag, 16.03.2013:
Anlässlich des bundesweiten „Tags der Astronomie“ (s. http://www.astronomietag.de/ werden heute drei Veranstaltungen angeboten.

1) Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 16:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Bonner Sternenhimmel in der Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

2) Sternstunden über der Heide
Veranstaltungsort: Husarenstraße (am Freibad), 53757 St. Augustin
Teilnahmegebühr: Erwachsene EUR 6,-, Kinder EUR 3,-
Anmeldung erforderlich unter umweltbuero@sankt-augustin.de
Beginn: 19:00 Uhr, Ende offen
Veranstalter: Umweltbüro der Stadt St. Augustin in Kooperation mit dem Köln-Bonner Astrotreff (KBA)
Weitere Infos

3) Öffentliche Beobachtung in Bad Honnef
Auf Grund ungünstiger Wetterprognosen abgesagt

Sonntag, 17.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bad Honnef
Auf Grund ungünstiger Wetterprognosen abgesagt

Montag, 18.03.2013: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Veranstaltungsort: Wiese vor dem Argelander Institut für Astronomie, Auf dem Hügel 71, 53121 Bonn-Endenich
Die Teilnahme ist kostenfrei
Beginn: 19:30 Uhr; Ende: ca. 21:00 Uhr. Findet nur bei halbwegs klarem Himmel statt!
Veranstalter: Volkssternwarte Bonn e.V.
Weitere Infos

Informationen zu Komet Panstarrs finden Sie im Internet auch unter www.kometen.info/ und www.komet-panstarrs.de/.

Komet PANSTARRS weiter im Anmarsch

Auch wenn man bis heute nicht sicher sein kann, wie hell PANSTARRS C/2011 L4 wirklich werden wird, kann man aber weiter davon ausgehen, dass er wahrscheinlich mit bloßem Auge über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen zu erkennen sein dürfte.

Ich habe die aktuellen Bahndaten in einer Sternenkarte (Stellarium) eingezeichnet. Die Karte selbst ist auf den 5. März datiert, das Datum, an dem PANSTARRS den geringsten Abstand zur Erde (Perigäum) haben wird. Am 10. März wird er den geringsten Abstand zur Sonne haben (Perihelion) und könnte eine Helligkeit von 2 bis 1 aufweisen.

Image
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Bild in groß)

Je mehr Zeit vergeht, desto höher steigt PANSTARRS und desto länger und damit auch später in der Nacht kann man ihn bei immer dunklerem Himmel (Vollmond Ende März!) beobachten. Eine besonders schöne Konstellation ergibt sich am 4. April, wenn er vor M31 (Andromeda) vorbeizieht (wenn auch von Bonn aus nur in einer Höhe von 10° bis 15° über dem Horizont) – bei freier Sicht nach Westen visuell mit dem Feldstecher zu erkennen und ein Schmankerl für Astrofotografen!

[Peter Oden]

Panstarrs, Wilson-Hubbard und die Kometenbeobachtung aus Flugzeugen

Vor einigen Monaten habe ich auf Komet-Panstarrs.de 3 denkbare Szenarien vorgestellt, wie sich Komet Panstarrs entwicklen könnte. Als Vergleichsobjekte habe ich damals die Kometen Bennett (C/1969 Y1), Kohoutek (C/1973 E1) und West (C/1975 V1) aus den 1970er-Jahren präsentiert.
Obwohl Panstarrs aktuell (25.01.2013) mit einer Helligkeit von 7.4 mag immer noch auf dem durch die Ephemeride des MPC vom 30.09.2012 vorgegeben „Kurs“ liegt, sind viele Experten gleichwohl der Meinung, dass er Mitte März nicht heller als 2 bis 3 mag werden wird. Das legt natürlich zunächst den Vergleich mit Komet Kohoutek nahe – aber dieser ist nicht ganz zutreffend. Kohoutek war ein staubarmer Komet, der sich nach dem Perihel mit einem schmalen bis zu etwa 10 Grad langen Gasschweif zeigte. Dagegen ist Panstarrs ein ausgesprochen staubreicher Schweifstern, wie nicht nur aktuelle Fotos, sondern bereits Beobachtungen aus dem Mai(!) 2012 nahelegen. Aus derzeitiger Sicht müssen wir also damit rechnen, dass C/2011 L4 zwar eine eher lichtschwache Koma (und nur auf diese beziehen sich alle Helligkeitsprognosen) aber einen ausgedehnten und kräftigen Staubschweif entwickeln wird. Ein Staubschweif ist generell leuchtstärker als ein Gasschweif, und deshalb ist Kohoutek zumindest momentan kein allzu brauchbares Vergleichsobjekt.

