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Merkurtransit – schon wieder ein Erfolg
3½ Jahre nach dem letzten Merkur-Durchgang, der an einem warmen Mai-Nachmittag vor dem Planetarium Bochum perfekt beobachtet werden konnte, hat es beim heutigen November-Transit doch tatsächlich ein weiteres Mal geklappt (hier ein Handy-Schnappschuss durch das Okular eines Refraktors mit Herschel-Keil) – jedenfalls im Zeitraum 14:45 bis 15:30 MEZ, der zwischen den Eintritt (13:35) und die Transit-Mitte (16:19) fiel. Und das kam so, auch in diesem Album von unten nach oben dokumentiert …
Rund um den Eintritts-Zeitpunkt, als nach einem kurzen Vortrag des Autors (und Koordinators der Beobachtungen) die meisten Besucher vor Ort waren, ging am echten Himmel gar nichts: Die Wolkendecke verschmierte das Bild dermaßen, dass nicht einmal der Sonnenrand zu erkennen war. So musste man sich zunächst mit Webcasts auf der Kuppel vergnügen, von denen dieser aus La Palma konsistent das beste Bild lieferte, alternativ wurde auch nach München und via MDR nach Radebeul geschaltet. Und draußen drehte Sat.1 NRW, wobei diese halbe Minute heraus kam …
Da schauten die beiden parallel montierten Teleskope des Gerätewarts Oliver Pollmann des Vereins Ad Astra noch vergebens vom Planetariums-Hügel über die Castroper Straße hinweg, und viele Besucher hatten bereits aufgegeben – aber plötzlich begannen Gegenstände Schatten zu werfen: Die Sonne wurde klarer! Bald war in Refraktor der Sonnenrand zu erkennen …
… und mit weiterem Ausdünnen der Wolken (das tatsächlich zwei Wettermodelle für 15 bis 16 Uhr prognostiziert hatten) auch der Merkur! Den erst nur der Autor, aber mit weiter steigender Transparenz dann auch einer der Besucher und schließlich alle deutlich sehen konnten. Und das nicht nur im Refraktor sondern auch dem H-Alpha-Teleskop, wobei fleißig durch beide fotografiert wurde – hier der allererste und zwei weitere Erfolge des Autors dabei. Schließlich versank die Sonne dann doch in einer nahenden Regenfront, aber eine Dreiviertelstunde war der letzte Merkurtransit für 13 Jahre zu verfolgen gewesen, der wieder zu faszinieren vermochte:
[Daniel Fischer]
Was ich beim Merkurdurchgang 2016 gelernt habe
Neues über den Merkur an sich, die Dimensionen des Sonnensystems oder sonst etwas Astrophysikalisches gehörte nicht zu den Lektionen, die aus einem neunstündigen Live-Event im & am Planetarium Bochum zum gestrigen Merkurtransit – über das auch ‚live‘ hier berichtet worden war – gezogen werden können. Aber eine Menge über praktische Astronomie, die Durchführung öffentlicher Beobachtungen und minimal notwendige Methoden, wenn es um „Kleinkram“ auf der Sonne geht, den weder SoFi-Brillen noch Projektion per Lochkamera zeigen können, die nur die Sonnenfinsternisse, Venus-Transite und große Flecken geeignet sind.
- Um größere Besuchergruppen gleichzeitig „unterhalten“ zu können, ist Sonnenprojektion das ideale Beobachtungsverfahren (Bilder 1, 2 und 5): Alle haben einen mehr oder weniger guten Blick auf das große Bild, an dem auch direkt etwas gezeigt werden kann. Zum Beispiel beim ‚Zelebrieren‘ des Merkur-Eintritts.
- Um dabei Sicherheitsrisiken durch versehentlich dem projizierenden Okular zu nahe kommende Besucher-Kleidung, -Finger oder gar -Augen zu verhindern, kann über das Okular eine Pappröhre gestülpt werden (Bilder 2 und 5), die die Projektion nicht be- aber jede Annäherung an die ‚Augenlinse‘ verhindert.
