Kann man den Bau einer Volkssternwarte „crowd-funden“?

Das Problem wird Kennern der Bonner Volks-Astro-Szene nicht unbekannt sein: Teleskope sind vorhanden, auch potenzielles Personal, das damit gerne Astronomie für die Bevölkerung betreiben möchte – aber es fehlt das Geld für den Bau eines festen Gebäudes für diesen Zweck, einer Volkssternwarte im eigentlichen Wortsinne. So ergeht es sein nunmehr gut drei Jahren der Volkssternwarte Bonn, die korrekterweise eigentlich ein „in spe“ im Titel tragen müsste, weil eine feste Sternwarte eben seit nunmehr 40 Jahren nur eine Vision ist. Die Teleskope aber nicht: Im März 2009 stimmte eine Mitgliederversammlung der VSW Bonn einhellig gegen den damaligen Vorstand und für das Angebot des Argelander-Instituts für Astronomie, zwei dicke Teleskope auf dem Institutsdach (Bild oben) als Grundstock der ersten echten Bonner Volkssternwarte zu übernehmen; ein Bild dokumentiert den historischen Augenblick.

Der Abbau der Teleskope folgte gleich im nächsten Monat – aber seit nunmehr 37 Monaten warten sie, eingelagert bei einem Mitglied, auf ein neues Zuhause. Das zu finanzieren, gäbe es, mangels vermutlich nicht ausreichenden Eigenmitteln, drei Möglichkeiten: die öffentliche Hand (derzeit wohl utopisch), Groß-Sponsoren aus der lokalen Wirtschaft (keine in Sicht) – und viele Kleinspender, die es zusammen stemmen. Das hat in NRW schon mindestens einmal geklappt, bei der Volkssternwarte Ennepetal nämlich. Die finanzierte ihr schmuckes Vereinsheim neben der Teleskopkuppel durch zahlreiche Sponsoren, darunter auch viele Privatleute, die nicht namentlich genannt werden wollen, warum auch immer.

Genau denselben Weg will nun auch ein Volkssternwarten-Projekt in den USA im Bundesstaat New York gehen, das Teleskope aber kein Gebäude dafür hat: Große und kleine Spenden werden nun gesucht. Wobei es sicher hilfreich ist, dass die Initiative von einer prominenten jungen Amateurastronomin ausgeht, die mit 14 Jahren eine Supernova entdeckte und später Ehrengast auf Präsident Obamas Starparty zum IYA war (im Bild rechts). Warum eigentlich sollte derartiges „Crowd-Funding“ nicht – nach gezielter Promotion des Projekts, mit oder ohne Astro-Stars – eigentlich auch in Bonn funktionieren? Eine Art Präzedenzfall aus der Bonner Wissenschafts-Vermittlung gäbe es sogar: Die Anschaffung eines prächtigen Riesen-Minerals durch ein Museum der Uni wurde Anfang diesen Jahres auch durch viele Kleinspender zusammen ermöglicht … [Daniel Fischer]

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Veröffentlicht am 18. Mai 2012 in Projekt Sternwarte und mit , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare.

  1. Ich halte den Weg des Crowdfunding für absolut gangbar! Allerdings braucht man dafür eine funktionsfähige Infrastruktur im Hintergrund (Verein), deren Vorstand in seiner Gesamtheit mit Herzblut und Engagement hinter solchen Aktivitäten steht und sie voran treibt anstatt durch Mitgliederabstimmung offensichtlich erst zur Tätigkeit genötigt werden zu müssen.

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