Komet Wilson-Hubbard
Der vermutlichen Entwicklung Panstarrs viel ähnlicher ist ein anderer, heute weitgehend in Vergessenheit geratener Komet der 1960er-Jahre: C/1961 O1 (Wilson-Hubbard). In einschlägigen Tabellen wird er als Objekt der 3. Größenklasse geführt, also ähnlich hell (oder schwach) wie vor einigen Jahren 153P/Ikeya-Zhang oder C/2004 Q2 (Machholz). Doch Wilson-Hubbard war ein anderes Kaliber als die beiden letztgenannten, denn er entwickelte einen über 20 Grad langen und im vorderen Teil flächenhellen Schweif. Dieser führte auch zu seiner überraschenden Entdeckung. Stewart Wilson, Navigator eines PanAm-Fluges, entdeckte ihn am 23.07.1961 während eines Linienfluges von Honolulu (Hawaii) nach Portland (Oregon). Wie sich später herausstellte, hatte ihn die Stewardess Anna Ras bereits 9 Stunden früher auf einem SAA-Flug über der Sahara gesichtet. Nach Wilsons Beobachtung gingen zahlreiche weitere Entdeckungsmeldungen ein, von denen mindestens 3 weitere aus Flugzeugen erfolgten. Auf dem Erdboden wurde er u.a. am McDonald Observatory in Texas von dem Berufsastronomen William Hubbard gesichtet. Noch in den 1940er-Jahren hatten Kometen, die fast gleichzeitig von zahlreichen Personen entdeckt worden waren, lediglich informelle Bezeichnungen erhalten wie Großer Südkomet (C/1947 X1) oder Finsterniskomet (C/1948 V1). Mit dieser Tradition wurde erstmals bei dem hellen Kometen C/1957 P1 gebrochen, welcher nach Antonín Mrkos benannt wurde, obwohl mehrere Personen ihn bereits einige Tage vor dem tschechischen Kometenjäger beobachtet hatten. Bei C/1961 O1 wurden immerhin zwei der Entdecker berücksichtigt, und er erhielt den Namen Wilson-Hubbard.
Die ersten Positionsbestimmungen des neuen Kometen waren recht ungenau, sodass seine Bahn erst im August berechnet werden konnte. Wie sich herausstellte, hatte er bereits 6 Tage vor seiner Entdeckung in nur 0.04 AE Entfernung von der Sonne sein Perihel passiert – Wilson-Hubbard war also ein „Sunskirter“.

Am 25.07.1961 hatte der Schweif des Kometen eine Länge von 25° erreicht. Aufnahmen, die mit Filtern angefertigt wurden, belegten, dass es sich um einen Staubschweif handelte; zudem wurde ein 1.5° langer Gegenschweif beobachtet. Während der Kopf des Kometen sehr unscheinbar war, konzentrierte sich die größte Helligkeit im vorderen Teil des nahezu geraden und recht schmalen Schweifes. Nach dem 25.07.61 gingen Helligkeit und Schweiflänge rasch zurück, ab dem 9. August war er mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar. Tatsächlich betrug die absolute Helligkeit von Wilson-Hubbard nur etwa 9 mag. Dass er dennoch für einige Tage eine eindrucksvolle Erscheinung bot, war allein seiner engen Sonnenpassage zu verdanken, welche zur Freisetzung großer Staubmengen geführt hatte.

Steckbrief des Kometen Wilson-Hubbard
Entdeckung: 23.07.1961
Perihel: 17.07.1961, 0.04 AE
Erdnähe: 14.08.1961, 0.79 AE
Neigung der Bahn zur Erdbahn: 24 Grad
Umlaufszeit um die Sonne: unbekannt
Mit bloßem Auge sichtbar: 23.07. – 08.08.1961
Max. Helligkeit: 3.0 mag
Max. Schweiflänge: 25°