- Projizierte Sonnenbilder eignen sich auch für das Ablichten mit Kameras aller Art, wovon die Besucher in Bochum regen Gebrauch machten (Bild 2). Allerdings versagt oft der Autofokus: Da hilft es, entweder mit dem Finger auf das Motiv zu zeigen (Bild 4) oder auf den Rand des Projektionsschirms scharf stellen zu lassen und dann zum Objekt zu schwenken.
- Als ebenfalls sehr gut für öffentliche Beobachtungen des Transits geeignet erwies sich ein PST (Bilder 5 und 6) – aber nicht in der H-Alpha-Linie, sondern so weit daneben, dass alle Chromosphärenstruktur verschwindet und nur (knallrot und deutlich heller) die Photosphäre zu sehen ist: Gegen sie zeichnete sich der Merkur brilliant ab. Auch bei sehr tief stehender Sonne (Bild 6): Die Rötung und Dämpfung der Sonne durch die zunehmende Extinktion, die irgenwann zu einem Verschwinden des projizierten Bildes führt, schlägt kaum zu.
- Ideal war die Verwendung eines Zoom-Okulars für das PST: Je nach Bildhelligkeit und – durch schwankende Bewölkung modulierten – Kontrast konnte die Bildgröße optimal angepasst werden. Wobei der Merkur dann immer in einem bestimmten ’sweet spot‘ am deutlichsten zu sehen war. Auch in nur noch ca. 4 Grad Sonnenhöhe (Bild 6) war der Anblick famos – trotz nur 40 mm Öffnung und hoher Vergrößerung!
- Auch für das PST sind Smartphones (und Kompaktkameras mit kleinen Objektiven) als ‚Photonen-Schnorrer‘ geeignet, im Gegensatz ’normalen‘ Kameras: In direkter Tuchfühlung mit der Augenmuschel erfassen die Mini-Optiken einen größeren Teil des Gesichtsfeld, und ein paar Besuchern gelang so tatsächlich die Abbildung Merkurs.
- Ein preiswertes Fernglas genügt ohne Weiteres, um den Merkur klar sichtbar zu machen: entweder in Projektion, wie bereits im Vorfeld Experimente mit einem Sonnenfleck nahegelegt hatten – das ging sogar freihändig. Oder man montierte – sicher und ohne Licht-Lecks natürlich! – eine Polymer-SoFi-Brille vor ein Objektiv (und klebte das andere zu): Das gab bei einem 10×50 ein gestochen scharfes Bild mit sehr auffälligem Merkur.
- Besagte SoFi-Brille war auch für die Fotografie der halbwegs hoch stehenden Sonne mit einer simplen Kamera – hier einer alten Lumix FZ-48 – gut geeignet (Bild 3), wobei sich der knackscharfe Merkur besser als mancher Sonnenfleck ähnlicher Dimension durchsetzte. Seltsamerweise funktionierte eine Black-Polymer-Brille (der helleren, alten Art) diesmal besser als eine Aluminized-Mylar-Brille, sonst ist es oft umgekehrt. Bei nur noch wenige Grad hoch stehender Sonne waren allerdings alle SoFi-Brillen zu duster für gute Bilder: Dann lieferte „fotografische“ Sonnenfolie die besten Resultate (Bild 7).
- Auch eine frappierende Erkenntnis über die Erdatmosphäre lieferte der Merkurtransit 2016: Beim Eintritt war in großer Sonnenhöhe das Seeing ziemlich schlecht gewesen (wozu auch die notwendige Beobachtung über Teile des Planetariumsgebäudes hinweg beigetragen haben mag) – aber am Spätnachmittag war die Luftruhe bei nur halb so hoher Sonne dramatisch besser. Der Merkur war jetzt ein scharfes rundes Scheibchen und der Sonnenrand glatt(Bild 4), und viele ’neue‘ Flecken wurden sichtbar. Also: Die Sonnenhöhe ist für ein überzeugendes Bild viel weniger wichtig als andere Faktoren.
All diese technischen ‚Errungenschaften‘ verblassten aber vor der Begeisterung vieler der Besucher, die mitunter im Laufe des Tages mehrfach wieder kamen und in einigen Fällen auch eine der beiden anderen öffentlichen Beobachtungen in Bochum aufgesucht hatten: Die „Bedeutung“ des Ereignisses, das weniger durch seine visuelle Dramatik als seine große Seltenheit auffällt, wurde regelrecht aufgesogen. Auch die kosmischen Dimensionen, die in dem Live-Transit-Bild stecken, wurden goutiert Der heutzutage wichtige ‚Event-Charakter‘ stellte sich bei den meisten ganz von selbst ein – und mit am häufigsten wurde gefragt, wann’s denn das nächste Mal was zu sehen gäbe … [Daniel Fischer]
Öffentliche Beobachtungen zur großen Ausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“

Hobbyastronomen auf dem Museumsdach; Paul Hombach
Bereits 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie (IYA) stiegen Bonner Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) der Bundeskunsthalle auf’s Dach und boten an einem wolkenlosen Frühlingsabend für etwa 100 Leute eine öffentliche Himmelsbeobachtung an. Das wollte ich sehr gerne im Rahmen der großen Weltraum-Ausstellung „Outer Space“ wiederholen und setzte mich mit dem Museum in Verbindung und vor zwei Wochen erhielt ich schließlich die erhoffte positive Rückmeldung. Somit können diesmal auf dem Museumsplatz quasi direkt neben dem aufgebauten Ariane-5-Raketenmodell drei öffentliche Beobachtungen stattfinden. Direkt am Eröffnungstag (03. Oktober) wird es von 11 bis 14 Uhr eine Sonnenbeobachtung geben und für ein Halloween-Familiennachmittag (31. Oktober) bzw. vor einem Space-Konzert mit dem WDR-Funkhausorchester (29. November) soll jeweils zwischen 18 und 20 Uhr eine Mondbeobachtung stattfinden; der Teleskopaufbau beginnt eine halbe Stunde vorher. Natürlich finden diese Beobachtungstermine nur bei entsprechend klarem Himmel statt und da bleibt mir nur zu sagen: Clear Skies! [Nico Schmidt]
01. August: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Ein Blick auf den Flyer zum großen Astronomie-Veranstaltungsprogramm 2014 zeigt, dass in genau einer Woche die nächste öffentliche Beobachtung stattfindet. Am 01. August ab 22:00 Uhr laden wie schon einige Male dieses Jahr Bonner Hobbyastronomen erneut zum Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) in Bonn-Endenich ein. Durch die aufgebauten Teleskope können der Sichelmond mit seinen unzähligen Kratern sowie die Planeten Mars und Saturn (das Foto oben zeigt, wie am selben Ort vor gut einem Jahr eine außergewöhnliche globale Saturnbeobachtung stattfand) beobachtet werden. Weitere Ziele in den Sternbildern an einem sommerlichen Abendhimmel werden Doppelsterne, Kugelsternhaufen oder Planetarische Nebel sein. Hinweis: Da für die Veranstaltung kein Ausweichprogramm geplant ist, findet die öffentliche Beobachtung nur bei geeigneten Wetteraussichten statt. [Nico Schmidt]
31. Mai: Öffentliche Beobachtung in Bonn-Endenich
Wenn der Himmel am Samstagabend es zulässt, laden Bonner Hobbyastronomen ab 22:00 Uhr erneut zu einer öffentlichen Beobachtung ein; ab etwa 21:30 Uhr werden wir in der Dämmerung die Teleskope aufbauen. Zurzeit sehen die Wetterprognosen für übermorgen nicht ganz so schlecht aus, so dass die Aktion hoffentlich nicht wie unsere letzten angekündigten Himmelsbeobachtungen ausfallen muss. Beobachtet wird diesmal am Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) in Bonn-Endenich, wo schon so manche öffentliche Beobachtung stattgefunden hat; wie etwa – wie im obigen Foto zu sehen – unser gelungener Beobachtungsabend zum weltweiten Saturn-Winken letzten Juli. Bei der Beobachtung von Jupiter, Mars (später vielleicht noch Saturn), der sehr schmalen Mondsichel und anderen interessanten Himmelsobjekten freuen wir uns auf zahlreiche Besucher und nette Gespräche. [Nico Schmidt]
Großartige Beobachtungsaktion mitten in Bonn mit 105-Zoll-Power!