Vergleich mit Komet Panstarrs
Die Kometen Wilson-Hubbard und Panstarrs haben zunächst wenig Gemeinsamkeiten. Die Lage ihrer Bahnen ist sehr unterschiedlich, Panstarrs Periheldistanz ist wesentlich größer und in der absoluten Helligkeit übertrifft er Wilson-Hubbard bei weitem. Ob letzterer bereits vor dem Perihel eine hohe Staubproduktion aufwies oder ob diese allein das Resultat seines engen Rendevous mit der Sonne war, wissen wir auf Grund der späten Entdeckung nicht. Doch die bei Wilson-Hubbard beobachtete Kombination von lichtschwachem Kopf und lichtstarkem Staubschweif ist genau das, was auf Grund des aktuellen Kenntnisstandes Mitte März 2013 von Panstarrs zu erwarten ist. Da letzterer per se ein kräftiger Staubproduzent zu sein scheint, ist eine so rasche Helligkeitsabnahme nach dem Perihel wie bei Wilson-Hubbard eher nicht zu erwarten. Eine maximale Schweiflänge ähnlich der von C/1961 O1 ist dagegen durchaus möglich. Aufgrund der Bahnlage wird Panstarrs Staubschweif wohl nicht ganz gerade, sondern mehr oder weniger deutlich nach links gekrümmt sein.

Kometenbeobachtung aus dem Flugzeug
So kurios sich die gleich mehrfache Entdeckung von Wilson-Hubbard aus Flugzeugen anhört – sie ist nicht einmalig. Der Komet C/1948 V1 war während der Totalen Sonnenfinsternis am 01.11.1948 entdeckt worden und nur einiger Minuten während und nach der Totalität sichtbar. Der erste, der ihn danach wiederfand, war am 04.11.1948 der Pilot einer Linienmaschine über der Karibik (Merton 1949). Ein anderes Beispiel ist White-Ortiz-Bolleli (C/1970 K1), ein heller Sungrazer der Kreutzgruppe. Einer der zahlreichen Entdecker – nur 3 wurden für die Namengebung berücksichtigt – war der Air France-Pilot Emilio Ortiz, der ihn während eines Langstreckenflugs sichtete. Später ging man gezielt in die Luft, um bereits bekannte Kometen zu beobachten bzw. einem interssierten Publikum zu zeigen. So wurden am 10. und 11.01.1974 in England spezielle Flüge durchgeführt, um Komet Kohoutek (C/1973 E1) zu beobachten. War dieser vom Boden aus mit bloßem Auge kaum noch sichtbar, so war von den Flugzeugen aus mühelos ein 8° langer Schweif auszumachen. 1P/Halley war 1986 Ziel eines niederländischen Beobachtungsfluges.
Ganz offenbar sind Kometen in Flughöhen von 10000 und mehr Metern besser zu beobachten als auf dem Erdboden. Der Grund dafür ist einfach: In Reiseflughöhe hat man nicht nur die Wolken und bodennahen Dunst unter sich, sondern auch etwa 2/3 des Volumens der Edatmosphäre. Aus der dadurch stark verminderten Extinktion ergibt sich eine am Erdboden nicht erreichbare Transparenz der Luft. Dies ist insbesondere bei Kometen, die in der Dämmerung stehen und/oder nicht allzu lichtstark sind, ein ganz erheblicher Vorteil.
Betrachtet man die aktuelle Entwicklung von Komet Panstarrs sowie seine Position in der Dämmerung, so ist die Idee, zu dessen Beobachtung ein Flugzeug zu chartern, durchaus naheliegend.

Quellen: Beyer, Max (1963) Merton, G. (1949) Roemer, Elisabeth (1961) [Stefan Krause]