Am 08. März fand bereits zum 7. Mal die Internationale Bürgersteig-Astronomie-Nacht (International Sidewalk Astronomy Night, kurz ISAN 7) statt, bei der weltweit zahlreiche öffentliche Beobachtungsaktionen durchgeführt wurden. Von Australien bis Peru, von Tokio bis Kreta, von Dublin bis Los Angeles – überall standen an diesem Tag Sternfreunde mit ihren Fernrohren bereit, um Passanten auf der Straße die unzähligen Krater des Mondes, Jupiter mit seinen vier hellsten Monden und andere Wunder des Nachthimmels zu zeigen. In Deutschland waren z.b. Hobbyastronomen in Regensburg, Ingolstadt, Hamburg, Aachen und zum ersten Mal auch in Bonn bei der globalen Veranstaltung dabei. Auf eigene Initiative hin hatte ich intern und extern (am Abend erfuhr ich erst, dass es doch eine kleine Ankündigung im General-Anzeiger Bonn gab) die Werbetrommel gerührt. Nahe der alten Argelanger-Sternwarte wollte ich mich zusammen mit anderen Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA; ein großes Dankeschön geht auch an Patrick Cremer von der Volkssternwarte Bonn) mitten in Bonn-Poppelsdorf treffen und letztlich hat alles so wunderbar geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Denn der 08. März fiel mitten in die Schönwetterkatastrophe, die Bonn anderthalb Wochen lang mit blauem Himmel und Sonnenschein pur versorgte. So fuhr ich bei schönstem T-Shirt-Wetter mit dem Alternativ-Programm in der Tasche zur Volkssternwarte, wo an der Einfahrt schon drei Sternfreunde standen. Und als gegen 18:30 Uhr die ersten Teleskope auf der Wiese aufgebaut wurden, kamen schon die ersten neugierigen Fußgänger, so dass schon in der Dämmerung die ersten staunenden Blicke auf die plastischen Krater des Halbmonds geworfen wurden.
Mit Blick auf das Poppelsdorfer Schloss und die Gründerzeitfassenden links und rechts der Wiese waren schließlich 11 Teleskope aufgestellt, was mit Öffnungen von 5 Zoll bis 16 Zoll insgesamt eine Power von 105 Zoll (2,7 Meter Gesamtöffnung) ergab! Und der Ansturm zeigte, dass kein Teleskop zu wenig aufgebaut war, jedes Fernrohr war von fragenden und staunenden Leuten umringt. Wegen des leicht dunstigen Himmels und sowieso wegen der Laternen blieb es meist bei den Mondlandschaften und Jupiter mit seinen hellsten Monden (einmal stellte ich auch den Orionnebel ein), aber sie bieten eh meist die beeindruckendsten Ansichten für Laien, die zum ersten Mal durch ein Okular schauen. Als sich der Andrang an meinem 12-Zöller etwas legte, fuhr ich auch ein paar Deep-Sky-Objekte an, jedoch ohne Erfolg. Lediglich das Galaxienpaar M 81/82 war erkennbar, aber die nachlassende Supernova 2014J war nur etwas für erfahrene Augen. Allerdings ging es auch ganz ohne Teleskop und so zeigte ich ebenso – bei den milden Temperaturen immer noch mit T-Shirt – die Wintersternbilder und erklärte z.b. die Mythologie um Orion, Stier und seinen beiden Jagdhunden. An diesem wunderbaren Abend gab’s viele interessante Gespräche, viele staunende Blicke durch die Fernrohre oder man versuchte sich an Mondfotos mit dem Handy und viele Leute staunten auch immer wieder über die unvorstellbaren Dimensionen am Himmel über Poppelsdorf. Außerdem ließ ich einem 17-jährigen Kölner Sternfreund direkt mal alleine Erfahrungen in der Bedienung eines Dobson-Teleskop sammeln, mit dem Ergebnis, dass er jetzt auf einen 10-Zöller spart. Alles in allem hat diese großartige Aktion ungemein viel Spaß gemacht. Schätzungsweise über 100 Leute schauten in etwa 3 Stunden bei unserem öffentlichen Beobachtungsabend vorbei, die letzten Teleskope wurden erst nach 22:00 Uhr abgebaut. Vielen, vielen Dank an alle Mitwirkenden, ob mit oder ohne Teleskop! Das war wirklich eine wunderbare Star Party mitten in Bonn! Bis zur nächsten Sidewalk-Astronomy-Veranstaltung.
Leider konnte ich zeitlich eingeschränkt nur Fotos von der Aufbauphase machen, aber KBA-Astrofotograf Michael Auster hat ebenso einige Bilder vom Poppelsdorfer Teleskoptreffen gemacht. [Nico Schmidt]
08. März: Öffentliche Beobachtung an der Poppelsdorfer Allee
Am 15. Januar 2014 starb im hohen Alter von 98 Jahren ein ganz Großer der Hobbyastronomie: John Dobson (kleiner Nachruf, deutsche Berichte von 2006 hier, hier und hier). Eigentlich kennt heute jeder Amateurastronom seine in den 1950er Jahren gemachte Erfindung des Dobson-Teleskops (Foto rechts), doch außerdem hat er wie kein Zweiter die Astronomie in die Öffentlichkeit gebracht. Er wollte nie etwas anderes machen, als seine ganze Faszination für den Nachthimmel mit den Leuten auf der Straße teilen und heute kann man sich gar nicht vorstellen, wievielen staunenden Fußgängern er die Sterne, Mond und Planeten näher brachte. John Dobson ist Mitbegründer der Organisation mit dem deshalb so treffenden Namen „Sidewalk Astronomers“. Wie der Begriff „Sidewalk Astronomers“ schon ahnen lässt, nehmen diese Hobbyastronomen die Bezeichnung Öffentlichkeitsarbeit wortwörtlich und kommen mit ihren Teleskopen in die Stadt, um auf dem Bürgersteig den Fußgängern einen kurzen Blick auf den Mond oder die Planeten zu ermöglichen. Jedes Jahr ruft die Vereinigung außerdem zu einem globalen Bürgersteig-Astronomie-Abend (ISAN, International Sidewalk Astronomy Night) auf, der nun am 08. März bereits zum 7. Mal stattfindet.
Ich als Besitzer eines Dobson-Teleskops finde es sehr wichtig (darum auch mein Aufruf), dass wir Bonner Sternfreunde uns diesmal an der weltweiten öffentlichen Beobachtungsaktion der „Sidewalk Astronomers“ beteiligen. Wir werden unsere Teleskope am 08. März auf der Wiese der Poppelsdorfer Allee in Höhe der Alten Sternwarte (Poppelsdorfer Allee 47) aufbauen, da dort schon einige öffentliche Beobachtungen durchgeführt wurden; die Aktion soll um 19:00 Uhr beginnen. Beobachtungsziele an diesem Abend werden der Halbmond mit seinen unzähligen Kratern, Jupiter mit seinen vier hellsten Monden, der helle Orionnebel und andere Hingucker des Frühjahrshimmels sein, vielleicht ist sogar auch noch eine aktuelle Supernova beobachtbar.