2013 – Das Jahr der Kometen

„2013 – Das Jahr der Kometen“ ist ein griffiger Slogan, dem sich auch der Autor dieser Zeilen nicht entziehen kann.
Ich habe ihn als Titel für einen Vortrag gewählt, den ich am 20.01.13 beim Bonner Planetenseminar  und am 23.02.13 beim ATH in Hückelhoven halten werde. Die Chancen, dass neben Komet ISON (C/2012 S1) im November/Dezember bereits im März mit Panstarrs (C/2011 L4) ein weiterer Komet mit bloßem Auge zu beobachten sein wird, stehen ausgesprochen gut. Wie hell diese beiden Objekte tatsächlich werden, lässt sich jedoch erst wenige Wochen vor Ihrem Perihel einigermaßen zuverlässig abschätzen. Unser Tipp ist, dass ISON an McNaught (C/2006 P1), den Großen Kometen des Jahres 2007, heranreichen könnte – mit dem Unterschied, dass wir auf der Nordhalbkugel diesmal in der ersten Reihe sitzen. Letzteres gilt auch für Komet Panstarrs, der sich in der Abenddämmerung vielleicht ähnlich wie Lovejoy (C/2011 W3) Ende 2011 präsentieren wird, allerdings mit einem kürzeren Schweif.
Zwei Große Kometen binnen eines Jahres sind sicherlich nicht allzu oft zu beobachten. Es ist aber allein im 20. Jh. dreimal passiert, nämlich 1910 (Januarkomet C/1910 A1 und 1P/Halley), 1957 (Arend-Roland C/1956 R1 und Mrkos C/1957 P1) sowie 1970 (Bennett C/1969 Y1 und White-Ortiz-Bolleli C/1970 K1). Letztgenanntes Jahr brachte mit Tago-Sato-Kosaka (C/1969 T1) und Abe (C/1970 N1) noch zwei schwächere, ebenfalls mit bloßem Auge sichtbare Schweifsterne. 1970 war also in der Tat ein Jahr der Kometen, genauso wie 2004. Zunächst traten im April/Mai fast gleichzeitig die Kometen NEAT (C/2001 Q4) , LINEAR (C/2002 T7) und Bradfield (C/2004 F4) auf, dann folgte zum Jahresende Machholz (C/2004 Q2). Keiner von Ihnen wurde allerdings heller als 2.2 mag. Die beiden letztgenannten waren Anfang 2004 noch gar nicht entdeckt. Es ist also zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls auszuschließen, dass auch 2013 ein kometenreiches Jahr wird. Abgesehen von möglichen Neuentdeckungen sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits zwei weitere Kometen unter Beobachtung, die vielleicht mit bloßem Auge sichtbar werden könnten.

Der erste Kandidat ist C/2012 T5 (Bressi). Er wird sein Perihel am 24.02.2013 durchlaufen. Nach den derzeitigen Ephemeriden könnte er dann mit einer Helligkeit von etwa 7mag ein Feldstecherobjekt werden. Allerdings handelt es sich bei Bressi um einen Schweifstern mit sehr geringer absoluter Helligkeit. Die Erfahrung lehrt, dass die Kerne solcher Objekte sich oft um die Zeit des Periheldurchgangs auflösen. So ist es im September 2011 Komet Elenin (C/2010 X1) ergangen, dessen Kern sang- und klanglos zu Staub zerfiel. Häufiger als der Totalzerfall kommt die Teilung des Kerns in 2 oder mehrere Bruchstücke vor. Beispiele dafür sind die Kometen C/2006 M4 (SWAN) und C/2001 A2 (LINEAR). Bei beiden zogen die Teilungsprozesse Helligkeitsausbrüche von mehreren Magnituden nach sich, wodurch sie überhaupt erst mit bloßem Auge sichtbar wurden. Da nun auch Komet Bressi ein ernsthafter Kernteilungskandidat ist, könnte aus dem Feldstecherobjekt plötzlich durchaus ein mit bloßem Auge sichtbarer Schweifstern werden. Allerdings ist er in Mitteleuropa erst wieder Anfang März am Morgenhimmel sichtbar.

Etwas anders ist die Situation bei Komet Lemmon (C/2012 F6). Er ist zur Zeit 2 – 3 Größenklassen heller als von den Ephemeriden prognostiziert. Hält dieser Trend an, so wird er um die Zeit seines Periheldurchgangs Ende März 2. oder 3. Größe erreichen, also bequem mit bloßem Auge sichtbar sein. Leider werden wir davon nichts haben, weil C/2012 F6 dann soweit südlich steht, dass er in Mitteleuropa nicht über den Horizont kommt. Die zur Zeit gute Helligkeitsentwicklung gibt allerdings auch Grund zum Misstrauen, denn sie entspricht dem klassischen Szenario „neuer“ Kometen, welche erstmals aus der Oortschen Wolke ins innere Sonnensystem gelangen. Auf eine zunächst überdurchschnittliche Helligkeitsentwicklung folgt bei einer kritischen Sonnendistanz von etwa 1,5 AE oft eine Stagnation oder sogar ein Einbruch der Helligkeit. Wenn Lemmon Anfang Februar diese Distanz deutlich unterschritten hat, wird man mehr sagen können.

Ganz gleich, wieviele Kometen 2013 tatsächlich mit bloßem Auge sichtbar sein werden – es wird auf jeden Fall ein spannendes Jahr der Kometen. [Stefan Krause]