Und auch wenn der Himmel bedeckt sein sollte, wird an diesem Tag die Volkssternwarte Bonn (VSB; Foto links) auf dem Gelände der Alten Sternwarte geöffnet sein. Hier können sie Hobbyastronomen buchstäblich Schwarze Löcher in den Bauch fragen und außerdem wird im Kuppelraum in Erinnerung an John Dobson eine Präsentation zu sehen sein, die sich mit seinem Leben und vor allem mit der Bedeutung für die astronomische Öffentlichkeitsarbeit befasst. Denn Dobsons Idee, seine Vision und das Engagement werden weiter leben; nach seinem Vorbild bzw. der bereits Jahrezehnte alten Tradition wird es auch in Bonn weiterhin öffentliche Beobachtungen geben. [Nico Schmidt]
Das 150. Mal: Herzlichen Glückwunsch an den „Bonner Sternenhimmel“
Es war am 07. Januar 2000 bzw. gestern vor 14 Jahren, als in Bonn-Endenich die allererste Veranstaltung des „Bonner Sternenhimmels“, eine gemeinsame Kooperation der Volkssternwarte Bonn (VSB) und des Argelander-Instituts (AIfA), stattfand. Und wie Peter Oden, Vorstandsmitglied des Vereins, berichtet, konnten in dieser Zeit fast 5.000 Besucher zu astronomischen Vorträgen mit – wenn’s der Himmel mal zulässt – anschließender Beobachtung begrüßt werden. Zudem feierte die beliebte Veranstaltungsreihe kürzlich am 20. Dezember ihr 150. Jubiläum. Dem „Bonner Sternenhimmel“ gratulierte überraschenderweise sogar der Bonner Sternenhimmel höchstpersönlich – mit einem wolkenlosen Abend.
Wie der Titel „Die kosmische Zahl 150“ schon verrät, ging es diesmal zum Jubiläumsvortrag nicht um handfeste Forschung, sondern eher um eine unterhaltsame Spurensuche nach der Zahl 150. Sie reichte von der Astronomischen Einheit (AE = 150 Millionen Kilometer) über 150 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien bis zum berühmtesten Astronomen Bonns. Denn vor genau 150 Jahren veröffentlichte Argelander seine bekannte „Bonner Durchmusterung“ (Bild 3); auch die ebenfalls 1863 stattgefundene Gründung der Astronomischen Gesellschaft (AG), an die Argelander nicht unerheblichen Anteil hatte, fand Erwähnung. Und da die Veranstaltung zur „Kometenzeit in Bonn“ gehörte, durften natürlich die Kometen nicht fehlen (Bild 4), wobei auf dem Flur eine Ausstellung mit vielen schönen Bildern von Schweifsternen gezeigt wurde. Anschließend ging es in zwei Gruppen hoch zum 50cm-Teleskop auf dem Institutsdach. Nach dem ersten Objekt gab es dann leider schwere Probleme mit der Kuppel- und Teleskoptechnik, während durch den Spalt die Sterne funkelten. Die Wartezeit wurde mit Humor genommen oder man kam ins Gespräch und astronomische Fragen wurden gestellt, bis das Teleskop endlich Jupiter ansteuerte.
Danach gab ich noch vor der Eingangstür des Instituts einem Vater mit seinem Sohn einen kleinen Einführungskurs in Sachen Teleskopbedienung. In ihrem 130mm-Spiegelteleskop zeigte ich ihnen den Mond mit unzähligen Kratern, den Orionnebel, das Siebengestirn und natürlich Jupiter mit zwei Wolkenbändern und seinen Monden. Dieser klare und scharfe Anblick des Riesenplaneten überraschte mich, denn am großen 0,5-Meter-Teleskop auf dem Dach waren auf Jupiter selbst keinerlei Einzelheiten erkennbar, nicht einmal seine Abplattung. Vater und Sohn zeigten sich sehr begeistert und waren überrascht, was ihr Fernrohr trotz des störenden Umgebungslichts alles zeigen kann, wovon sich auch andere Leute überzeugten.
Und noch ein Programmhinweis: Am kommenden Freitag, 10. Dezember, findet die Abschlussveranstaltung zur „Kometenzeit in Bonn“ statt. Sie findet im Rahmen des 151. „Bonner Sternenhimmels“ statt und beginnt um 19 Uhr.
Allgemeine Termininformationen zur erfolgreichen Reihe „Bonner Sternenhimmel“ finden sich wie gewohnt hier und hier. [Nico Schmidt]
Astronomie zum Anfassen für fast 600 Kinder
Heute vor einer Woche öffnete am Tag der deutschen Einheit das Argelander-Institut in Bonn-Endenich seine Türen vor allem für kleine Entdecker und Sternfreunde. Der Maustag, zu dem fast 600 Kinder kamen, fand aber nicht nur in den Institutsräumen statt. Draußen bei viel Sonnenschein wurde spielerisch das Sonnensystem nähergebracht, wobei ein kleiner aber maßstabsgerechter Planetenpfad abgelaufen und anschließend die unterschiedlichen Umlaufzeiten der inneren Planeten (darum standen Saturn und Co. am Rand) aktiv verdeutlicht wurden. Über den Sonnenschein freute sich auch Jörg Stegert, der als einziges Mitglied von der Volkssternwarte Bonn an der Veranstaltung mitmachte und ab 10 Uhr die Stellung an zwei Sonnenteleskopen hielt. Sehr viele Kinder und ihre Eltern, sogar die kleine Mondastronautin Amelie Armstrong, konnten so einen kurzen Blick auf unseren Stern im Weißlicht mit einigen kleinen Sonnenflecken werfen oder sahen eine Eruption auf der roten Sonne im H-alpha-Licht. Und nebenbei wurden allerhand Fragen zu Sonne, Mond und Sternen, von Schwarzen Löchern, außerirdischem Leben bis zum Fernrohrkauf beantwortet. Das Wetterglück hielt erstaunlich lange und erst gegen 17 Uhr, eine Stunde vor dem Ende des Maustags, wurden die Teleskope wegen aufkommender dichterer Bewölkung abgebaut.
Schlange stehen hieß es nicht nur vor dem großen Teleskop auf dem Institutsdach, schon am Eingang musste man Wartezeiten in Kauf nehmen. Drinnen konnten die Kinder dann an mehreren nach griechischen Musen benannte Stationen auf Entdeckungsreise gehen. Besonders im mit Planeten dekorierten großen Hörsaal waren Kometen das Hauptthema. Neben vielen historischen Kometendarstellungen hingen hier auch von Kindern gezeichnete Kometenbilder und es konnten sogar Schweifsterne gebastelt werden, außerdem wurde in Vorträgen auf die schon am 03. November startende “Kometenzeit in Bonn” hingewiesen. An anderen Stationen erfuhr man beispielsweise etwas zum All-Tag der Astronauten auf der Raumstation ISS, bei „Klio“, der Muse der Geschichte, konnte man „Märchen des Himmels“ zuhören und bei der Muse der Tragödie ging es natürlich um den Ex-Planeten Pluto. Die Station der Muse der Musik war ideal mit Astronom und Posaunist Michael Geffert, der längst durch seine vielen Vorträge bekannt ist, besetzt. Hier konnte man ultraschnellen Radiopulsen von Pulsaren lauschen oder am Keyboard eine Sternkarte – mit Notenschlüssel – der „Bonner Durchmusterung“ hörbar machen. Klopfzeichen und ein Fadenkreuz am Bildschirm sollten die 7-jährige Arbeitsweise verdeutlichen, mit der dieser bekannte Bonner Sternkatalog unter Arelanders Leitung entstanden ist und 1863 – also vor genau 150 Jahren – herausgegeben wurde. Egal ob spacige Weltraumbuttons ausmalen oder echte Radioastronomen mit Fragen löchern – Spaß werden die kleinen Entdecker auf jeden Fall gehabt haben. [Nico Schmidt]
Tolle Sonnenbeobachtung beim DLR – auch ohne Sonne
„Es ist immer wieder beeindruckend in die unzähligen begeisterten Gesichter zu blicken, die mit Neugier durch unsere offenen Türen strömen“, freute sich DLR-Chef Johann-Dietrich Wörner am Sonntag, und ergänzte: „Der Tag der Luft- und Raumfahrt 2013 war ein voller Erfolg.“ Vorab wurden zwar 70.000 bis 80.000 Leute erwartet, letztlich kamen rund 30.000 Besucher trotz Wahlsonntag zum DLR nach Köln-Porz. Klein und Groß, Jung und Alt konnten von 10 bis 18 Uhr Luft- und Raumfahrt hautnah erleben und sprichwörtlich Astronauten über die Schulter schauen (Bild oben). So stellte z.b. Alexander Gerst seine sechsmonatige Mission auf der Raumstation ISS vor, die im Mai 2014 beginnen wird. Und bei all der Technik aus Luft- und Raumfahrt (z.b. sind es nur noch 14 Monate bis zur Kometenladung von Rosetta) konnte man auch schon mal ein paar fiktiven Figuren aus dem Star-Wars-Universum über den Weg laufen.
Am Standort 130 hatten wir Sternfreunde unser Lager aufgeschlagen. Organisiert von der VdS (Vereinigung der Sternfreunde) trafen sich hier zur Sonnenbeobachtung Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreffs (KBA), der Volkssternwarten Bonn (VSB) und Köln und der Sternfreunde Erftststadt. Insgesamt standen acht Sonnenteleskope, zwei Spektroskope und ein Sonnen-Projektorkasten bereit …
… und sogar vor dem offiziellen Beginn kam schon der erste Besuch. Heinrich Sommerkorn von den Sternfreunden Erftstadt hatte statt ein Fernrohr mehrere Schautafeln dabei, um so die großen Zusammenhänge zwischen den Sternen, der Erde und dem Leben zu erläutern. Für ihn ist allein die Betrachtung der Natur ein Wunder und allgegenwärtig.
Wie ich vorab noch geschrieben hatte sah die Wetterprognose für die Sonnenbeobachtung eigentlich ganz gut aus, aber in den acht Stunden gab es leider nur 10 Sonnenminuten. Eine kleine Wolkenlücke mit 10 Minuten Sonnenschein und Schattenfall. Ansonsten konnte sie einfach nicht die graue Wolkendecke über dem Rheinland auflösen. Einzig mein ausgeliehenes Handspektroskop und der DADOS-Spektrograf an einem Teleobjektiv konnten genug Tageslicht sammeln, um ein paar Fraunhoferlinien zu zeigen. So wurden Kinder zu Chemikern der Sonne und sahen z.b. Natrium, Eisen und Magnesium in den bunten Regenbogenfarben, während man den Eltern etwas von Spektralanalyse in der Astrophysik, von Doppler-Effekt und Atomphysik und der Schlüsselentdeckung durch Fraunhofer vor 200 Jahren erzählen konnte.
Aber an den acht Sonnenteleskopen schlug die Stimmung nie in Trübsal um, denn auch ohne Sonnenschein kamen den ganzen Tag über sehr viele interessierte Leute vorbei. Über Teleskoptechnik, Astrofotografie und den Einstieg ins Hobby bis zu kosmologischen und selbst philosophischen Fragen wurde sich unterhalten; auch die astronomischen Vereine konnten sich so ausführlich vorstellen. Die Sonnenbeobachter in spe schwenkten stattdessen auf entfernte terrestrische Ziele, erklärten Fotos oder zeigten etwas digitale Astronomie auf dem Tablet oder Smartphone.
Selbst der 12-jährige Tobias bewies mit seinem Teleskop Ausdauer.
Auch das Handylicht wurde spektroskopiert.
Die Teleskopaktion unter geschlossener Wolkendecke hätte natürlich mit dem erhofften Sonnenscheinanteil noch viel mehr Spaß gemacht, aber dennoch war es ein schöner Veranstaltungstag. Immerhin gab es keinen Regen und dafür sehr viele nette Gespräche. Nach gut 13 ½ Stunden auf den Beinen bin ich um kurz nach 21 Uhr zu Hause angekommen, wo ich endlich die Füße hochlegen konnte und erstmal meine heisere Stimme bemerkte. Und schon jetzt gibt es die ersten Stimmen von denen, die im September 2015 wieder dabei sein wollen. Ich auch.
Während des Abbaus hatten wir übrigens noch eine unheimliche Begegnung der dritten Art, wobei die Interpretation von Higgs-Teilchen bis zu mutiertem Marienkäfer reichte. [Nico Schmidt. NACHTRAG: Ein Bericht von der Volkssternwarte Bonn (VSB) und unser Teleskoppark von oben]